Bleuel (Heraldik)




Der Bleuel (oder Wäsche-/Waschbleuel oder ähnlich genannt; von ahd. pliuwil. plûwil oder bliuwil; über mhd. bliuwel bzw. als Verb bläuen, was „Klopfen“ oder „Schlagen“ bedeutet; französisch battoir; englisch washing-beetle) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.
Synonyme
Für den Bleuel gibt es zahlreiche lokale und historische Synonyme und Schreibweisen, darunter zum Beispiel: Blauel, Bläuel, Blawel, Plättscher, Pleuel, Pritsch, Tuchklatscher, Waschbleuel, Wäschebleuel, Wäscheblauel, Wäschebleueler, Wäschebengel, Wäschebrett, Wäscheklopfer, Wäschekloppe, Wäscheknebel, Wäschelöffel, Wäscheplatsche, Wäscheplätsche, Wäscheplätscher, Wäscheprügel, Wäscheschlage, Waschschlägel, Wäschestöppel, mißverständlich und kurz Schlägel oder ähnlich.[1][2][3]
Darstellung
Die Bleuelfigur ist dem gleichnamigen Schlagholz (→ „Bleuel“) mit kurzem Handgriff und einer flachen, breiten Schlagfläche nachempfunden, welches zum Ausschlagen der Wäsche diente, um auf diese Weise Schmutz zu entfernen beziehungsweise um die fertige Wäsche glatt zu klopfen.
Wenn die Bleuelfigur zum oberen Schildrand gerichtet ist, muss dies nicht unbedingt gemeldet werden, kann aber zum Beispiel als „aufrechter Bleuel“ oder ähnlich beschrieben sein. Sind Bleuel gestürzt, gekreuzt oder in einer anderen Weise im Schild oder Feld gestellt, ist dies anzuzeigen. Alle heraldischen Farben sind als Tingierung der Figur gebräuchlich, wobei Gold oder Silber bevorzugt werden. Wird ein Teil eines Bleuels -- zum Beispiel die Handhabe -- anders tingiert als andere Teile, ist dies unter genauer Angabe des entsprechenden Teils und seiner Farbe zu melden.
Auch besondere Schriftzüge oder Bemalungen, die die realen Vorbildern teilweise zieren, sollten gemeldet werden, wenn sie Attribute der gemeinen Figur Bleuel sind.
- Verzierte Bleuel
Bleuel als Nebenfigur
Zuweilen erscheint das Motiv Bleuel in einem Wappen als Nebenfigur oder als Objekt, das von einer anderen Wappenfigur gehalten wird, beispielsweise im Wappen der Gemeinde Wäschenbeuren, in welchem die Verwendung eines Wäschebleuels durch eine Waschfrau dargestellt wird.
Wappenbilderordnung
- Eine Figur Bleuel wurde 1990-1996 in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Index unter dem Ausdruck Waschbleuel ohne Nummer aufgenommen.[4]
Abgrenzung
Ein Wäschebleuel ist von anderen „Bleuel“ genannten Objekten zu unterscheiden, beispielsweise:[5][6]
- landwirtschaflich: Klopfholz zum Klopfen des Flachses
- Rundes Holz (auch Beutel genannt), auf welches beim Abwinden des Garnes der Anfang des Knäuls gemacht wird
- maschinell: ein Theil des Feldgestänges (vgl. Stangenkunst)
- biologisch: die Schaufel des Krummzapfens
Zweckentfremdete Anwendung
Außerhalb der Heraldik gibt es Darstellungen mit zweckentfremdeter Anwendung des Bleuels. Beispielsweise zeigt eine Gravur des 18. Jahrhunderst eine Frau, die versucht, sich durch das Schlagen mit dem Bleuel von körperlichen Leiden zu heilen (Prozedur der Konvulsionäre von Saint-Médard; nach dem Motto: Percutiam et ego Sanabo, dt.: „Ich werde schlagen und heilen“; 5. Mose XXXII, 39). Weitere zweckentfremdete Anwendungen bewegen sich im Umfeld von Folter, Züchtigung und SM-Sexualität.
„Wie die Begriffe „verbleuen“ und „einbleuen“ nahelegen, wurde der Bleuel vermutlich mitunter als (..) Züchtigungsinstrument
verwendet. Möglicherweise hat sich das Paddle
(siehe auch Spanking
) aus dem Wäschebleuel entwickelt, welcher früher in praktisch jedem Haushalt zu finden war.“
Literatur
- Fred Bertrich: Kulturgeschichte des Waschens. Econ-Verlag. Düsseldorf 1966 (erschien anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Firma Henkel
).
Einzelnachweise
- ↑
Lemma Bleuel. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ Lemma Wäscheklopfer im Pfälzischen Wörterbuch
. Bd. 6, Spalte 1075 bis 1077
- ↑ Lemma: Wäsche-klopfer. Südhessisches Wörterbuch. Internet: www.lagis-hessen.de. Band 6, Spalten 271–272. Abgerufen am 23. September 2018
- ↑ Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter): Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - General-Index. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). Band II. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1990, ISBN 3-87947-100-2, S. 355 (393 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
- ↑ Lemma Bläuel. Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 865.
- ↑ Lemma Bläuel, der. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1054-1055.
- ↑ Seite „Bleuel“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. April 2018, 08:25 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bleuel&oldid=176220285 (Abgerufen: 23. September 2018, 17:57 UTC)