Speerschuh (Heraldik)

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1889, Muster-1: Vorgeblicher „Speerschuh“ (?) (nach Maximilian Gritzner, Siebmacher)
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Heraldik-Wiki-Bestimmung
Speerschuh (kurz Schuh genannt; englisch spear butt oder spear shoe) ist in der Heraldik eine veraltete, im 19. Jahrhundert eingeführte, vage und nicht einheitlich verwendete Fantasiebezeichnung für mehrere nicht konsistent identifizierte Wappenfiguren beziehungsweise für seltene gemeine Figuren, deren reale Vorbilder unklar sind oder bislang falsch gedeutet wurden.
– Andreas Janka (2020)

Wortgeschichte

1889, Muster-2: Vorgeblicher „Speerschuh“ (?) (nach Maximilian Gritzner, Siebmacher)

Wann der Ausdruck „Speerschuh“ erstmals Eingang in die Umgangssprache und in die Literatur fand ist unklar beziehungsweise nicht ausreichend untersucht. Vor dem 18. Jahrhundert ist er in der allgemeinen, in der heraldischen und waffenkundlichen Literatur nicht gebräuchlich. In den führenden zeitgenössischen Wörterbüchern des 18. bis 21. Jahrhunderts (Adelung, Pierer, Brockhaus, Meyers etc.) wird der Ausdruck nicht erwähnt -- mit einer Ausnahme: Lediglich das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm (1854-1961) kennt den Ausdruck.[1] Die Autoren des Deutschen Wörterbuchs nahmen unkritisch eine Bestimmung auf, die Maximilian Gritzner im Jahre 1889 in seinem Werk zur heraldischen Terminologie vortrug, um eine nicht identifizierte Wappenfigur zu beschreiben, die zuvor in der heraldischen Literatur als „alles Mögliche“ gedeutet wurde.[2]

  • Obwohl er bis zum 19. Jahrhundert keine (oder keine wesentliche) Rolle in der Kunstsprache der Heraldik hatte, etablierten zwischen 1884 und 1911 Maximilian Gritzner und Gustav Adelbert Seyler den Terminus „Spe(e)rschuh“ im Zusammenhang mit ihrem Arbeiten am Neuen Siebmacher für Wappenfiguren in den Familienwappen Strasberger, Anckenreuth, Wining, Pfahler und Weismann von Weissenstein.[2][3] Keine dieser Familien führte jedoch so was wie einen „Speerschuh für Turnierlanzen“ im Wappen, wie der vorliegende Heraldik-Wiki-Beitrag zeigt.
  • Im 20. Jahrhundert übernehmen heraldische Autoren wie Gert Oswald, Walter Leonhard und Jürgen Arndt/Werner Seeger, aber auch der rassistisch-okkultistische Esoteriker Guido von ListW-Logo.png in Anlehnung an den Neuen Siebmacher (Gritzner/Seyler) oder an das Grimmsche Wörterbuch den Ausdruck „Speerschuh (für Turnierlanzen)“ in ihre Werke, ohne die Wappenfigurdeutung als solche in Frage zu stellen.[4][5][6][7]
  • Im 21. Jahrhundert machten sich die Autoren der deutschsprachigen Wikipedia die genannten Quellen ohne differenzierte, ausgewogene oder diskursive Untersuchung zu eigen und verbreiteten in einem Beitrag die veralteten, wissenschaftlich abwegigen Spekulationen zu vorgeblichen Speerschuhfigur.[8]

Heraldischer Speerschuhmythos

In den heraldischen Texten, in denen der Terminus „Speerschuh“ bis dato (2020) Verwendung findet, fehlen Nachweise, dass es einen von Menschen hergestellten, realen „Speerschuhgegenstand für Turnierlanzen“ überhaupt gab oder gibt. Keiner der oben genannten Autoren legt ein greifbares mittelalterliches Beweisstück eines „Speerschuhs für Turnierlanzen“ vor, welches bei einer archäologischen Unternehmung entdeckt oder oberflächig gefunden worden wäre und in irgendeiner Form der sogenannten „Speerschuhwappenfigur“ entsprechen würde, wie sie in der heraldischen Literatur dargestellt wird. Gritzner, Oswald und Wikipedia fantasieren ohne Belege einfach die Existenz eines Gegenstands („Schuh für Turnierlanze“), ein Handlungsszenario („steckt/schlägt/dreht man in die Erde“) mit exakter Positionsangabe („neben einem Zelt“) ins Blaue hinein:

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Beleglose Bestimmungen, die Bezug auf einen fiktiven Gegenstand nehmen

Speerschuh (Tafel XXV. Figur 63.): diente, neben das Zelt in die Erde gesteckt, zur Aufnahme des Schaftes der Turnierlanze. Auch dies Wappenbild ist schließlich als: „gestürzte Lanzenspitze" und alles Mögliche gedeutet worden (..)“

Maximilian Gritzner (Neuer Siebmacher, 1889)[2]

Speerschuh: als Wappenbild selten vorkommendes Eisen, das neben das Zelt gesteckt der Aufnahme des Schaftes der Turnierlanze diente. Der Speerschuh wurde in älteren Blasonierungen oft fälschlich als gestürzte Lanzenspitze gedeutet.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[4]

„Der Speerschuh (..) ist in der Heraldik eine seltene Wappenfigur (..) Im Realen ist es eine Eisenspitze, die zur Aufnahme des Speeres diente. Der Speerschuh wurde in der Kampfruhe neben dem Zelt oder dem Rastplatz in den Erdboden mit der Aufnahmeöffnung nach oben eingeschlagen/eingedreht. Auch zur Aufnahme der Turnierlanze fand der Schuh Verwendung (..)“

Deutschsprachige Wikipedia (2020)[8]

