Hundekoppel (Heraldik)
Mit dem Ausdruck Hundekoppel (kurz: Koppel, auch Hundskoppel, Hundekuppel oder veraltet Accouple [von französisch accouple ‚anschließen‘ genannt; mhd. koppel/kuppel für ‚Band, Verbindung‘; französisch couple de chiens; englisch dog's leash) bezeichnet man in der Heraldik seltene gemeine Figuren, die in unterschiedlichen Ausprägungen und Darstellungen in Wappen erscheinen.
Abgrenzung
Grundsätzlich ist zu unterscheiden:
- Außerhalb der Heraldik hat der Ausdruck „Hundekoppel“ mehrere Bedeutungen, die sich im Prinzip alle in Form von blasonierbaren Wappenfiguren darstellen lassen („natürliche Hundekoppeln“).
- Innerhalb der Heraldik werden mehr oder minder unabhängig von den natürlichen Hundekoppeln mehrere bestimmte Wappenfiguren verstanden, die sich im Detail voneinander unterscheiden („heraldische Hundekoppeln“).
Um Irrtümer in der Darstellung eines Wappens zu vermeiden, sollte man den Ausdruck „Hundekoppel“ nur dann in Wappenbeschreibungen („Blasons“) verwenden, wenn zusätzlich die besonderen Merkmale und die genaue Form einer Hundekoppel-Figur detailliert erläutert werden.
Natürliche Hundekoppel
Außerhalb der Heraldik ist der Ausdruck Hundekoppel mehrdeutig und bezeichnet hauptsächlich:
- Ein Lederriemen zum Führen der Jagd- und Rüdehunde[1] (Koppelriemen für Jagd-/Rüdehunde)
- Zwei Jagd-Halsbänder für Hunde, die mit einer Kette zusammengehängt sind[2] („zwei bis drei vereinigte Halsbänder, um die Hunde daran zu führen“)[1]
- Zwei oder mehrere „an der Koppel“ gehende Hunde[3] („mit einer Hundekoppel vereinigte Jagdhunde“)[1]
- Eine Gabel-Leine zum Führen von zwei (oder mehreren) Hunden an der Halsung[3] (Koppelriemen in Y-Form beziehungsweise Gabel-Strick, Gabel-Riemen, Gabel-Kette, Y-Leine, Y-Strick, Y-Riemen, Y-Kette oder ähnlich genannt)
„1) (..) Bey den Jägern werden zwey mit einer Kette zusammengehängte Jagd-Halsbänder, damit zwey Jagd-Hunde darin nebeneinander gehen können, eine „Koppel“ genannt „Die Hunde zur Koppel zusammen rufen“, sie durch den Laut des Hornes zusammen rufen, damit man ihnen die Koppel anlegen könne. Es wird in dieser Bedeutung nur von den Jagd- und Rüden-Hunden gebraucht, welche in dieser Absicht „koppel-bändig“ gemacht werden (..) Der lederne Riemen, womit die Jagd- oder Rüden-Hunde paarweise zusammen gekoppelt werden, heißt daher der „Koppel-Riemen“ (..)
2) (..) Eine Anzahl mehrerer mit einander verbundener Dinge; gleichfalls nur in einigen Fällen (..) „Eine Koppel Hunde“, bey den Jägern, zwey vermittelst der Koppel mit einander verbundener Jagd- oder Rüden-Hunde (..)“
3. Bedeutung
Zwei mit Hundekoppel vereinigte Jagdhunde
(Detail aus dem Wappen von Ungnad von Weißenwolff)
Tesem
Die Hundekoppel ist keine Erfindung aus der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens oder aus dem Mittelalter, sondern wesentlich älter und ihrer Form nach schon in Abbildungen aus dem Alten Ägypten im Zusammehang mit der Hundeform Tesem überliefert. Diese erscheint ab dem 4. Jahrtausend vor Christus in Darstellungen.
