Mörser (Heraldik)
Der Ausdruck Mörser (v. lat. mortari, „zermalmen“) bezeichnet in der Heraldik zwei unterschiedliche gemeine Figuren:
- Mörser (Werkzeug)
(frz.: mortier d'apothicaire; engl.: mortar): in Anlehnung an ein dickwandiges Gefäß zum Zerstoßen von Pflanzenteilen oder Ähnlichem mittels eines Stößels (Pistill)
- Mörser (Geschütz)
(frz. mortier de guerre; engl.: mortar): in Anlehnung an ein Geschütz mit einem kleinen Verhältnis zwischen Rohrlänge und Kaliber
Blasonierung
Welche der beiden gemeinen Figuren in einem Wappen geführt wird, sollte in der Wappenbeschreibung durch einen wie auch immer gearteten eindeutigen, unverwechselbaren und genauen Ausdruck ersichtlich sein (zum Beispiel: „Apotheker-Mörser“, „Geschützmörser“ oder ähnliches).
Geschieht dies nicht, sind Verwechselungen oder gewollte/nicht gewollte Eigentümlichkeiten wie im Fall der Familie von Broesigke nicht zu vermeiden. Diese führten angeblich redend ursprünglich drei schräggestellte goldene Bienenkörbe in Blau. Im Laufe der Jahrhunderte interpretierte man diese als mörserartige Becher (in Anlehung an das Schenkamt, das die Familie innehatte), dann als „Apotheker-Mörser“ und zuletzt als „Geschützmörser“.[1]
„Mörser: Steilfeuergeschütz zum Bekämpfen stark gedeckter Ziele. Die meisten als Wappenbilder vorkommenden Mörser dürften auf die Apotheken-Mörser zurückzuführen sein, wie die drei im Wappen der brandenburgischen Familie von Brösigke befindlichen Mörser, da diese Familie vor der Erfindung des Schießpulvers im 13. Jahrhundert geadelt wurde und das Wappen annahm. Militärische Mörser befinden sich zum Beispiel im Wappen der Grafen Luckner.“
Mörser als Werkzeug in der Heraldik
Darstellung
Das Werkzeug Mörser erscheint in der Heraldik mit und ohne Stößel/Pistill. Wird der Stößel in der Wappenbeschreibung nicht erwähnt, ist seine Darstellung zusätzlich zum Mörser optional; wird ein Stößel explizit blasoniert, ist er fester Bestandteil eines Wappenbildes und immer mit dem Mörser aufzureißen. In diesem Fall ist auch die Position des Stößels im Mörser zu melden (zum Beispiel: nach vorn, schräglinks, schrägrechts).
Die genaue Form/Art des Mörsers ist zu melden (zum Beispiel: behenkelt, Fantaschale/Patene, Reibschale und so weiter). In der Tingierung gibt es neben den gewöhnlichen heraldischen Farbregeln keine Beschränkung. Andersfarbige Henkel, Stößel oder ungewöhnliche Verzierungen sind zu melden.
Galerie
Verbreitung
Das Werkzeug Mörser findet sich zum Beispiel in den Familienwappen Stampfli (von Aeschi, Solothurn)[3], Runge[4], Eck[5], Zehnder[6] und so weiter.
Mörser als Geschütz in der Heraldik
Das Geschütz Mörser ist eine gemeine Figur in der Heraldik der neueren Zeit. In der älteren Heraldik wurde das Motiv nicht verwendet.
Darstellung
Dargestellt wird das Motiv in der Heraldik fast ausnahmslos als Waffe aus der Anfangszeit seiner Erfindung (15. Jahrhundert). Mörser im weiterentwickelten Sinn (zum Beispiel als moderne Granat- oder Minenwerfer) sind definitiv unheraldisch; wobei auch Mörser des 15./16. Jahrhunderts, wenn sie in Wappen dargestellt sind, streng genommen nicht zur Heraldik im klassischen Sinn zählen.
Galerie
Wappenbilderordnung
- Das Werkzeug Mörser wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 9148 aufgenommen.
- Das Geschütz Mörser wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 9675 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Anlage: Namen und Wappen der Familie von Broesgke. In: Jahrbuch Für Genealogie, Geraldik und Sphragistik. Herausgeben von der Kurländischen Gesellschaft Für Literatur und Kunst. 1894.
- ↑ Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S.
- ↑ Siehe: Stampfli (Aeschi), Stampfli (Solothurn), Stampfli (Solothurn, ehemals von Bolken und Burgäschi)
- ↑ Siehe: Familienwappen Runge auf greve.de
- ↑ Siehe: Familienwappen Eck auf greve.de
- ↑ Siehe: Zehnder (Eriswil)