Der angenommene Gebrauch, die Herstellung, Entwicklung und der Niedergang eines derartigen Gegenstandes sind weder in den zeitgenössischen Werken der bildenden Kunst erkennbar dargestellt noch in der Literatur expressis verbis dokumentiert. Offensichtlich haben sich die Apologeten eines heraldischen „Speerschuhs“ in Benennung und Bedeutung ein wenig vergriffen. Dass es einfacher war, Stangenwaffen wie Speer, Turnierlanze, Spieß et cetera, wenn sie nicht gebraucht wurden, auf die Erde zu legen, in einer Ecke oder sonst wo anzulehnen, statt einen wie auch immer gearteten „Speerschuh“ mit herum zu schleppen, bemerkte bereits 1927 Otto Hupp an.[9] Ohne Verwendung eines besonderen „Speerschuhs“ ist beispielsweise in einer Miniatur im Codex Manesse die Turnierlanze (der Speer) des Hartmann von StarkenbergW-Logo.png einfach mit einer Halterung an einer Wand aufgestellt. In anderen zeitgenössischen Darstellungen stehen zuweilen Stangenwaffen neben einem Zelt, aber in der Regel sind keine zusätzlichen, in die Erde gerammten „Speerschuhe“ erkennbar, in denen die Stangenwaffenschäfte stecken würden. Die Existenz solcher Zusatzgerätschaften erscheint insgesamt wenig plausibel. Durch Funde nachgewiesen ist dagegen, dass Stangenwaffen oft neben einer primären, eine sekundäre Spitze hatten, die man dazu nutzen konnte, die Waffe aufrecht in die Erde zu stecken (vgl. nachstehenden Abschnitt).

alternative Beschreibung
1251-1283: Zwei neben einem Zelt aufgestellte Stangenwaffen
alternative Beschreibung
1305-1315: Auf­ge­stell­te Turnierlanze (Codex Manesse)
alternative Beschreibung
1621: Neben einem Zelt stehende, aufrechte Speere/Spieße
alternative Beschreibung
1890: Speere, auf der Erde liegend, an einer Zeltwand lehnend (nach einer Zeichnung etwa aus der Zeit als der Ausdruck Speerschuh Eingang in die Heraldik fand.)

Realer Speerschuh in Waffenkunde und Archäologie

Speerschuh
Speerspitze; Schneide; Speerhals; Speerflügel; Speertülle; Blatt/Klinge; Schaft
alternative Beschreibung
500-490 v. Chr.: Antiker Speer-/Lanzenschuh

In der Waffenkunde und in der Archäologie hat der Terminus „Speerschuh“ (auch irreführend „Lanzenschuh“, „Krone“ oder ähnlich genannt, vgl. weiter unten Abschnitt Lanzenschuh)[10] eine andere Bedeutung als in der Heraldik. Ein „Speerschuh“ wird in den Lehren von den Waffen und den Altertümern als eine kurze, konisch zulaufende Metallspitze am rückseitigen Ende eines Speerschaftes bestimmt, die mehrere Funktionen haben kann:[11]

  • Notbehelf/Sekundärklinge für den Angriff, wenn beispielsweise die obere Speerspitze abgebrochen ist.
  • Standfuß, um beispielsweise bei Nichtgebrauch den Speer in die Erde zu stecken.
  • Erhaltungsvorrichtung, um beispielsweise ein Aussplittern des Speerschaftes am Schaftende zu verhindern.
  • Außerdem dient der Speerschuh als Gegengewicht zur Speerspitze, um den Speer besser im Gleichgewicht halten zu können.

„Speerspitzen sind im allgemeinen sehr schlank und leichter als Spieß- und Lanzenspitzen. Die Waffe durfte beim Wurf nicht kopflastig sein. Deshalb diente auch ein Schuh oder ein anderes Metallstück am Schaftende als Gegengewicht.“

Heinrich Müller; Hartmut Kölling (1990)[12]

Speerschuhe in der Bedeutung „zweite Spitzen (antiker) Speere/Stoßlanzen“ (wie beispielsweise dem DoryW-Logo.png) sind durch archäologische Artefakte vielfach belegt; in keinem Fall sind sie mit einem zusätzlichen mittelalterlichen Fantasiegegenstand einiger Heraldiker gleichzusetzen, den man vorgeblich in der Erde gerammt haben soll, um Turnierlanzen aufzustellen.

Darstellung

Referenzwappen für den Speerschuhmythos

Als Referenzwappen für eine vorgebliche Speerschuhfigur wird in der Literatur gewöhnlich das Wappen derer von Pfahler angeführt (auch Pfaler, Pfaller, Pfaller zu Au und March oder ähnlich genannt). Es ist beispielsweise in einer Darstellung im Alten Siebmacher von 1605 überliefert. In diesem Wappenaufriss erscheint in Blau eine goldene, trichter-/kegelförmige, oben weite und unten enge Figur, an der sich oben rechts und links zwei (bewegliche) Kreisringe („Handhaben“? „Befestigungsringe“? aus Metall?) befinden. Im Alten Siebmacher wird sie kurz als gelber „pfal“ mit einer eisenfarbenen „Spitze“ und ebensolchen „Ringen“ bezeichnet. Im Österreichischen Staatsarchiv findet sich eine weitere Abbildung des Stammwappens der Pfaller zu Au und March aus dem Jahre 1636 (AT-OeStA/AVA Adel RAA 456.51). In dem letztgenannten Aufriss kann man neben einer eisenfarbigen Spitze deutlich zwei eisenfarbige Bänder erkennen, eines ganz oben, an dem die Kreisringe befestigt sind und eines in der Mitte der Figur. In späteren Aufrissen wird die Figur dagegen oft ohne Sonderfarbe und ohne diese „Bänder“ komplett in Gelb/Gold tingiert.

Eine ältere Darstellung von 1548 in anderen Farben findet sich in Vigil Rabers Kopie von fünf verwahrlosten Arlberger Bruderschaftsbüchern bei der Familie Pfahler/Pfaler zum Rammelsberg: In Schwarz eine goldene, trichter-/kegelförmige Figur mit silberner Gewindespitze, an der sich oben rechts und links zwei goldene Kreisringe befinden. Im Gegensatz zur Abbildung im Österreichischen Staatsarchiv besitzt die Figur hier kein wie auch immer geartetes „Eisenband“ (weder oben noch in der Mitte).

An welchen realen Gegenstand sich die Figur anlehnt, ist unklar, da im Wappenwesen das Heroldsbild Pfahl gewöhnlich nicht „trichter-/kegelförmig“ geformt ist. In der Realität sind Pfähle, die sowohl mit einer Eisenspitze und als auch mit eisernen Ringen ausgestattet sind, eher selten, so dass viel Raum für Spekulationen vorhanden ist, was die Wappenfigur zeigt.

1548: Wappen der Pfa(h)ler zum Rammelsberg (nach Vigil Raber)
alternative Beschreibung
1605: Wappen Pfahler (nach Altem Siebmacher)
1636: Wappen der Pfaller zu Au und March (nach Österreichischem Staatsarchiv, AT-OeStA/AVA Adel RAA 456.51)

Feldpflock (Heraldik-Wiki-Definition)

Einige heraldische Theoretiker griffen und greifen mangels zureichenden Quellenmaterials bei nicht eindeutig erkennbaren frühen Wappenfiguren zu Fantasiebezeichnungen. Auch die mit dem Ausdruck „(Turnierlanzen-)Speerschuh“ beschriebenen Wappenfiguren erweisen sich bei näherer Betrachtung der vorhandenen Wappendarstellungen keineswegs als solche, sondern als Motive, deren reale Vorbilder heute unbekannt sind oder die anderen Gegenständen (beispielsweise einem Feuerhaken) nachempfunden sind. Alle Wappenfiguren, die in der Vergangenheit von gutgläubigen Autoren als „Speerschuh“ beschrieben wurden, müssen erneut auf den Prüfstand. Dazu stellt das Heraldik-Wiki hier exklusiv die These auf, dass viele dieser Wappen nicht einen „Speerschuh“ zeigen, sondern einen „Feldpflock“ (sic!).

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Heraldik-Wiki-Bestimmung
1866: Zwei Feldpflöcke zum Anpflocken von Pferden im Biwak
Die als Speerschuh (?) beschriebene, 1605 im Siebmacher als „Pfal“ bezeichnete Wappenfigur des Pfahler-Referenzwappens ist nach Heraldik-Wiki-Recherchen einem „kurzen Pfahl“ nachempfunden, das ist ein „Pflock“, genauer: ein Feldpflock (auch Pikettstab,[13] in Kreuzworträtseln Pilar, in neuerer Zeit, oft in anderer Form Anlegepflock, Bodenanker, Haltepflock oder ähnlich genannt), der mittels eines Seils oder einer Leine einerseits zum Anpflocken von Tieren (zum Beispiel Pferden im BiwakW-Logo.png oder auf der Weide) diente, andererseits zum Abgrenzen/Markieren eines Grundstücks und damit eines Besitzanspruches benutzt werden konnte (was nach Paul in der Redeweise „to stake out a claim“ durchscheint).[14]

Dass das Anpflocken von Tieren mittels eines Feldpflocks in der Früh-/Blütezeit der Heraldik eine gewöhnliche Haltungsform war, ist evident. Die Beschaffenheit eines Feldpflockes für Pferde, seine Anwendung, seine Vor- Nachteile etc. wurden 1866 in der Allgemeine Militär-Zeitung dezidiert beschrieben. Sie dürften in ähnlicher Weise für frühere Zeiten gegolten haben und passen verblüffend zur Darstellung der Wappenfigur des Pfahler-Wappens:

„(..) Ein Feldpflock von weichem Holze, in der Länge von 1’ 11” von seinem Kopfe bis zur Spitze. Der Kopf im Durchmesser der Rundung 1’ 10” beiläufig mit einem Eisenband umgeben, um bei dem Eintreiben in den Boden das Splittern zu verhindern. Unter diesem Bande auf einen Zoll Entfernung ein zweites Eisenband, in welches mittelst eines durch dieses Band eingesetzten und am Durchschneidepunkt vernieteten Stiftes ein nach aus- und abwärts beweglicher Eisenring sich befindet (..) An seinem unteren spitzen Ende ist der Feldpflock in einer 4” hohen eisernen Schuh gefasst und dieser am Holze befestigt (..)“

Allgemeine Militär-Zeitung (1866)[15]

Im Gegensatz zu den 1866 beschriebenem Feldpflock ist der Feldpflock, an den sich die Darstellung der heraldische Figur anlehnt, eher trichter-/kegelförmig ausgeprägt und besitzt einen zweiten Anbindering, an dem man zusätzlich eine zweite Leine anbringen konnte. Weiter unten wird in dem zitierten Beitrag erwähnt, dass man einen weit in die Erde getrieben Feldpflock nur schlecht wieder herausziehen konnte. Um dem abzuhelfen, kam man 1866 auf die Idee, an dem Feldpflock oben noch zwei sich horizontal gegenüberstehende Zapfen anzubringen, wodurch man den Feldpflock mit zwei Händen, statt nur mit einer Hand packen konnte. Eine ähnliche Funktion könnte der zweite Anbindering ebenfalls besessen haben; er könnte beim Abgrenzen/Markieren eines Grundstücks auch dazu gedient haben, die unterschiedlichen Eckwinkel von Flächen leichter justieren zu können, indem man beispielsweise je ein Seil in einem Ring befestigte und diese in einem Winkel von 90° oder einem anderen Grad straff zog.

Rechtshinweis
Anmerkung: Das Anpflocken ist in der Gegenwart als Haltungsform (Anbindehaltung) tierschutzwidrig und in einigen Bundesländern nach Landesrecht verboten!
– Andreas Janka (2020)

Historische Deutungen der Figur im Pfahler/Pfaler-Wappen

Die Heraldik-Wiki-Redaktion deutet die Wappenfigur im Pfahler/Pfaler-Wappen als Feldpflock (nicht als „Speerschuh“)! Die zahlreichen anderen, wechselhaften historischen Deutungen der Figur, von denen viele bei genauerer Betrachtung zu ungenau, allgemein oder eher vage und nicht wirklich überzeugend sind, erläuterte Arno von Pfaler im 20. Jahrhundert. Dabei stellte er seinerseits Spekulationen an, an welchen Gegenstand die Figur angelehnt sein könnte.[16] Nachstehende Tabelle listet die zentralen historischen Deutungen der Wappenfigur auf:

1605-09 Pfal Eine knappe Beschreibung im Alten Siebmacher lässt offen, um welche spezielle Art Pfahl es sich handelt. Sie kann zu Missverständnissen führen, da eine Pfahlfigur in der Heraldik in der Regel anders aufgerissen wird als im Pfahlerwappen.

