Hufeisen (Heraldik)
Das Hufeisen (mhd. huofisen; lateinisch solea ferrea oder equina; frz.: fer à cheval; engl.: horseshoe) ist in der Heraldik eine Wappenfigur beziehungsweise eine gemeine Figur.
Geschichte
Nach der Englischen allgemeinen Bibliothek ist das Hufeisen schon im 11. Jahrhundert als Wappenfigur nachweisbar. Es soll beispielsweise um 1070 im Wappen von Heinrich von Ferres dargestellt worden sein, der unter Herzog Wilhelm dem Eroberer als Stallmeisters diente (sechs schwarze Hufeisen auf silbernem Grund). Die Hufeisen im Ferres-Wappen standen vermutlich einerseits redend für den Namen („Ferres“ von lateinisch ferrum ‚Eisen‘), andererseits verwiesen sie womöglch auf die Stellung des Wappenführenden als Aufseher über die Schmiede („praefectus fabrorum“).[1]
Darstellung
Das Hufeisen wird in Wappen bevorzugt in zwei Stellungen abgebildet: Mit der Öffnung zum Schildfuß zeigend oder mit der Öffnung zum Schildhaupt zeigend. In letzterer Position ist das Hufeisen gestürzt und wird auch so beschrieben (oder zum Beispiel: Stollen nach oben).
„Hufeisen (Tafel XXX. Figur 10. bis 12.): kommen fast immer in dieser Form vor und haben bald viereckige, bald runde Nagellöcher, durch welche das Feld gewöhnlich durchscheint. Die unteren Ansätze heißen die Stollen und ist zu melden, ob diesselben nach unten (wie hier) oder nach oben gekehrt sind.“
Es wird in der Ansicht mit Rillen (Falz), angedeuteter Zehenkappe und den rechteckigen Nagellöchern dargestellt. Die Lochanzahl ist grundsätzlich unbedeutend und wird in der Blasonierung nicht erwähnt. Mehrere Eisen im Wappen sind möglich. Bevorzugte Stellung ist im Dreipass zwei über eins, also 2:1.
Varianten
- Im Wappen kann dem Hufeisen auch ein Gegenstand angesteckt werden, oft ist es ein Kreuz oder ein Halbmond.
- Für die Erkennung des Wappentieres Strauß wird das Hufeisen dem Vogel zum Halten in den Schnabel gegeben.
- Das Hufeisen unterscheidet sich in der heraldischen Darstellung vom sogenannten Kuh-/Ochseneisen:
Galerie
Verwendung und Verbreitung
Als Wappennmotiv wird das Hufeisen seit dem 11. Jahrhundert verwendet. Es ist auch als Hausmarke oder als Zeichen auf Gemarkungssteinen gebräuchlich. Beispiel der Ort Büchig (Bretten), wo es einstmals als Dorfzeichen angesehen wurde und auf Gemarkungsgrenzsteinen wiederzufinden war.
Als redendes Wappen ist es im Schild von Isny, einem Ort im Allgäu[3].
Bevorzugt erscheint es in der polnischen Heraldik.
Hufnagel
Der Hufnagel (auch Rossnagel genannt), der ein notwendiges Befestigungsmittel des Hufeisens ist, ist im Wappenwesen ebenfalls eine gemeine Figur. Sie ist als Bestandteil eines Wappens vergleichsweise selten, steht aber zum Beispiel redend für den Familiennamen Hufnagel (vgl. zum Beispiel die Koblenzer Linie der Familie Hufnagel aus Steinau an der Straße, DWR, 1994, Nr.: 9804/94).
Die Figur Hufnagel erscheint gewöhnlich mit einem vierkantigen Schaft und einem etwas größeren vierkantigen Kopf. Werden Hufeisen und Nagel zusammen im Wappen dargestellt, ist dies bei anderer Farbe der Nägel anzugeben. Der Heraldiker spricht vom benagelten Hufeisen. Der Kopf des Hufnagels erscheint in diesem Fall in etwa in der Breite der Rille des Hufeisens, kann aber in der typischen heraldischen Übertreibung auch wesentlich größer dargestellt werden.
Wappenbilderordnung
- Das Hufeisen wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Landwirtschaftliches Gerät, Jagd- und Fischgerät unter der Nr. 6567 aufgenommen.
Symbolik
Das Hufeisen wird im Zusammenhang mit Bergbau und Pferdezucht als Wappenmotiv gestiftet.
Außerhalb der Heraldik ist es als Glückssymbol und Glücksbringer allgemein bekannt. Ein nach oben offenes Hufeisen ist ein Symbol für die Teufelshörner. Ist es nach unten offen, herrscht die Vorstellung vom Herausfallen des Glückes vor. Die Bedeutung als Ehrschatz (Sachleistungen) hat sicherlich ebenfalls dazu beigetragen, dass das Hufeisen seine Beliebtheit nicht verloren hat.
Literatur
- ↑ Englische allgemeine Bibliothek. Band 2. Leipzig. 1775. S. 418
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 142. Tafel 30. Figur 10. bis 12. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ Lexikon Heraldik, Gert Oswald, VEB Bibliographische Institut Leipzig, 1984
Weblinks
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