Steigbügel (Heraldik)
Der Steigbügel (auch Stegreif, Steigeisen oder kurz Bügel genannt; französisch etner; englisch stirrup) ist im Wappenwesen eine gemeine Figur.
Darstellung
Die Figur Steigbügel ist dem gleichnamigen Fußsteg (beziehungsweise einer „Fußstütze“) aus Holz oder Metall nachempfunden, der gewöhnlich aus einer Platte („Sohle“) und einem „Bügel mit Öse“ besteht (nicht zu verwechseln mit Vorformen wie einfachen ledernen Schlaufen). Steigbügel hängen in der Regel am Ende von Lederriemen („Steigriemen“) an beiden Seiten eines Reitsattels herab und sollen in einem weiten Sinn das Aufsitzen („Steigen“) oder das Reiten erleichtern beziehungsweise zur Entlastung von Pferd oder Reiter beitragen, indem der Reiter seine Füße in die Steigbügel steckt. Es gibt zahlreiche, im Detail sehr unterschiedliche Steigbügelformen.
In der Wappenbeschreibung sollte die genaue Form des Motivs gemeldet werden. Gritzner grenzt im Jahre 1889 nur drei Formen voneinander ab (die moderne, die dreieckige und die altdeutsche). Diese Unterscheidung ist für das neuere Wappenwesen und eine systematische Differenzierung einzelner Ausprägungen einer Wappenfigur nicht ausreichend und sollte durch präzisere Angaben im Blason ergänzt werden.
„Der Steigbügel (Tafel XXIX. Figur 98. bis 101):
a) die moderne Figur 98.,
b) die dreieckige oder sarazenische (polnische) Figur 99. Form, beispielsweise im polnischen Stammwappen Strzemię vorkommend, und
c) die altdeutsche Form (Figur 100.).“
Steigbügel sind normalerweise einfarbig in einer heraldischen Farbe tingiert, wobei die Metalle Silber und Gold bevorzugt bei Darstellung des Motivs verwendet werden.
In der Regel erscheint ein Steigbügel mit seiner Sohle“ zum unteren Schildrand gerichtet und mit dem beösten Bügel zum oberen. Erfolgt die Stellung andersherum, ist dies als gestürzt zu melden. Beispielsweise erscheinen im Wappen des Adelsgeschlechtes von Schwansbell drei gestürzte schwarze Steigbügel (2:1) in silbernen Schild[2]
Steigbügel mit Gurt/Riemen
Ein Steigbügel wird im Wappenwesen manchmal zusammen mit einem Gurt („Steigbügelgurt“, „Riemen“, „Steigriemen“) dargestellt.
„... Mit Riemen erscheinen Steigbügel im Wappen der pommerschen Familie von Steinwehr (zwei gekreuzte) sowie einer in dem der von Bellersheim genannt Stürzelheim (Figur 101.) dieser neuerdings in einem modern-englischen Gurt mit Agraffe verballhornisiert (!).“
Die Figur im Wappen derer von Bellersheim wird gemeinhin als „Steigbügelgurt mit goldener Schnalle im rechten, aufgezogenem gestürztem goldenem Steigbügel“ gedeutet, teilweise aber auch als „Schwertgurt“:
„Schwertgurt (Tafel 26. Figur. 6.): Als ein solcher wurde bis vor Kurzem die Figur im Wappen der Freiherren v. Bellersheim, genannt Stürzelheim gehalten. Grünenberg's Wappenbuch belehrt uns indess, dass diese Auffassung unrichtig und die Figur vielmehr einen Riemen, daran oben ein Ring, unten ein Steigbügel, das Ganze daher einen Steigbügel an seinem Riemen darstellt. Eine andere Linie derselben Familie führte zwei in's Kreus gelegte Sattelgurte.“
Gewendetes Bellersheim Wappen als Ahnenwappen am Epitaph von Christoffel Eitel von Schutzbar und Frau
Steigbügel und Sattel
Teilweise erscheinen Steigbügel zusammen mit einem Sattel im Wappen.
Steigbügel als Nebenfigur
Häufig ist die Wappenfigur Steigbügel eine Nebenfigur oder eine Marginalie, insbesondere bei der Darstellung einer gesattelten Hauptfigur (beispielsweise bei einem gesattelten Pferd mit oder ohne Reiter). In diesen Fällen ist die Darstellung eines Steigbügels optional (das heißt, die Figur Steigbügel kann im Rahmen einer anzustrebenden Gesamtharmonie in einem Wappenaufriss erscheinen, kann aber auch ganz weggelassen werden).
Steigbügel als Armatur
Im Wappen von Kopenhagen erscheint der Steigbügel im Hintergrund als Armatur.
Wappenbilderordnung
- Der Steigbügel wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Landwirtschaftliches Gerät, Jagd- und Fischgerät unter der Nr. 9564 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 141, 142 sowie S. 118, Tafel 26. Figur 6
- ↑ Anton Fahne von Roland: Geschichte der Kölnischen, Julischen und Bergischen Geschlechter in Stammtafeln, Wappen, Siegeln und Urkunden. Band 2, Verlag J. M. Heberle, Köln/Bonn 1853, S. 134.