Schwert (Heraldik)
Das Schwert (französisch glaive; englisch sword) ist in der Heraldik eine gebräuchliche gemeine Figur.
Darstellung
Viele Formen und Darstellungen des Schwertmotivs sind im Wappen möglich und müssen durch die Beschreibung präzisiert werden. In der Normalform zeigt die Spitze des Schwertes zum oberen Schild-/Feldrand („aufrecht“); zeigt sie zum unteren, sollte die Schwertfigur als gestürzt gemeldet werden. Andere Stellungen sind ebenfalls unter Verwendung einer Richtungsangabe anzuzeigen, wobei zum Beispiel ein „rechtes Schwert“ mit seiner Spitze zum rechten Schild gerichtet ist et cetera.
Häufig werden ein oder zwei Schwerter dargestellt. Bei der Blasonierung sollten die Ausführung der Parierstange, des Griffes und die Form des Knopfes der Parierstange, einschließlich heraldischer Farbe gemeldet werden (zum Beispiel „rund“, „kleeblattförmig“, „zweizinkig“). Bei Unterlassung einer Farbangabe wird die Farbe Gold vorausgesetzt.
„Schwerter (Tafel XXVI. Figur 80. 81.): in Wappen außerordentlich häufig. Welches die zumeist vorkommende Form des Griffs, des Knopfes und der Parirstange ist, läßt sich schwer entscheiden. Will man genau sein, so wird man bei einer Beschreibung sich zu äußern haben, ob der Knopf und die Enden der Parirstange rund oder kleeblattartig oder die letzeren wie auf der Abbildung zweizinkig sind. Wenn nicht anders gemeldet, ist Knopf, Griff und Parirstange stets golden.“
Bei zwei oder mehr Waffen werden diese oft als Schragen oder als christliches Kreuz oder anders miteinander kombiniert im Wappen abgebildet.
3 Schwerter im Dreipaß, deichselförmig (gemäß WBO, Nr. -415)
3 Schwerter im Dreipaß, göpelförmig (gemäß WBO, Nr. -416)
Schwertscheide
Auch eine Schwertscheide, die als solche zu melden ist, kann mit oder ohne Schwert in einem Wappen erscheinen.
„Auch Scheiden von Schwertern kommen in Wappen vor, zum Beispiel in dem der Scheidlin. Der obere Metallbeschlag der Schwertscheide, das sogenannte Ortband erscheint auch einmal im Wappen (siehe Tafel XXVI. Figur 79).“
Schwertscheide schräggekreuzt mit Schwert (Sonnaz)
Schwert in Schwertscheide (Calonne-Ricouart)
Flammendes Schwert
Ein Flammendes Schwert ist in der Heraldik eine gemeine Figur, die in zwei Ausprägungen erscheint:
- Flammenschwert oder St. Michaelsschwert (Variante A): In diesem Fall wird die Schneide/Klinge des Schwertes gewellt dargestellt.
- Brennendes Schwert (Variante B): In diesem Fall wird das Schwert dargestellt, als ob „richtige“ Flammen aus seiner Schneide/Klinge hervorbrochen.
Es empfiehlt sich, in der Wappenbeschreibung gegebenenfalls die Ausprägung des flammenden Schwertes zu erläutern.
Schwert als Nebenfigur
Gelegentlich wird das Schwert als Nebenfigur von einem Wappentier oder einer anderen Wappenfigur gehalten. Die Klinge ist in diesen Fällen vorwiegend Silber, zu mindestens vom anderen Teil der Waffe farblich abgesetzt. Teilweise erscheint eine Schwertfigur auch im Konvolut mit anderen Wappenfiguren (zum Beispiel: „gestürztes Schwert zwischen zwei pfahlweisen abgewendeten Klammern“).
Bär mit Schwert (Eura)
Schwert als Heiligenattribut (Richtschwert)
Das Schwert ist auch ein Attribut von Heiligen und Märtyrern, wie zum Beispiel Barbara, Fabianus, Paulus von Tarsus, Petrus von Verona und Stanislaus (vgl. zum Beispiel: → Katharinenrad und Richtschwert). Gewöhnlich verweist diese Ikonografie auf ein ein zweihändig geführtes sogenanntes „Richtschwert“, das im Mittelalter und bis in die Neuzeit zur Enthauptung von Verurteilten verwendet wurde und vorgeblich bei den entsprechenden Heiligen angewendet worden sein soll. In der heraldischen Stilisierung unterscheidet sich das Motiv „Richtschwert“ nicht von der Figur Schwert.
Degen und Säbel
Für die gemeinen Figuren Säbel und Degen triffen die oben genannten Empfehlungen ebenfalls zu. Der Degen ist besonders in der neueren Heraldik bevorzugt. Heraldiker unterscheiden durch die ovale Parierstange den Degen vom Stoßdegen mit runder Ausführung. Die besonderen Formen der realen Waffen finden sich auch vermehrt in den Wappen der Region, also türkischer Säbel in den türkischen Wappen, oder in ungarischen und moldauischen Wappen den Tatarensäbel.
Armatur
Bei einigen Wappen werden Hieb- und Stichwaffe hinter dem Schild gestellt. Dann wird die Wappenfigur zur Armatur.
Schwertseite
Der Begriff „Schwertseite“ bestimmt die linke Seite des Wappens auf Grabmälern, welche mit dem Wappen des Vaters oder mit dem der Großmutter väterlicherseits, belegt ist.
Wappenbilderordnung
- Das Schwert wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kriegsgerät: B. Hieb- und Stichwaffen unter der Nr. 9641 aufgenommen.
- Das Flammenschwert wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kriegsgerät: B. Hieb- und Stichwaffen unter der Nr. 9644 aufgenommen.
Paraheraldik
Die Schwertfigur wird auch in der Paraheraldik genutzt, zum Beispiel als Logo, Militär-/Divisions-, Sportabzeichen, Schulemblem oder ähnliches (beispielsweise führt die Middleton Grange School ein Logo mit Schwert).
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Germanisches Nationalmuseum: Totenschild des Hieronymus Kress im Onlineobjektkatalog. Abgerufen am 24. Februar 2022.
- ↑ 2,0 2,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 123. f. Tafel 26. Figur 80. und 81.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Schwert_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 11. Juni 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.