Frauenwappen

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Damenschild in Rautenform mit Liebesseil und Liebesknoten
Ehe-/Allianzwappen eines Herren von Zimmern und einer Gräfin von Calw

Der Ausdruck Frauenwappen (auch „weibliches Wappen“, „Damenwappen“ oder ähnlich; französisch armoiries féminines oder armoiries des femmes; englisch arms of women) ist in der Heraldik

  • ein Oberbegriff für jene Wappen, die Frauen führen;
  • ein Oberbegriff für jene Wappen, in denen Frauen als gemeine Figuren erscheinen;
  • ein Wappen, wenn es in einer besonderen, hauptsächlich für Frauen bereitgestellten Form erscheint (zum Beispiel mit Damenschild, Liebesseil, Liebesknoten, ohne Helm et cetera).

Geschichte

Der Ursprung von Frauenwappen hängt mit der Geschichte von Frauensiegel zusammen. Genau wie Männer verwendeten Frauen Siegel unter anderem „zum Verschluß wichtiger Dokumente, zur Beglaubigung der Echtheit einer Urkunde, als Beweis der eigenhändigen Unterschrift und schließlich als Ersatz für die Namensunterschrift bei Schreibunkundigen“[1]. Die frühen Siegel von Frauen zeigen den Kopf, die Büste, die Dreiviertel- oder Komplettfigur der Siegelinhaberin („Porträt- oder Bildnissiegel“).

„(..) wenn Wappen vorkommen, dann nur auf dem Gegensiegel“

D. L. Galbreath; Léon Jéquier: 1942/1990[2].

Zirka seit Mitte des 12. Jahrhunderts benutzen die Frauen auch „Wappensiegel“[2][3], in denen neben der Siegelinhaberin auch Wappenschilde (des Vaters, des Ehemanns, der Mutter, von Lehengütern etc.) oder andere heraldische Wappenteile erscheinen. In Fortsetzung dieser Siegelkultur entwickelten sich persönliche Frauenwappen, die ein Kennzeichen für die Wappenführende wurden. Die Schildbilder der Frauenwappen wurden teilweise aus Gründen der Symmetrie und der Ästhetik denen der Gatten angeglichen. Auch Frauenwappen auf Basis der Vereinigung der Wappen von Vater und Mutter waren gebräuchlich. Ledige Frauen führten Wappen selten. Ausnahmen galten für höhergestellte Damen. Ab dem 16. Jahrhundert führten auch ledige Frauen ein Wappen.

Damenschild versus Damenwappen

Erscheint der Wappenschild eines Frauenwappens in einer besonderen, in der Regel nicht zum Kampf oder Turnier gebrauchten, bevorzugt von Frauen geführten Schildform, wird er in der Heraldik als „Damenschild“, „Frauenschild“, „Weibsschild“, „Weiberschilde“ oder ähnlich bezeichnet.

Die Begriffe „Damenschild“, „Frauenschild“ etc. sind von den allgemeinen Ausdrücken „Frauenwappen“, „Damenwappen“, „weibliches Wappen“ etc. zu unterscheiden. Letzere beziehen sich nicht nur auf bestimmte, vorgeblich von Frauen verwendete Schildformen, sondern tragen der grundsätzlichen Tatsache Rechnung, dass Wappen von Frauen geführt werden. Die Damen-/Frauen-/Weiberschild(e) sind hauptsächlich in zwei Formen gebräuchlich:

  • Als Rautenschild („Schild in Rautenform“), eine Schildform, die vor allem in den romanischen Ländern und einigen Grenzstreifen gebräuchlich ist.
  • Als Ovalschild (Schild, der eine ovale [„eiförmige“] beziehungsweise ellipsenförmige Form besitzt).

