Doppelhaken

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Das Wappen zeigt den Doppelhaken der Ministerialenfamilie von Schmalegg, in schwarz auf gold (Codex Manesse: 1305-1340)
Doppelhaken im Wappen derer von Gagern
Doppelhaken (Wolfseisen) im Wappen derer von Galen

Der Doppelhaken (frz.: crampon; engl.: cramp(o)on, cramp-iron) ist in der Heraldik eine gemeine Figur, die in vielen Wappen verwendet wird. Der heraldische Doppelhaken stilisiert mehrere wirkliche Geräte beziehungsweise leitet sich aus einer vorhandenen Symbolik ab. Er steht zum Beispiel für:

  • Wolfseisen (große, massive Jagdgeräte für Wölfe, mit einer Spitze als Baumhaken und einer als Fanghaken)
  • Mauerhaken (spezielle bzw. einfache Formen eines Mauerankers)
  • Gemarkungszeichen
  • Hausmarken

Weitere Motive wie zum Beispiel der „kleine Wolfshaken“, Flößer-/Bundhaken und so weiter werden ebenfalls häufig als Doppelhaken angesprochen. Im Einzelfall ist nicht klar, welches Doppelhaken-Motiv ursprünglich geführt wurde oder wann welche Darstellung einer anderen ursächlich vorausging. Darstellungen und Blasonierungen von Doppelhaken sind bei vielen Wappen nicht schlüssig und/oder wechseln sogar im Laufe der jeweiligen Wappengeschichte. So kann es vorkommen, daß der Doppelhaken im Wappen einer Familie mal als Mauerhaken (Bauteil), mal aus Wolfseisen (Jagdgerät) beschrieben, dargestellt und/oder interpretiert wird. In der modernen Heraldik verwischen die Unterschiede vollends. Der heutige Forschungsstand kann nur selten abschließend klären, welcher Doppelhaken in einem Wappen tatsächlich gemeint ist.

Darstellung

Der Doppelhaken ist ein recht einfaches Wappenbild, das in unterschiedlichen Varianten dargestellt wird. Seine Darstellung lehnt sich an Mauerhaken, Wolfseisen, Gemarkungszeichen, Hausmarken und so weiter an. In seiner einfachsten Form besteht er nur aus einem Mittelstück mit invers symmetrisch angebrachten Haken bzw. invers symmetrisch angebrachten Halbstreben, insgesamt eine Z-förmige Stilisierung.

Einzeln wird der Doppelhaken im Schild schwebend aufrecht, liegend, schräglinks oder schrägrechts dargestellt. Es sind zwei oder mehrere Doppelhaken neben- und untereinander möglich. Zwei Doppelhaken werden manchmal schragenweise gelegt. Manchmal werden einzelne Doppelhaken durch Streben miteinander verbunden. Die Farbgebung Tingierung ist zum Untergrund abweichend.

Doppelhaken (Tafel XXIX. Fig. 2-5.) welcher einen Haken rechts, den anderen links hat. Der Doppelhaken kommt sehr häufig und in verschiedener Gestalt vor, meistenteils gestellt wie in Figur 2. und Figur 4., was dann nicht zu melden ist., wohl aber, wenn, wie in Figur 5. der Doppelhaken eine Spitze ab-, die andere aufwärtst kehrt; dann heißt er N-förmig. Ferner, wenn er, wie in Figur 3., an jeder Spitze noch einen Widerhaken hat und in der Mitte des Schaftes wie eine durchbrochene Raute gestaltet ist.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Abgrenzung

Obwohl im Einzelfall nicht schlüssig geklärt werden kann, welcher Typ Doppelhaken in einem Wappen ursprünglich geführt wurde und gemeint war, gibt es Unterschiede in den realen Vorbildern, die es bei der Darstellung eines spezifischen heraldischen Doppelhaken-Typs zu berücksichtigen gilt.

Doppelhaken-Typ: Gemarkungszeichen/Hausmarke
 
Wappen von Wolfschlugen
 
Wappen von Bad Westernkotten[2]
 
Wappen von Rüsselsheim
Etwas verschoben, geometrisch, nicht abgerundet, „Z-förmig“, ohne wirkliche Spitzen, keine Fang-/Widerhaken, ohne kreisförmig ausgeschmiedetes Loch

Gemarkungszeichen und Hausmarken

Die Darstellungen von Doppelhaken in Wappen werden einerseits von Gemarkungssymbolen oder Gemarkungsinitialien (sogenannten Marksteinzeichen) abgeleitet, die auf Grenz-, Flur-, Flecken-, Gemark-, March- oder Marksteinen angebracht sind. Sie stehen für einen Eigentümer, eine Ortschaft, das Gebiet einer Gemeinde beziehungsweise für etwas Vergleichbares.

Andererseits existieren zwischen Doppelhaken und bestimmten Hausmarken Ähnlichkeiten. Hausmarken wiederum sind ursprünglich auf Steinmetz- und/oder Versatzzeichen zurückzuführen.

Sowohl persönlich gebundene Steinmetz-/Versatzzeichen, aber auch Hausmarken und Zeichen auf Grenzsteinen haben eine jahrtausendalte Tradition, der zwischen dem Untergang des Römischen Reiches bis zum Anfang des Hochmittelalters (10. Jahrhundert) offensichtlich keine besondere Bedeutung zukam. Ab Mitte des Hochmittelalters bis zum Spätmittelalter änderte sich das: Der Ursprung vieler Hausmarken und der Marksteinzeichen kann in diesen Zeitraum zurückdatiert werden. In diese Zeit fällt auch die Darstellung von Doppelhaken in Wappen.

