Bürste (Heraldik)
Die Bürste (frz.: brosse; engl.: brush) ist in der Heraldik eine gemeine Figur, die in mehreren Ausprägungen in Wappen erscheint.
Darstellung
Die (gemeine/heraldische) Bürste ist gewöhnlich einer Bürste nachempfunden, wie sie in der Früh-/Blützezeit des Wappenwesens gebräuchlich war. Andere Bürstenformen, die im späten Mittelalter oder später häufiger zu finden sind (zum Beispiel pinselartige Maurer-/Borstenbürsten, Kehrbürste, Kleiderbürste, Schlichtbürste, Tuchbereiterbürste, Malerbürste etc.) sollten unter Verwendung von Eigennamen beziehungsweise mit ihren spezifischen Merkmalen gemeldet werden, um Verwechslungen zu vermeiden. Grundsätzlich sind folgende Ausprägungen der Wappenfigur gebräuchlich:
(Gemeine/Heraldische) Bürste
Die (heraldische/gemeine) Bürste erscheint meist mit einem dreiecksartigen, seltener mit einem stabförmigen Grundkörper. Dieser ist oft sowohl als Einspannvorrichtung für den Borsten-/Bürstenbesatz ausgearbeitet als auch als Griff beziehungsweise Stiel (im Spätmittelalter auch aus zwei Bauteilen bestehend: Griff und Bürstenrücken). Am unteren Ende des Grundkörpers befindet sich manchmal eine Aufhängvorrichtung oder ein gedrechselter runder Abschluß, am oberen der Bürstenbesatz, der die dreiecksartige Form des Grundkörpers gewissermaßen verlängert: die Borsten sind mit ihren oberen Enden fächerförmig ausgebreitet und ihre unteren Enden werden im weitesten Sinn spitz zulaufend vom Grundkörper zusammengehalten.
Borstenpinsel (Borstenbürste)
Bei Maximilian Gritzner ist die Bürste (auch Borstenbürste, Quast, Maurerbürste oder ähnlich genannt) einem Borstenpinsel nachempfunden, wie er zu seiner Zeit von Maurern verwendet wurde. Im Gegensatz zu der zuvor genannten (gemeinen) Bürste ist der Borstenbesatz bei dieser Form nicht dreiecks-/fächerförmig ausgeprägt, sondern breit und wie ein Rechteck/Trapez mit dichter Borstenlage, die nicht zum Entfernen von Schmutz, sondern zum großflächigen Auftrag von Farbe oder Nässe geeignet ist. Der Grundkörper, dessen Oberseite als Bürstenrücken erscheint, ist stets unabhängig vom stabförmig-gedrechselten Stiel/Griff ausgeführt. Diese Bürstenform konnte von der Redaktion in der Periode des frühesten Wappenwesens nicht nachgewiesen werden. Wissenschaftliche Untersuchungen, die den Gebrauch davor, währendessen oder danach veri-/falsifizieren sind der Redaktion nicht bekannt. Wenn die Figur im Wappen erscheint, ist sie als solche explizit zu beschreiben.
„Der Borstenpinsel (Tafel XXIX. Figur 11.) wie er heutigen Tages von den Maurern gebraucht wird, ist die alte Form der Bürste und erscheint zum Beispiel zu Dritt im Schrägbalken des redenden Wappens der † Märkischen von Börstell).“
(Schuh-)Bürste
In der Wappenbilderordnung des Herold und im Rietstap) erscheint die Bürste in Form einer einfachen Schuhbürste, wobei als Referenz das Wappen von Börstel genannt wird. Eine Schuhbürste konnte von der Redaktion in der Periode des frühesten Wappenwesens nicht nachgewiesen werden. Wissenschaftliche Untersuchungen, die den Gebrauch davor, währendessen oder danach veri-/falsifizieren sind der Redaktion nicht bekannt. Wenn die Figur im Wappen erscheint, ist sie als solche explizit zu beschreiben.
Bürste
(gemäß WBO, Nr. 9083)
Tingierung von Bürsten
In der Tingierung gibt es neben den gewöhnlichen heraldischen Farbregeln keine Beschränkung bei der Darstellung von Bürsten. Wenn Borstenbesatz, Borstengrundkörper, Stiel/Griff oder ungewöhnliche Verzierungen an der Figur andersfarbig ausgeführt sind, sind die jeweiligen heraldischen Farben zu melden.
Zunft-/Gewerbewappen
Die Bürstenmacher/Bürstenbinder schlossen sich häufig anderen Zünften/Gewerben an und die Produkte des Bürstenbinder-Handwerks (das sind alle Arten von Bürsten, Pinseln, Besen) finden sich als Motive in vielen Zunftwappen.
Wappenbilderordnung
- Die gemeine Figur Bürste in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 9083 aufgenommen.
Symbolik
- Die gemeine Figur Bürste kann redend für Namen wie Bürstli, Borstel, Börstel und so weiter stehen.
- Manchmal kennzeichnet sie in Wappen das Handwerk des Bürstenmachers/Bürstenbinders.
- Im Sachsenspiegel erscheint die Bürste als Rechtssymbol.
Weblinks
- Bürste in der Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 35.