„Ein blouer schildt/der pfal darinn gelb/die Ring vnd spitzen daran eysenfarb/Auff dem Helm dessgleichen/der vörder flügel oben blou/vnten gelb/der hinder oben gelb/vnten blou/der bausch vn die helmdeck blou vnd gelb“

Alter Siebmacher (1605-09)[17]
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1690 palus
(dt. ‚Pfahl‘)
Auch Philipp Jacob Spener bezeichnet die Figur im Wappen Pfahler nur vage und allgemein als ‚Pfahl‘:

„Item palú, qui vocatur aureú annulis superius duobus ornatum et culpide munitum ferreis in cæruleo nominis causa gestant Pfahler [Bav.]“

Coat of arms family de Pfahler 1690.jpg
1854-57 Trichter
alternative Beschreibung
ca. 1475: Trichter bei der Wasserfolter
HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Trichter
Leopold von Ledebur deutet die Figur im Pfahlerwappen als Trichterfigur.

„Pfahler, Pfahler: In Blau ein goldener Trichter (..)“

Obwohl sich die Motive ähneln, ist Ledeburs Deutung abwegig. Trichterfiguren erscheinen im Wappenwesen selten. Trichter als solche sind in der Früh-/Blütezeit der Heraldik jedoch gewöhnliche Alltagsgegenstände. Man kann davon ausgehen, dass eine Trichterfigur, wenn sie einem Wappen erscheint, im Alten Siebmacher auch als solche (und nicht als Pfahl) beschrieben worden wäre.
(ohne Wappenaufriss)
1861 Pfahlschuh
Pfostenschuh
Mittelalterlicher Pfahlschuh
4 Pfahlschuhe (80 n. Chr. bis 1945)
Die Annahme, dass es sich bei der fraglichen Figur im Pfahler-Wappen Pfahler um einen sogenannten Pfahl-/PfostenschuhW-Logo.png handelt, wie Hefner und die Wikipedia nahelegen, ist abwegig.

„Pfahlschuh: gold in Blau: Pfaler in Bayern (..).“

„Der Speerschuh, in neuerer Zeit auch gelegentlich als Pfahlschuh oder Pfostenschuh bezeichnet (..)“

Deutschsprachige Wikipedia (2020)[8]

Die Gestalt von Pfahl-/Pfostenschuhen hat sich seit römischer Zeit bis in die Gegenwart kaum verändert und unterscheidet sich signifikant von dem Wappenmotiv: Pfahl-/Pfostenschuhe erscheinen stets ohne zwei Kreisringe, da diese für ihren Gebrauch überflüssig, wenn nicht sogar extrem hinderlich sind.

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1884 Spe(e)rschuh

„Pfaler (..) Wappen: in Blau ein goldener Speerschuh. Gekrönter Helm mit dem Speerschuh zwischen zwei blau-golden -- golden-blauen Flügeln. Decken: blau golden.“

Gustav Adelbert Seyler
: (Neuer Siebmacher, 1884)[3]
Die Annahme, dass es sich bei der fraglichen Figur im Wappen Pfahler um einen Speerschuh handelt, wurde im vorliegenden Heraldik-Wiki-Beitrag widerlegt (siehe oben): Einerseits ähnelt das Wappenmotiv nicht den wirklichen Speerschuhen („Schuh eines Speeres“), die die Autoren in der Waffenkunde und der Archäologie beschreiben; andererseits ist es unwahrscheinlich, dass ein fiktiver „Speerschuhgegenstand“ für Turnierlanzen Vorbild für das Wappenmotiv war.
Coat of arms family de Pfahler.jpg
1884-87 pieu
dt. Pfahl/Pfosten
Ganz unzutreffend und anders als sonst üblich bildet Victor Rolland die Figur des Pfahler/Pfaler-Wappens in seinem Werk ab. Er deutet die Figur scheinbar als eine Art gemeinen Pfahl, zumindest wird die Figur wie ein unten zugespitzter, vierkantiger Eichenpfahl gezeigt, dessen beiden Handhaben nicht wie sonst seitlich, sondern oben auf der Figur angebracht sind. Womöglich nahm er die Blasonierung von Johannes Baptista Rietstap wörtlich, der das Motiv als „Pfahl/Pfosten“ deutete:

„Pfahler, Bavière - D'azur à un pieu d'or ayant en haut deux anses du même Cimier le meuble de l'écu entre un vol coupé alternativement d'azur et d'or“

Johannes Baptista Rietstap (1884-1887/1967)[21]
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1843-1917
(Lebensdaten)
Pflock
(mit Mundloch?)
Die knappe Beschreibung lässt offen, um welche spezielle Art Pflock es sich handelt. Gallandi präsentiert im Zusammenhang mit dem Familiennamen Pfahler/Pfaler drei Wappen. Das erste gleicht dem Stammwappen im Siebmacher von 1884 (siehe oben). Das zweite ist vorgeblich angelehnt an einen Kaiserlichen Wappenbrief vom 18. Juli 1531 und erscheint mit einem gänzlich anderen Motiv im Wappenschild (einer Lilienkreuz-Herz-Kombination). Arno von Pfaler zitiert in diesem Zusammenhang Ottfried Neubecker, der es für möglich hält, dass das ursprüngliche Pflockmotiv im Laufe der Zeit schrittweise zu einem Lilienkreuz-Herz-Motiv umgewandelt wurde.[16] Das dritte zeigt halbgespalten und geteilt eine Zusammenstellung mehrerer Figuren. Gallandi bezeichnet den eisernen Schuh am unteren spitzen Ende des Feldpflocks vage mit dem mehrdeutigen Ausdruck „Mundloch“:

„(..) stehend auf seinem weissen Mundloch ein Schwarzer Pflock.“

Johannes GallandiW-Logo.png
: (* 1843; † 1917; Ms. im Nachlass, posthum 1926/1935)[22]
 
 
1957 Pfahler
Pfahl­loch­boh­rer
Erdbohrer, 1849
Arno von Pfaler stellt die These auf, dass das schwer deutbare Motiv im Pfahler/Pfaler-Wappen womöglich einem „Pfahllochbohrer“ nachempfunden ist.