Heraldische Hundekoppel
Grundsätzlich sind unter anderem folgende Formen der „heraldischen Hundekoppel“ zu unterscheiden:
Beschreibung: Heraldische Hundekoppeln | Beispiel |
---|---|
1. Variante: Eine Art Handgriff (Handhabe, Holzgriff, Stab, Balken), teilweise mit kegelartigen, runden oder anders gedrechselten Enden; an beiden Handgriffenden ist jeweils eine Leine (Band, Seil oder ähnliches) in der Form befestigt, daß zwei Leinenden herunterhängen. Die Figur erscheint stets mit insgesamt vier Leinenenden. Es ist in den Wappendarstellungen nicht oder nur schwer erkennbar, ob die vier Leinenenden zwingend zu zwei Leinen gehören -- oder ob jedes Leinenende zu einer eigenen Leine gehört (insgesamt also vier Leinen am Stab befestigt sind). Der Stab ist gewöhnlich balkenweise („waagrecht“) gestellt; andere Stellungen (pfahlweise, schrägrechts, schräglinks) sind zu melden. Quellen: Gatterer (1774); Adler: (1888) |
(1888: Jahrbuch Adler), hier: pfahlweise gestellt |
2. Variante: Eine Art (waagerechter) Handgriff (Handhabe, Holzgriff, Stab, Balken), der nicht nur an seinen Enden kegelartig bis rund verdickt ist, sondern auch in seiner Mitte eine gedrechselte runde Erhebung besitzt; an den beiden Enden des Stabes ist jeweils eine Kette befestigt, die diagonal nach unten herunterhängt und sich in Schragenform mit der anderen kreuzt. Je nach Wappenaufriss sind die Ketten am Kreuzungspunkt miteinander verflochten, nur lose übereinander gelegt oder in ein besonderes Kettenglied eingehängt, in das von unten zwei weitere Ketten diagonal eingehackt sind, so daß in diesem Fall der Eindruck einer schragenweisen Kreuzung der vier Ketten entsteht. Quellen: Hefner (1861); Adler (1888); Siebmacher (1889) |
(1888: Jahrbuch Adler) (1889: laut Siebmacher) |
3. Variante: Eine Art (waagerechter) Handgriff (Handhabe, Holzgriff, Stab, Balken), der an seinen Enden kegelartig bis rund verdickt ist; vor den beiden gedrechselten Verdickungen ist jeweils ein kleines Stückchen Lederriemen befestigt, das nach unten in zwei Lederiemenenden herunterhängt; in der Mitte des Handgriffs hängt eine Kette herunter (Muster, angenähert an das vorgebliche Wappen der Familie Pausach). Quellen: Rolland (1903/1926/1967) |
(1903/26: Rolland) |
4. Variante: Ähnlich wie Variante 2., allerdings nicht mit Kette, sondern mit zwei gekreutzten und verschlungenen Lederriemen Quellen: Wappenbilderordnung des Herold (1996) |
(1996: WBO, Nr. 9581) |
5. Variante: Ähnlich wie Variante 2., allerdings erscheint in diesem Fall nur eine Kette, die halbkreisförmig nach unten fällt und von einem Ende des Handgriffs zum anderen reicht. Quellen: Walter Leonhard (2003)[4]; |
(2003: lt. Leonhard) |
Ob die fünf heraldischen Wappenfigur-Varianten tatsächlich einer Hundekoppel nachempfunden sind, ist unklar. Manche interpretieren derartige Wappenfiguren als „Joch“, „Hut mit gekreuzten Bändern“, „Kirchenfahne“, „Hand-/Fußfesseln“, „an Querstange herabhängender, verschlungener Riemen“, „(Wagen)wage mit anhängendem verschlungenem Riemen“ oder ähnliches.
Galerie
Drei Hundekoppeln (2:1) im Wappen der französischen Familie de Beaupoil (aus Saint-Aulaire)[5]
Hundekoppel im Wappen der Familie Pausach
(gemäß Rolland)An Querstange herabhängender, verschlungener roter Riemen im Wappen der Familie Pöttschacher zu Starhemberg
(gemäß Siebmacher)Vorgeblich eine goldene (Wagen)wage mit anhängendem verschlungenem Riemen im Wappen der Familie Pöttschacher von Prerau
(gemäß Siebmacher)
Siehe auch
Wappenbilderordnung
- Die Hundekoppel wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Landwirtschaftliches Gerät, Jagd- und Fischgerät unter der Nr. 9581 aufgenommen.
Weblinks
Lemma Koppel. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
- Koppel, (Wikipedia)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Günther, J. O. H.: Vollständiges Taschen-Wörterbuch der Jägersprache. Für Jäger und Jagdfreunde. Jena, 1840.
- ↑ 2,0 2,1 Artikel „Koppel“: In: Johann Georg Krünitz: Ökonomisch-technologische Enzyklopädie, Band 44 (1788), S. 230 (elektronische Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier http://www.kruenitz.uni-trier.de/).
- ↑ 3,0 3,1 Deutsches Jagd-Lexikon: Stichwort: „Koppel“. Internet. Abgerufen: 22. November 2013.
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 270.
- ↑ Wappenbeschreibung: „De gueules à trois couples de chiens d'argent, liés d'azur“