Doppelhaken, die sich aus Gemarkungszeichen oder Hausmarken ableiten, sind ihre äußeren Form nach geometrische Figuren, die durch Zusammensetzung von Strichen gebildet sind oder eine Z-förmige Initiale. Sie sollten ohne Spitzen und ohne kreisförmig ausgeschmiedetes Loch dargestellt werden.

Doppelhaken-Typ: Wolfseisen
 
Wappen Oetigheim
 
Wappen Auenstein
 
Wappen von Warmbronn
Original massiv, nicht abgerundet, „Z-förmig“, mit scharfen Spitzen, kein kreisförmig ausgeschmiedetes Loch, keine Querstrebe

Wolfseisen

Dieser Doppelhaken ist ein großes, massives Jagdgerät für Wölfe, meist ein Flach- oder Rundeisen, an den beiden Enden umgeschmiedet und mit Spitzen versehen, wobei eine der Spitzen als „Baumhaken“ und die andere als „Fang- /Widerhaken“ dient. Der Fanghaken wurde leicht nach oben gebogen, um beim Zubiss des Wolfes in das Luderfleisch dessen oberen Rachenbereich zu durchbohren. Da die Mitte eines realen Wolfseisens oft zum Einschlagen in den Baum benutzt wird, sollte sich dort keine Öse und keine Querstrebe befinden.


Doppelhaken-Typ: Kleiner Wolfshaken
 
Variante 1:
Wappen von Mommenheim (alt)
 
Variante 1:
Wappen von Mommenheim (neu)
 
Variante 2:
Wappen von Idar-Oberstein
Original ca. 10 cm lang, nicht abgerundet, „Z-förmig“, mit scharfen Spitzen, mit Fang-/Widerhaken, mit kreisförmig ausgeschmiedetem Loch oder Querstrebe zum Befestigen einer Kette

Kleiner Wolfshaken

Der kleine Wolfshaken besitzt in der Mitte ein kreisförmig ausgeschmiedetes Loch oder eine Querstrebe, damit dort eine Kette befestigt werden kann. Er besteht aus einem einfachen Flacheisen, das an den Enden gegensätzlich umgebogen oder nur auf beiden Seiten aufgespreizt ist. Die beiden Enden sind in der Regel spitz, um sich nach dem Zubeißen des Wolfes entweder in den Gaumen oder Zungenbereich zu bohren und im Rachen des Wolfsfanges stecken zu bleiben.

Doppelhaken-Typ: Mauerhaken
 
Wappen Schmalegg
 
Wappen Pleidelsheim
 
Wappen Aidenbach
Gebogen oder gerundet, „Z-förmig“, kein kreisförmig ausgeschmiedetes Loch, keine Querstrebe

Mauerhaken

Dieser Doppelhaken unterscheidet sich im Grunde kaum vom Wolfseisen. Da die Mitte eines realen Mauerhaken oft zum Einschlagen in andere Bauteile genutzt wird, besitzt der heraldische Mauerhaken dort vermutlich ebenfalls kein kreisförmig ausgeschmiedetes Loch und keine Querstrebe. Als einfacher Maueranker übernimmt er Maueranker-Attribute, das heißt, er darf mit Ornamenten oder Rosetten in symmetrischer Anordnung verziert sein. Beide Mauerhaken-Enden können im Gegensatz zum Wolfseisen an ihrem Rücken auch abgerundet dargestellt werden, weil die Funktion eines Fang-/Widerhakens entfällt.

Da Maueranker, zu denen der Mauerhaken zählt, oft eine Hausmarke tragen, liegt die Vermutung nahe, daß Maueranker sich an Hausmarken anlehnt. Wissenschaftlich gesichert, ist das nicht.

Doppelhaken-Typ: Flößer-/Bundhaken
 
Wappen von Biberist
 
Wappen von Welschenrohr
 
Wappen von Gerlafingen
Klassischer Doppelhaken, weicht zuweilen von der Z-Form ab.

Bundhaken

Der Doppelhaken-Typ Bundhaken (auch Flösser-Bundhaken, Balkenklammer genannt), wie er unter anderem in der Holzflößerei (Holztrift) verwendet wird, unterscheidet sich in der Regel nicht vom Wolfseisen oder dem Mauerhaken, allenfalls wenn er in der Darstellung von der Z-Form abweicht.

Doppelhakenkreuz

HW Gtk-go-forward-ltr.png Hauptartikel: Doppelhakenkreuz

Doppelhakenschragen

Klammer

alternative Beschreibung
ca. 1425: Zimmermannsklammer (nach dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung)

Der heraldische Doppelhaken unterscheidet sich von einer heraldischen Klammer (auch Zimmermannsklammer oder Bauklammer genannt). Letztere hat keine Z-Form und pro Klammerende, ein oder zwei Haken, wobei die Haken in die gleich Richtung zeigen, ähnlich wie eckige Klammern „[“ „]“ in der Grammatik und Typografie beziehungsweise wie der Buchstabe U+2160.svg, wenn er in einer Serifenschrift dargestellt wird; der Mauer-/Doppelhaken erscheinen stets jeweils mit nur einen Haken am Ende, wobei die Haken in entgegengesetzte Richtungen zeigen.

Galerie

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 136. Tafel 29. Figur 2-5. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
  2. Beschreibung: In Rot ein goldenes, hausmarkenähnliches Zeichen in der Form eines schwebenden Schräglinksbalkens, der in der Mitte mit einem kurzen Querbalken belegt ist und dessen Enden (oben nach links, unten nach rechts) im spitzen Winkel umgebogen sind.

Weblinks

Commons: Doppelhaken in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Wolfsangel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien