Barte (Heraldik)
Der Ausdruck Barte (auch Barde, Parte; mittelhochdeutsch barte; althochdeutsch barta/partâ; französisch hache oder doloire; englisch hatchet oder battle-axe; Zugehörigkeitsbildung zu „Bart“: „die Bärtige“, in Ahnlehnung an den „Bart an der Axt“ oder an das Beileisen, das vom Stiel eines beil-/axtartigen Werkzeugs „wie ein Bart“ herabhängt; heute oft als Beil blasoniert) ist seit dem 11. Jahrhundert bezeugt und steht für
- Allgemein: mittelalterliche „Sammelbezeichnung für Beile“ (oder Äxte) verschiedener Art (Bergbarte, Binderbarte, Breitbeil etc.)[1]
- Speziell: „kurzgestielte Streitaxt“ der Reiter[1]
- Umgangssprachlich: „Kurzwort für Ausdrücke mit dem Endwort -barte“ (wie Hellebarte, Bergbarte, Binderbarte, Fleischbarte, Wurfbarte)
- Heraldisch: in Wappenbeschreibungen eine allgemeine Bezeichnung für eine Gemeine Figur, die in Wappen in Form eines Beiles (oder einer Axt) dargestellt wird, wobei die genaue waffentechnische oder werkzeugkundliche Ausprägung der Wappenfigur je nach Zeitgeist, Kultur, Genius loci oder besonderer Wappenhistorie variiert. In den jüngeren Wappenbilderordnungen und in der aktuelleren heraldischen Fachliteratur sind andere Ausdrücke für beil-/axtartige Motive gebräuchlich (zum Beispiel „Beil“, „Axt“, „Hackbeil“ et cetera). Die „Barte“ wird dort meist nur am Rande als veraltete Bezeichnung erwähnt.
Darstellung und Blasonierung
Es gibt viele Varianten, wie eine Barte in einem Wappen erscheint und keine annähernd vollständige oder widerspruchsfreie Klassifizierung oder Übersicht zu allen Formen von Äxten und Beilen, die der gemeinen Figur Barte als Vorlage zugrunde liegen. Die Barte wird in Wappen teilweise als historische Kriegswaffe (Streitaxt oder Streitbeil), teilweise als örtliches Traditionswerkzeug aus der Forst-/Zimmermannsarbeit beziehungsweise der Holzbearbeitung (Breitbeil), aber auch in Form eines anderen Beiles oder einer anderen Axt mit längstehendem Blatt (Keil, Kopf, Klinge) dargestellt.
„(Die Barte) diente dem Zimmermann wie dem Krieger.“
James Parker zeigt 1894 eine unvollständige Auswahl von Äxten und Beilen und deren Bestandteile, wie man sie auch unter der Bezeichnung „Barte“ in der Heraldik oder in Wappen findet:
Beil (allgemein),
WBO-Code: 9311
(engl.: common hatchet)Turner's Axt (aus dem Wappen der Turners Company, die bis 1189 zurückreicht.
(engl.: Turner's Axt)Schlachteraxt, Fleischer-, Metzger-, Küchen- oder Hackbeil
WBO-Code: 9313
engl.: frz.: couperet, slaughter-axe, chopper, cleaverStreitaxt, Sturmfeder
WBO-Code: 9659
(frz.: hache d'armes; engl.: Battle axe)Schottische Streitaxt (Lochaber-Axt)
engl. lochabar axe oder scotch axe)Dänenaxt, Dänische Axt
(auch Breitaxt/Breiðöx, Wikingeraxt, skandinavische Axt; engl.: Dane Axe)Hellebarde
WBO-Code: 9657
(frz.: hallebarde; engl.: pole-axe, halbert, halberd)Pickel
WBO-Code: 9508
engl.: PickaxeSteinbeil bzw. Zahnfläche
Kopf einer Axt der Steinhauer, Steinsetzhammer, Setzhammer
(engl.: chipping-axe)
Die Richtung von Kopf (bzw. Klinge) der Barte ist zu beschreiben, wenn sie der heraldisch üblichen Stellung (heraldisch nach rechts) abweicht. Wie viele Langwaffen/Stielwerkzeuge wird auch die Barte machmal mit einer zweiten gemeinen Figur im Wappen schräggekreuzt.
Barten erscheinen in Wappen in allen heraldischen Farben (manchmal auch in in natürlicher Farbe). Ob sie komplett einfarbig tingiert oder Blatt/Klinge/Kopf und Schaft/Stiel in unterschiedlicher Tinktur erscheinen, ist zu melden. Die Barte ist nicht nur im Wappenschild gebräuchlich, sondern auch im Oberwappen als Helmzier.
Abgrenzung
Beil-/axtartige Motive mit querstehenden Blättern/Klingen werden in der der abendländischen Heraldik explizit nicht als Barte, sondern als Dechsel, Hacke oder mit einem anderen Ausdruck gemeldet.
Die spezifischen Darstellungen des Wappenmotivs „Barte“ erlauben manchmal eine genauere Bestimmmung der Entstehungs- und Verwendungszeiten, der Verwendungzwecke, Bauarten und lokalen Ausprägungen von realen Beilen und Äxten, da sich die Vorlagen auf die heraldische Motiverscheinung ausgewirkt haben. Grundsätzlich ist bei der historischen und kulturellen Einordnung jedoch das Prinzip der heraldischen Stilisierung in Rechnung zu stellen, durch das detaillierte Merkmale mitunter stark vereinfacht, verfehlt oder unerkennbar dargestellt sind.
Symbolik
- Die Barte bzw. spezifische Ausprägungen von Äxten und Beilen sind Zunftinsigne der Forstleute, direkter Holzbearbeiter wie der Zimmerer, aber auch der Müller oder der Bergleute (Bergbarte), bei denen die Holzbearbeitung (Mühlrad- und Wasserbau, Stollenbau) eine bedeutende Rolle spielte.
- Die Barte als Ordenszeichen meint meist ein zur unkriegerischen Arbeit eingesetztes Werkzeug, wie es beispielsweise seit 1448 beim aragonesischen Orden der Damen von der Axt zu sehen ist. Auch der Orden der alten Hacke im polnischen Liegnitz lehnt sich an eine werkzeugtechnische Symbolik der Barte nicht an eine militärische an.
- Dagegen zeigt das Wappen von Tobor, das als eines der ältesten polnischen Wappen gilt und das erste Wappen der polnischen Ritterschaft gewesen sein soll, die Barte als Streitaxt.
- Wenn auf einem Wappen zwei Barten kombiniert dargestellt werden, gibt der Wappeninhaber zu verstehen, dass er sowohl kriegerische als auch friedliche Tätigkeiten beherrscht.
Verbreitung
Staaten wie Kenia und Belize bedienen sich für ihr Wappen der Barte; in Norwegen zeigt das Staatswappen einen bartehaltenden Löwen, zudem ist die Barte das Attribut des Nationalheiligen Olav. Gemeinden und Adelshäuser benutzen die Barte ebenfalls; das südwestdeutsche Adelsgeschlecht der Sturmfeder von Oppenweiler erhielt sogar seinen Namen nach der Waffe, sein Wappen zeigt zwei nach rechts und links gewendete Sturmfedern.
Galerie
In Blau eine silberne Zimmermannsaxt (Frauenzimmern DE – redend)
in verwechselten Farben (Beilngries DE, alt – redend)
in verwechselten Farben dem Bindenschild aufgelegt (Hacking/Wien AT – redend)
ein Löwe, in der Pranke ein Beil (Norwegen, Staatswappen)
Sense und Axt: Land- und Forstwirtschaft (Lazisko SK)
Axt und Büchse: Waffen- und Werkzeugschmiederei (Berg, Sweden)
Flößerhaken und Hacke (Palfau AT)
Heugabel und Axt (Donovaly SK)
Parten-/Bartenkreuz
Das Partenkreuz (auch Bartenkreuz genannt) ist, was die Form und das Aussehen anbetrifft, eine Variante des Grabkreuzes. Es besteht aus vier kreuzförmig zusammengestellten Bartenklingen (Rundung nach außen), die im Kreuzzentrum miteinander verbunden sind.
Paradebarte
Die Paradebarte ist eine besondere Barte, die hauptsächlich zu dekorativen Zwecken benutzt wird und zum Beispiel von Bergleuten zu festlichen Anlässen (Bergparade) geschultert getragen wird. Wird sie im Wappen dargestellt und gemeldet, empfiehlt es sich, sie übertrieben ornamiert darzustellen.
Wappenbilderordnung
- Die Parte/Barte wurde zusammen mit dem Beil in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Handwerksgerät unter der Nr. 9311 aufgenommen.
Sprichwort
„Schlägst du mich mit der Barte, schlag ich dich mit dem Beile.“
Siehe auch
Weblinks
- barte, f.. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
- Commons: Barte in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Wiktionary: Barte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Barte. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS).
- Liste der Kampfäxte, (Wikipedia)
Literatur
- Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie. Verlag Joachim Pauli, Berlin, S. 551 (Universität Trier: Digitalisierte Fassung der Enzyklopädie – ab 1773).
- Roßberg (Hrsg.): Neuestes Damen-Konversations-Lexikon. Verlag der Roßberg'schen Buchhandlung, Leipzig 1856.
- Hermann Weiß: Kostümkunde: Geschichte der Tracht und des Geräthes im Mittelalter vom 4ten bis zum 14ten Jahrhundert. Verlag Ebner & Seubert, Stuttgart 1864, S. 722.
Einzelnachweise
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Barte_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 27. Juni 2012 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.