„Eipä ole mahdotonta, että alkuperäisenä tunnuksena ei ole ollut »Pfahl» vaan »Pfahler» =»Pfahl-Loch-Bohrer» (..)“

„Es ist nicht unmöglich, dass das ursprüngliche Symbol nicht »Pfahl», sondern »Pfahler» = »Pfahl-Loch-Bohrer» war (..)“

Arno von Pfaler (1957)[16]
Dagegen spricht, dass alle bis heute bekannten ErdbohrerW-Logo.png der Wappenfigur nicht ähnlich sehen, beispielsweise an vorderster Stelle einen kegeligen Vorbohrer in Form einer archimedische Schnecke besitzen, der in den Pfaler-Wappenaufrissen aber nirgendwo erscheint.
(ohne Wappenaufriss)

Historische Deutungen der Figur im Wieninger-Wappen

Namensvarianten
Weitere zum Teil nur regional gebräuchliche Bezeichnungen für des Geschlecht derer von Wien(n)inger sind
  • Wining
  • Winning
  • Win[n]inger
  • Wieninger zu Wissing
  • Wieninger von/zu[m] Wart[t]berg
  • Wieninger zu Plaibach
  • Wieninger zu[m] Wart[t]berg und [zu] Blaibach/Plaibach
  • Wieninger auf Blaibach und Eberhardsreuth
  • Wieninger von Playbach zu Eberhardsreut
  • ... oder ähnlich

Das Stammwappen der Pfaller zu Au und March wurde nach dem Aussterben des Geschlechts (die männliche Linie erlosch 1615) durch eine Verschränkung mittels Vierung mit dem Stammwappen derer von Wien[n]inger vereinigt. Die Heraldik-Wiki-Redaktion deutet daher die Wappenfigur in jenem Wappen, welches Joachim Wieninnger nach der Adelsbestätigung und der Wappenbesserung im Jahre 1636 im Feld 1 und 4 führte, ebenfalls als Feldpflock (nicht als „Speerschuh“ wie Seyler 1911 die Wappenfigur im Neuen Siebmacher und in der Nachfolge andere Autoren sie beschrieben).

1636 (Keine Beschreibung recherchiert.) Im Österreichischen Staatsarchiv findet sich eine Abbildung des Wappens von Joachim Wieninger; eine Wappenbeschreibung wurde nicht recherchiert, aber nach Deutung des Heraldik-Wiki-Redaktion erscheint in Feld 2 und 3 des Wappens je ein „Feldpflock“.
Coat of arms family de Joachim Wieninger.jpg
1705 (Keine Wappen­be­schrei­bung) Im Siebmacher von 1705 findet sich eine Abbildung zum Wappen Die v. Wieningen; das Wappen wird in dem Werk aber nicht beschrieben.
alternative Beschreibung
1884-87 masse d'armes
dt. Streitkolben, Morgenstern
Ganz unzutreffend und anders als sonst üblich bildet Victor Rolland die Figur des Wieningen-Wappens in seinem Werk ab. Er deutet die Figur scheinbar als eine Art Streitkolben oder Morgenstern. Womöglich nahm er die Blasonierung von Johannes Baptista Rietstap wörtlich, der das Motiv fehldeutete:

„Wieningen de Wartberg Bavière - Écartelé aux 1 et 4 de sable à deux bandes abaissées d'or la première supp une licorne élancée d'argent aux 2 et 3 d'azur à une masse d'armes d'or Sur le tout d'argent à deux croissants adossés de sable Trois casques couronnés Cimiers

1° une licorne issante et contournée d'argent entre un vol contourné coupé d'or sur sable
2° un croissant de sable chaque corne couronnée et sommée de trois plumes d'autruche une d'argent entre deux de sable
3° un vol à l'antique d'or ch d'une barre d'azur surch d'une masse d'armes d'or en pal

Lambrequin à un dextre et de sable à senestre d'or et d'azur“

Johannes Baptista Rietstap (1884-1887/1967)
Coat of arms Wieningen de Wartberg.jpg
1911 Speerschuh Im Neuen Siebmacher verwendet Seyler den Ausdruck „Speerschuh“ zur Beschreibung einer Figur im Wieninger-Wappen:

„Wappen: quadriert schwarz blau mit silbernen Mittelschild, darin zwei abgewendete schwarze Halbmonde, senkrecht gestellt (..) 2. und 3. goldener Speerschuh (..) nach einer Zeichnung aus Hefners Nachlass“

Siebmacher/Gustav Adelbert Seyler (1911)[23]
Coat of arms family de Wining.jpg

Historische Deutungen der Figur im Wappen der Weismann von Weissenstein

Die Figur im Wappen der Weismann von Weissenstein unterscheidet sich in allen Aufrissen signifikant von der Figur in den Pfahlerwappen und -derivaten. Schon aufgrund der signifikanten Unterschiede ist es abwegig, beide Motive als „Speerschuh“ zu bezeichnen (allenfalls könnte eine der Figuren einem wie auch immer gearteten Speerschuh nachempfunden sein, aber nicht beide). Bernhard Peter ist es zu verdanken, einen Aufriss des Wappens der Familie Weisman (Weismann von Weissenstein) auf einem auf 1651 datierten Epitaph des Wilhelm Kotz von Metzenhofen in der ev. Kilianskirche in Heilbronn wiederentdeckt zu haben. Das ist nur 36 Jahre nach dem die Weismann von Weissenstein geadelt wurden (1615), was die Vermutung nahe legt, dass dieser Aufriss eine sehr lebendige Wiedergabe des Motivs im Wappen der Weismann von Weissenstein darstellt.

