Mörser (Heraldik)

Aus Heraldik-Wiki
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Mörser (Gefäß)
 
faktisch
(1511; Rijksmuseum)
 
in der Heraldik
(als Werkzeug; nach WBO 9148)
Mörser (Geschütz)
 
faktisch
(15. Jhr., Pumhart von SteyrW-Logo.png)
 
in der Heraldik
(als Geschütz; nach Siebmacher; vgl. WBO 9675)

Der mehrdeutige Ausdruck Mörser (v. lat. mortari, „zermalmen“) bezeichnet in der Heraldik zwei unterschiedliche gemeine Figuren:

Gefäßmörser versus Geschützmörser

Welche der beiden gemeinen Figuren in einem Wappen geführt wird, sollte in der Wappenbeschreibung durch einen wie auch immer gearteten eindeutigen, unverwechselbaren und genauen Ausdruck ersichtlich sein (zum Beispiel: „Apotheker-Mörser“, „Geschützmörser“ oder ähnliches).

Geschieht dies nicht, sind Verwechslungen oder gewollte/nicht gewollte Eigentümlichkeiten wie in der Wappengeschichte der Familie von Broesigke nicht zu vermeiden.

alternative Beschreibung
1605/1612: Drei „Mörsner“ (Wappen derer von Broesigke; nach Altem Siebmacher: Märkische, S. 177)
Wappen derer von Broesigke: Vom Bienenkorb zum Mörser

Das Wappen derer von BroesigkeW-Logo.png – in Blau drei indefinite goldene Figuren, die im Alten Siebmacher von 1605/1612 als ‚Mörsner‘ beschrieben wurden – wurde im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich interpretiert. Paul Wilhelm deutet die drei Figuren als „drei schräggestellte goldene Bienenkörbe“, vorgeblich eine redende Symbolik (Broesigke = Nachfahren des „Ambrosius“; Bienenkörbe sind Bezeichen des Hl. AmbrosiusW-Logo.png)[1]. Andere Autoren sehen in den drei Figuren „mörserartige Becher“ (in Anlehung an das Schenkamt, das die Familie innehatte); dann hielt man die Figuren für „Apotheker-Mörser“ und zuletzt für „Geschützmörser“.[1] Gegen diese letztgenannte Deutung sprachen sich Heraldiker wie Maximilian Gritzner und Gert Oswald aus, da zu der Zeit, als die von Broesigke ihr Wappen annahmen, Geschützmörser in Europa noch nicht gebräuchlich waren.

Mörser: Steilfeuergeschütz zum Bekämpfen stark gedeckter Ziele. Die meisten als Wappenbilder vorkommenden Mörser dürften auf die Apotheken-Mörser zurückzuführen sein, wie die drei im Wappen der brandenburgischen Familie von BrösigkeW-Logo.png befindlichen Mörser, da diese Familie vor der Erfindung des Schießpulvers im 13. Jahrhundert geadelt wurde und das Wappen annahm. Militärische Mörser befinden sich zum Beispiel im Wappen der Grafen Luckner.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[2]

Mörser als Werkzeug/Gefäß

Das Werkzeug-/Gefäßfigur Mörser ist dem Idealbild des gleichnamigen Gegenstandes (Mörser (Werkzeug)W-Logo.png) nachempfunden und erscheint in der Heraldik mit und ohne Stößel/Pistill. Wird der Stößel in der Wappenbeschreibung nicht erwähnt, ist seine Darstellung zusätzlich zum Mörser optional; wird ein Stößel explizit blasoniert, ist er fester Bestandteil eines Wappenbildes und immer mit dem Mörser aufzureißen. In diesem Fall ist auch die Position des Stößels im Mörser zu melden (zum Beispiel: nach vorn, schräglinks, schrägrechts).

Die genaue Form/Art des Mörsers ist zu melden (zum Beispiel: behenkelt, Fantaschale/Patene, Reibschale und so weiter). In der Tingierung gibt es neben den gewöhnlichen heraldischen Farbregeln keine Beschränkung. Andersfarbige Henkel, Stößel oder ungewöhnliche Verzierungen sind zu melden.

Verbreitung

Das Werkzeug Mörser findet sich zum Beispiel in den Familienwappen Stampfli (von Aeschi, Solothurn)[3], Runge[4], Eck[5], Zehnder[6] und so weiter.

Mörser als Geschütz

Geschützsmörser (Abbildung von 1547)

Die Geschützfigur Mörser ist dem Idealbild der gleichnamigen Waffe (Mörser (Geschütz)W-Logo.png) nachempfunden. Sie erscheint erst in der Heraldik der neueren Zeit. In der Frühzeit des Wappenwesens ist das Motiv nicht gebräuchlich. Dargestellt wird die gemeine Figur fast ausnahmslos als Waffe aus der Anfangszeit seiner Erfindung in Europa (15. Jahrhundert). Mörser im weiterentwickelten Sinn (zum Beispiel als moderne Granat- oder Minenwerfer) gelten als unheraldisch; wobei auch Mörser des 15./16. Jahrhunderts, wenn sie in Wappen dargestellt sind, streng genommen nicht zur Heraldik im klassischen Sinn zählen.

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Das Werkzeug Mörser in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Paul Wilhelm: Anlage: Namen und Wappen der Familie v. Broesigke. 1894. In: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik. Hrsg.: Kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst. Mittau, 1895. S. 19 f. (Google)
  2. Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S.
  3. Siehe: Stampfli (Aeschi), Stampfli (Solothurn), Stampfli (Solothurn, ehemals von Bolken und Burgäschi)
  4. Siehe: Familienwappen Runge auf greve.de
  5. Siehe: Familienwappen Eck auf greve.de
  6. Siehe: Zehnder (Eriswil)