Feuerstahl (Heraldik)

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Der Ausdruck „Feuerstahl“ steht in der Heraldik manchmal für die gemeine Figur „Mond“ (siehe dort).
Feuerstahl
 
1. Ausprägung (nach Siebmacher)
 
2. Ausprägung (spitzoval, mit Querbügel; Dorfzeichen)
Feuerstahl
 
Muster
 
Mittelalterliches Feuereisen (Replik)
Blasebalg mit einem Wappen, in dem zwei Feuerstähle erscheinen.
1335-1345: Feuerstahl im Wappen Grassauer (nach Züricher Wappenrolle; hier: Aufriss Runge von 1866)

Der Feuerstahl (auch Feuereisen, Feuerspan, Feuerschurf, Schurfeisen, Pinkeisen oder ähnlich genannt; mißverständlich Feuerschläger, da Feuerschlagsteine nicht selten ebenfalls „Feuerschläger“ genannt werden; französisch fusil oder briquet de la toison [d'or], geläufig: briquet à silex, selten briquet en acier; englisch fire steel oder flint steel; italienisch acciarino oder battifuoco; spanisch eslabón) ist eine seltene gemeine Figur in der Heraldik.

Darstellung

Feuerstahl versus Schurfeisen
Manche heraldische Autoren pflegen das Narrativ, dass das heraldische Motiv „Feuerstahl/Schurfeisen“ womöglich einem Werkzeug zum Pferde­huf­be­schnei­den nachempfunden ist.

„Feuerstahl oder »Schurfeisen« kann vielleicht einen Feuerstahl, möglicherweise aber auch -- wofür mehrere redende Wappen zu sprechen scheinen -- ein zum Schürfen oder Schärfen der Hufe von Pferden u. s. w. gebrauchtes eisernes Instrument vorstellen sollen (..)“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[1]

Solange solche Deutungen nicht mit Artefakten belegt sind, erscheint es fragwürdig, dass entsprechende Werkzeuge, die der heraldischen Figur gleichen, überhaupt gebräuchlich waren.

Feuerstähle gibt es in zahlreichen unterschiedlichen Formen (in der Regel mit einer Schlagseite und eine ihr gegenüberliegende Handhabe).[2] Im Wappenwesen erscheint das Motiv hauptsächlich in zwei Ausprägungen:

  • Teils ähnelt die Feuerstahlfigur einer schräggelegten Krone.
  • Teils ähnelt die Feuerstahlfigur einem spitzovalen Umriss mit oder ohne einen Querstreifen. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese eher geometrische Figur, vom stilisierten Werkzeug zum Feuerschlagen abgeleitet worden ist.

Welche Form eines Feuerstahls in einem Wappen erscheint, sollte gemeldet werden. Vorzugsweise erscheint die heraldische Figur Feuerstahl für sich allein im Wappen.[2]

Verbreitung und Geschichte

Ottfried Neubecker belegt 1983 im Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte folgende Wappen mit einer Feuerstahlfigur:

„Er erscheint im Wappen der Straßburger Familie In der alten Münze (de Moneta), wo der F(euerstahl) repräsentativ für das anders nicht darstellbare, zur Münzprägung erforderliche Metall ist (zuerst vielleicht 1266, gesichert 1334 (..) Faßbar ist er um 1330-1340 im Wappen des niederösterr. Geschlechtes Grassower (..), 1344 im Siegel des Ritters Henning von Wodenswegen (..) und später oftmals als redendes Wappenbild (der Geschlechter Stalins, Flandern, 14. Jh. [?]; Feuerstein, Österreich; Schurff, Tirol (..); Schürpf, Schweiz (..); Schurfeisen, Bayern; Stahl, D(eutschland); Steel, Edinburgh, doch auch ohne erkennbaren Bezug auf den Namen (..) Feuerstahl und Feuerstein sind in dem der Familie Wal 1536 verliehenen Wappen nebeneinandergestellt (..). Weitere Beispiele - teilweise in Verbindung mit anderen Geräten - (im Siebmacher -- Anm. der Redaktion). Sonst ist der mit anderen Figuren verbundene Feuerstahl nur dort anzutreffen, wo burgundische Anregungen wirksam waren, z. B. im apokryphen Stadtwappen von Philippeville (..)“

Nachgewiesen ist der Feuerstahl im Ordenszeichen des Goldenen Vlieses des österreichischen Ordens und ebenso im gleichnamigen spanischen Orden. Der Ordenswahlspruch „Ante ferit quam flamma micat“ (er trifft bevor der Funke sprüht) nimmt bezug auf den Feuerstahl.

Die Familie des Geschlechtes Fürstein oder Feurstein und Feuerstein hatten im Oberwappen ein Feuerstahl, der von einer Gemse gehalten wird. Hier wird die Figur redend.

Auch im Wappen Serbiens sind Feuerstähle zu sehen, allerdings in Form von C's (kyrillischen S) für den serbischen Nationalspruch "Samo sloga Srbina spašava" (Nur Eintracht rettet den Serben).

„Der Feuerstahl (Tafel XXVII. Figur 109. 110.): in der bekannten Gestalt, wie er in der Kette des goldenen Vliesses vorkommt, sowie vier dergleichen, ein Kreuz bewinkelnd, im Wappen der alten PalaeologenW-Logo.png, des heutigen Fürstentums SerbienW-Logo.png und, als Sinnbild des griechischen Kaisertums. (Im Wappen der F. Gonzaga sind hieraus im vor. saeculo vier Buchstaben „B“ gemacht worden; i. e. Byzantium, was natürlich eine ganz irrige Deutung ist).“

Siebmacher/Gritzner (1889)[3]

Galerie

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Feuerstahl im Wappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Besondere Motive: Der Feuerstahl

Literatur

  • Ottfried Neubecker: Die Bedeutung von Feuerstahl und Feuerstein, den Gliedern der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies. In: Estudios genealógicos, heráldicos y nobiliarios en honor de Vicente de Cadenas y Vicent, con motivo del XXV aniversario de la revista „Hidalguía“. Band II. Madrid. 1978, S. 73-87.
  • Henri Charles Comte Zeininger: Feuerstahl oder Buchstabe? In: Der Herold für Geschichte, Wappen- und Siegelkunde. Neue Folge 2. 1941. S. 88-100.
  • Renate Holzschuh-Hofer: Feuereisen im Dienst politischer Propaganda von Burgund bis Habsburg. In: RIHA Journal 0006. Erstellt: 16. August 2010. Abgerufen: 30. Juni 2019

Einzelnachweise

  1. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 37 f..
  2. 2,0 2,1 2,2 Ottfried Neubecker, Karl-August Wirth: Feuerstahl. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Band 8: Fensterrose – Firnis. Beck, München 1987, ISBN 3-406-14197-8, Sp. 498–521, insbesondere Abschnitt II: → Heraldik, Sp. 504 f.
  3. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  4. Wappenbeschreibung: „Im blauen Schild ein nach links geöffneter silberner Feuerstahl.“
  5. Wappenbeschreibung: „In Blau ein silberner Dolch mit einem Griff aus Gold in einer Scheide mit Goldbinde pfahlgestellt zwischen je zwei goldenen Feuerstählen“
  6. Wappenbeschreibung: „In Gold eine blaue geschweifte, aufsteigende Spitze, darin ein goldenes Schurfeisen.“
  7. Legelshurst: „In Gold ein schwarzer, spitzovaler Feuerstahl (Dorfzeichen).“
Muster-Wappenschild-Info.png

Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Feuerstahl_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 30.Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.