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Heraldik-Wiki-These
Gespannter, nach oben gerichteten Bogen mit (pfahlweise) auf-/unterliegenden Pfeil (Deutung der Wappenfigur Weisman durch Heraldik-Wiki, 2020)
Unklar ist, was das Motiv auf dem Epitaph von 1651 konkret darstellt. Bernhard Peter deutet 2013 die Wappenfigur im Schild in einem weiten Sinn als ein „Instrument, das aus einem pfahlweise gestellten Stab und darauf balkenweise befestigtem Joch besteht, von dessen Enden zwei Linien dreiecksförmig zum Fuß des Stabes gespannt sind“.[24]

Die Redaktion des Heraldik-Wiki weist erstmalig darauf hin, dass die Figur womöglich einem gespannten, nach oben gerichteten Bogen (oder einer gespannten Armbrust) mit einem (pfahlweise) auf-/unterliegenden Pfeil (bzw. Bolzengeschoss) nach­empfun­den ist (ähnliche Motive lassen sich in etlichen anderen Wappen nachweisen). Sie geht davon aus, dass die Spitze des Pfeil-/Bolzengeschosses unter dem Helm verborgen ist, der auf der Oberkante des Schildes aufsitzt und die dreiecksförmigen, zum Fuß des Stabes gezogenen Linien eine gespannte Bogensehne zum Ausdruck bringen. Auf dem nebenstehenden Detailausschnitt eines Photos des Wappens wurde eine Einfärbung ergänzt, die den Bogen und den Pfeil mit seiner angedachten Spitze skizzenhaft herausstreicht.

– Andreas Janka (2018)

Beim Vergleich der Wappendarstellung von 1651 mit späteren Aufrissen fällt auf, dass die letzteren ganz und gar anders gestaltet sind. Die ursprüngliche Figur im Schildbild wurde peu à peu abgewandelt und aus den Linien/Bogensehnen wurde ein Heroldsbild (Feldteilung mittels Sturzspitze).

1651 Stab, darauf ein Joch, von dessen Enden Linien gespannt sind Bernhard Peter identifizierte 2013 auf dem Epitaph des Wilhelm Kotz von Metzenhofen eine frühe, vergleichsweise gut erhaltene Darstellung des Wappens der Familie Weisman.

„Das Wappen (..) der Familie Weisman (Weismann von Weissenstein), es zeigt in Rot ein unten von zwei silbernen Rosen beseitetes Instrument, das aus einem pfahlweise gestellten Stab und darauf balkenweise befestigtem Joch besteht, von dessen Enden zwei Linien dreiecksförmig zum Fuß des Stabes gespannt sind (..) Bei der hier vorliegenden Darstellung enden die Linien an den hakenförmigen Enden des horizontalen Joches und werden nicht bis zum Schildrand weitergeführt,“

Bernhard Peter (2013)[24]
alternative Beschreibung
(Epitaph Wilhelm Kotz von Metzenhofen; St. Kilian in Heilbronn)
1856 Bohrer
Dolch
Helleparten­spitze
Im 19. Jahrhundert weist Otto Titan von Hefner darauf hin, dass das Wappen der Weismann von Weissenstein nicht einheitlich aufgerissen wird. Da er nur allgemein von einem „Instrument“ spricht, lässt seine Beschreibung des Wappens im Grunde offen, welche Figur im Wappenschild tatsächlich erscheint. Er nennt drei mögliche Alternativen, legt sich aber nicht fest, welche er favorisiert:

„Weismann (..) von Weissenstein, geadelt 1615, bei der Freiherrnklasse in Bayern eingetragen, 19. Dezember 1841. Wappen: In Rot eine jederseits von einer silbernen Rose begleitete gesürzte silberne Spitze; in dieser ein Instrument, das in manchen Abbildungen, zum Beispiel Tyroff, bayr. Wappenbuch, IX. 40, aussieht wie ein Bohrer, in anderen aber wie ein goldener Dolch oder die Spitze einer Helleparte (..)“

Siebmacher/Otto Titan von Hefner (1856)[25]
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1857 Metallbohrer
Neuerer Hand-Erdbohrer mit Spirale
Die Autoren des Gothaischen genealogisches Taschenbuch gehen davon aus, dass die Figur im Wappenschild der Weißmann von Weißenstein ein „Metallbohrer“ darstelle. Tatsächlich zeigt ein zeitnaher Kupferstich aus den Tyroffschen Werken eine Figur, die von der Form her einer Art „Erdbohrer“ ähnelt (mit zwei „Handhaben“ am oberen Ende und einer spiralförmigen archimedischen Schnecke am unteren).[26]

„Weißmann von Weißenstein - (..) Alt-Bayern, R Adel 18. Januar 1615, Frhr. 19. Dezember 1841. - Wappen: ein rother Schild mit einer von oben eingeschobenen silbernen Spitze, in welcher ein senkrecht gestellter, nach abwärts gekehrter, eiserner Metallbohrer mit goldenem, gekrümmten Hefte, beiderseits in dem rothen Felde von einer silbernen, golden besamten Rose begleitet, erscheint (..)[27]

(im Taschenbuch keine Abb.)
Wappen der Freiherren Weismann von Weissenstein (nach Johann Andreas Tyroff, 1868)
1877
  • 1615
  • 1697
  • 1815
  • 1841
Partisanen­spitze
17. Jhr.: Partisanenspitze
18. Jhr.: Partisanenklinge
Im Jahre 1877 zitiert Gritzner die Blasonierung bei der Adels­imma­tri­ku­la­tion der Weissmann von Weissenstein und bestimmt die gemeine Hauptfigur in deren Wappen als „Parti­sanen­spitze“:

„Weissmann von Weisenstein (..) mit (..) Prädikat () des d. d. 18.1.1615 (..) Unterm 8.9.1815 wurde die Familie als Weissmann von Weissenstein bei der Adelsklasse in Bayern immatr. Wappen: in Rot eine mit gestürzter goldener Partisanenspitze belegte, absteigende, eingebogene silberne Spitze, begleitet von 2 golden-besamten silbernen Rosen. Helm: wachsender Mann in silbernen Kleid mit rotem Kragen, Gürtel, Tasche und Stulpen, silbern-gestülpter roter Mütze, eine Hellparte über der rechten Schulter (siehe die Kgl. Bayr. Freiherrnstands-Erhebung vom 7.11.1841).“

Maximilian Gritzner (1877)[28]
(ohne Wappenaufriss)
1882 (ohne Angabe) Im Baltischen Wappenbuch finden sich zwei Abbildungen zu den Wappen der Weissmann von Weissenstein; die Wappen werden darin aber nicht beschrieben.
Weissmanni suguvõsa aadlivapp.jpg
Weissmann von Weissensteini suguvõsa parunivapp.jpg
1884-87 vrille de fer
dt. eiserner Bohrer, Eisenbohrer
Bernhard Peter wies 2013 auf eine ungenügende Darstellung des Weissmann-Wappens im Rolland hin:

„Ganz unzutreffend wird das Wappen unter Weissmann von Weissenstein im Rolland abgebildet, dort ist es eine eingebogene Spitze, und die Rosen kommen dadurch oben im Schild zu liegen; das widerlegt die Darstellung (auf dem Epitaph von 1651 -- Anm. der Redaktion). Die Lage stimmt hingegen beim Text im Rietstap:

  • „D'argent, chaussé-ployé de gueules, l'argent chargé d'une vrille de fer, emm. d'or, le manche en haut, le gueules chargé de deux roses d'argent, bout. d'or. Casque couronné. Cimier: un homme issant, habillé d'argent, au rabat de gueules, ceinturé et rebr. du meme, coiffé d'un bonnet d'argent, retr. de gueules, tenant de sa main dextre la vrille, posée sur son épaule, la senestre appuyée sur sa hanche. Lambrequins d'argent et de gueules.“

Rietstap postuliert also den Drillbohrer auch in der Helmzier (..),“

Bernhard Peter (2013)[24]
Coat of arms family de Weissmann de Weissenstein.jpg
1889 Speerschuh In seinem Werk „Grundsätze der Wappen­kunst“ wendet Gritzner im Konjunktiv den Ausdruck „Speerschuh“ zur Beschreibung einer Figur im Wappen der Weissmann von Weissenstein an, die er mit der Figur im Pfahlerwappen gewisser­maßen gleichsetzt.

„(..) Das Wappenbild der Weissmann von Weissenstein in Bayern und Livland dürfte ebenfalls ein Speerschuh sein (?!).“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]
Siebmacher Speerschuh.jpg

„Speerschuh“ (?) versus Feuerhaken

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Feuerhaken

1911 wendet Gustav Adelbert Seyler den fragwürdigen Terminus „Spe(e)rschuh“ auch im Zusammenhang mit den Wappenfiguren in den Familienwappen Strasberger und Anckenreut an. Was er sich dabei gedacht hat, ist unklar. Die heraldischen Motive sind erkennbar Feuerhaken nachempfunden und unterscheiden sich in der Gestaltung signifikant beispielsweise von der Feldpflockfigur im Pfahlerwappen.

Abgrenzung

Lanzenschuh

Der Ausdruck „Speerschuh“ und der mehrdeutige Ausdruck „Lanzenschuh“ (französisch sabot de lance, bout de lance oder botte de lance; englisch lance-bucket)[29] werden in der Literatur beziehungsweise in der Umgangssprache teilweise synonym und mißverständlich verwendet. Der Ausdruck „Lanzenschuh“ ist hauptsächlich in folgenden Bedeutungen gebräuchlich:

  • eine lederne (metallene), becherförmige Hülse („Widerlager“), die zur Aufnahme des unteren Endes einer Stangenwaffe (Turnierlanze), einer Fahnenstage/Standarte oder ähnlichem dient, wenn man diese trägt, hält oder führt (auch FahnenschuhW-Logo.png, Standartenschuh, Fahnenhalter, Lederscheide oder ähnlich genannt; französisch talonnier, talonnière; englisch colour bucket oder frog of the colour-belt)[29]; bei Trägern, die zu Fuß unterwegs sind, befindet sich der „Lanzenzschuh“ zum Beispiel am unteren Ende eines BandoliersW-Logo.png, bei berittenen Trägern dagegen an einem Steigbügel.[30]
alternative Beschreibung
2011: Moderner Lanzen­schuh (Eskorte zu Pferd)
  • in einem weiten Sinn der unterer Abschluss eines Schaftes einer beliebigen Stangenwaffe (Lanze, Speer, Hellebarde) oder eines einfachen hölzernen Stabes[31]; der Abschluss dient gewöhnlich am unteren Ende des jeweiligen Schaftes als Schutz, Gegengewicht, Standfuß, Erhaltungsvorrichtung oder ähnliches.
alternative Beschreibung
820-830: „Lanzen­schuh“-bewehrter Stab (nach Stuttgarter PsalterW-Logo.png)

Cave: Die Begriffe „Lanzenschuh“ und „Lanzenträger“ (bzw. „Fahnen-, Flaggen-, Standartenträger“) werden teilweise synonym verwendet; letztgenannte Ausdrücke sind aber auch Synonyme für den RüsthakenW-Logo.png (englisch lance-rest).