„Ursprünglich unterscheidet sich die Gestalt eines weiblichen Schildes nicht von dem Schilde ihres Gatten, aber schon im 14. Jahrhundert herrscht ein wenig mehr Phantasie, und man findet Rautenschilde (..) In der Folgezeit werden diese Form und das Oval allgemein den Frauen vorbehalten (..)“

D. L. Galbreath; Léon Jéquier: 1942/1990[2]

Die deutschsprachig geprägte Wappenkultur hat sich nicht auf eine bestimmte Schildform für Frauen festgelegt. Dennoch führen Frauen oft einen rauten-, oval- oder oval-spitzen Damenschild im Wappen (vergleichbar dem Schildstil in der kirchlichen Heraldik) bzw. verzichten auf eine Schildform, die bei Kämpfen oder Turnieren gebräuchlich ist.

Helm und Helmzier in Frauenwappen

Im Allgemeinen erscheinen Frauenwappen ohne Helm und Helmzier (ähnlich wie die meisten Stadtwappen oder die Wappen von Geistlichen). Abweichend davon werden in der deutschsprachig geprägten Wappenkultur (selten in einer anderen) Frauenwappen, die Teil eines Ehe-/Allianzwappens sind, oft mit Helm und mit Helmzier dargestellt (meist aus Gründen der Symmetrie).

Personen-/Familienstand

Ledige Frau

Ledige Frauen wählten für ihr Wappen meist den Rautenschild.

Verheiratete Frau

Verheiratete hatten meist einen gespaltenen Schild, wovon die heraldisch rechte Seite dem Ehemann vorbehalten war. Auch lehnte man zwei Schilde aneinander zum Allianzwappen. In jedem Schild hatte ein Ehepartner sein eigenes, in die Ehe mitgebrachtes Wappen. Hier lehnte dann das Vaterwappen der Frau gegen das des Ehepartners.

Wiederheirat

Die Wiederheirat der Frau führte häufig zu einer Dreizahl an Wappen. In diesem Fall lehnten rechts der Schild des neuen Partners, mittig stand das Vaterwappen der Frau und links der des verstorbenen Ehepartners.

Witwenstand

Wurde die Frau WitweW-Logo.png, so hat man beide Wappen auf einen Schild vereinigt. Die Umschlingung mit einem Liebesseil zeigte den Witwenstand an. Die Liebesseile mit Liebesknoten waren schon vor dem Partnertod als Schildumschlingung gebräuchlich, um die Zusammengehörigkeit zu unterstreichen.

Galerie

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Frauenwappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Frauen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Rautenschild – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Allianzwappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Wappen der Damenwelt
Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Das Ehewappen und seine Formen
Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Multiple Ehewappen – (Bernhard Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann)

Literatur

  • Milan Buben: Heraldik. Verlag Albatros, Prag 1987, S. 25 (tschechisch: Heraldika. Praha 1986. Übersetzt von Walter Beck, Illustrationen: Julie Bubnová; grafische Gestaltung: Jirí BlažekBehan ZW.jpg).
  • Seyler, Gustav Adelbert: Geschichte der Heraldik. Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft. 5. Kapitel: Die Wappen der Damen. In: J. Siebmachers großes Wappenbuch. Band A. Repgrografischer Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1885-1889 (1890). Neustadt an der Aisch. 1970. S. 680 ff.
  • Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Damenschilde. In: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 27.
  • Biewer, Ludwig; Henning, Eckardt: Wappen. Handbuch der Heraldik. Als Wappenfibel begründet von Adolf Matthias Hildebrandt, zuletzt weitergeführt von Jürgen Arndt. 20. Auflage. Weimar Wien. 2017. ISBN 9783412503727. S. 231
  • Marie Grégoire: Héraldique des femmes en France: Archéologie et histoire. Montréal (Québec). 2017. ISBN 978-2-924651-50-6. (in französischer Sprache)

Einzelnachweise

  1. Walter Leonhard: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. Callway, München 1978, ISBN 3-8289-0768-7, S. 52 (Genehmigte Lizenzausgabe für Weltbild Verlag GmbH: Bechtermünz, Augsburg 2000).
  2. 2,0 2,1 2,2 Galbreath, D. L.; Jéquier Léon: Handbuch der Heraldik. Augsburg 1990.
  3. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 366 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).


Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Frauenwappen“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 01. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.