Wappenbilderordnung

Weblinks

  • Stephen Francis Wyley (alias: Sven Skildbiter): The Spear Butt. 2020, abgerufen am 30. September 2020 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Speerschuh. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 116. Tafel 25. Figur 63. Reprint on Demand. Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
  3. 3,0 3,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 1. Abteilung, 1. Teil; Abgestorbener Bayrischer Adel; Verfasser: G.A. Seyler; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1884. Seite 116. Tafel 117.
  4. 4,0 4,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 371 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  5. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 269, Abb. 11 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  6. 6,0 6,1 Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2, S. 307 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
  7. Guido von ListW-Logo.png: Die Bilderschrift der Ario-Germanen (Ario-Germanische Hieroglyphik). Selbstverlag, Wien 1910. S. 334, 342 (Volltext online)
  8. 8,0 8,1 8,2 Seite „Speerschuh“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Mai 2020, 15:15 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Speerschuh&oldid=199710108 (Abgerufen: 11. Mai 2020, 11:56 UTC)
  9. Otto Hupp: Wappenkunst und Wappenkunde: Beiträge zur Geschichte der Heraldik. München, Max Kellerer, 1927.
  10. Waffenkunde - Bezeichnungen. Speer. In: www.heydenwall.de. 11. Dezember 2019, abgerufen am 29. September 2020: „Der Lanzenschuh, oder auch Krone, ist eine meist metallene Hülse für das untere Ende des Speers, um Abnutzung beim Aufstellen des Speer zu verhindern. Es gibt aber auch Sonderformen mit besonderer Zweckbestimmung, wie beim friesischen Kletsie. Beim Kletsie ist der Lanzenschuh einen Art Dreizack, der einen besseren Halt im Boden erzeugen soll, um Gräben zu überspringen.
  11. Christian Cameron: Der Lange Krieg: Bezwinger der Meere. Hamburg, 2020. (Originalausgabe: Poseidon's Spear; London, 2012)
  12. Heinrich Müller; Hartmut Kölling: Europäische Hieb- und Stichwaffen. Berlin, 1990. ISBN 3-327-00041-7. S. 39
  13. Stichwort: Pikettstab. Der Neue Herder: A bis Z. Band 5. 1969. S. 167
  14. Joachim Paul: Praxisorientierte Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Mit Beispielen und Fallstudien. Wiesbaden. 2006/2011/2015. ISBN 3658071060. S. 133.
  15. Vorschlag, die Pferde im Bivouac mit Fußfesseln anzubinden. In: Allgemeine Militär-Zeitung. Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten (Hrsg.). 41. Jhrg. Nr. 20. Darmstadt. 1866. S. 154 ff. (Google)
  16. 16,0 16,1 16,2 Arno von Pfaler: Tarinaa vanhasta vaakunasta. (deutsch: Die Geschichte eines alten Wappens). In: Genos 28 (1957), S. 40-50. Abgerufen am 13. Mai 2020 (finnisch, Helsinki).
  17. Johann Siebmacher: New Wapenbuch : Darinnen deß H. Röm. Reichs Teutscher Nation hoher Potentaten Fürsten, Herren, und Adelspersonen auch anderer Ständt und Stätte Wapen ... beneben ihrer Schilt und Helmkleinoten, Nürnberg, 1605-1609. (urn:nbn:de:urmel-876d0c57-c5dd-4e46-bc18-de4db6c45eaa3-00006345-1873)
  18. Philipp Jacob Spener: Insignium theoria: seu operis heraldici pars generalis [..]. Band 1. 1690. S. 281. Tafel 19. (Google)
  19. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen. Zweiter Band: L-S. (1854-57, drei Bände). S. 193
  20. Hefner, Otto Titan von: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik. Weißenburg, Nordgau. 1861. S. 96. (Google)
  21. Johannes Baptista Rietstap: Armorial Général. In: Armorial de JB RIETSTAP. /www.euraldic.com, abgerufen am 23. September 2020 (französisch, zitiert nach der genannten Internetseite).
  22. Johannes GallandiW-Logo.png: 12 Bände Stammtafeln ost- und westpreußischer Adelsgeschlechter, Wappensammlung. Nachlass im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Zitiert nach: Arno von Pfaler: Tarinaa vanhasta vaakunasta. (deutsch: Die Geschichte eines alten Wappens). In: Genos 28 (1957), S. 40-50. Abgerufen am 13. Mai 2020 (finnisch, Helsinki).
  23. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 1. Abteilung, 3. Teil; Abgestorbener Bayrischer Adel; Verfasser: G.A. Seyler; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1911. S. 140. Tafel 95.
  24. 24,0 24,1 24,2 Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1965 Heilbronn (Regierungsbezirk Stuttgart) – Erstellt: 2013. Abgerufen: 26. September 2020
  25. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, II. Band, 1. Abteilung; Der Adel des Königreichs Bayern; Verfasser: O.T. von Hefner; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1856. S. 63. Tafel 67.
  26. Johann Andreas Tyroff: Wappenbuch des gesammten Adel des Königreichs Bayern. Nürnberg, 1868. Band 25. Abbildung 48. (urn:nbn:de:bvb:12-bsb10379417-4)
  27. Weißmann von Weißenstein. In: Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Siebenter Jahrgang. Gotha. 1857. S. 833 f.
  28. Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte Deutscher Landesfursten: während der letzten drei Jahrhunderte. Görlitz. 1877. S. 60.
  29. 29,0 29,1 K. W. Bouwensch: Viertalig militair-technisch Woordenboek. Hollandsch-Duitsch-Fransch-Engeksch. Gravenhage. 1906.
    • Lanzenschuh: S. 128, 195
    • Fahnenschuh: S. 195, frog 244
  30. Jacob von Eggers: Neues Kriegs- Ingenieur- Artillerie- See und Ritter-Lexicon: worinnen Alles, was einem Oficier, Ingenieur, Artilleristen und Seefahrenden aus der Tactique, der Civil- Militair- und Schiffsbaukunst, der Artillerie, der Mechanic, dem Seewesen ec. zu wissen nöthig, sattsam erläret und mit Kupfern erläutert ist. Band 1. Band 5. Dresden, Leipzig. 1757. S. 825 f. (Google)
  31. Claus Ahrens: Sogenannte „Lanzenschuhe“ in spätsächsischen Gräberfeldern. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Band 44. Hildesheim 1975. S. 361-366