Löffel (Heraldik)
Der Löffel (von ahd. laffan, mhd. laffen für ‚schlürfen, lecken‘; lateinisch cochlear; französisch cuiller, cuillère; englisch spoon) ist im Wappenwesen eine seltene gemeine Figur.
Darstellung
Die gemeine Figur Löffel erscheint nur wenig heraldisch stilisiert. Sie wird gewöhnlich eher in natürlicher Form dargestellt, wobei die Darstellung dem realen urtümlichen Werkzeug sehr nahe kommt, das zum Essen gelegentlich auch zum Trinken genutzt wird und grundsätzlich einer schöpfenden Hand nachgebildet ist. Erscheint im Wappen eine besondere Löffelart (Apostellöffel, Esslöffel oder ähnlich) kann dies gemeldet werden, um Verwechslungen vorzubeugen. Die Figur besteht im Prinzip aus zwei Teilen: dem Stiel und der Höhlung für die Flüssigkeit, das ist die sogenannte „Laffe“ (Laffe bedeutet eigentlich „Lippe“ oder auch „Löffelschale“), wobei die beiden Teile selten oder gar nicht unterschiedlich tingiert werden, sondern in ein und derselben heraldische Farbe erscheinen. Die Laffe befindet sich in der Normalstellung in Richtung des oberen Schildrandes; zeigt sie zum unteren Schildrand, ist der Löffel als gestürzt zu beschreiben. In welcher Stellung und in welcher Anzahl und in welchen Tingierungen Löffel in Wappen dargestellt werden, muß durch die Beschreibung präzisiert werden. Beispielsweise erscheint die Figur Löffel selten in Einzahl, häufiger in Zweizahl, wobei die Löffel in diesen Fällen gewöhnlich schräggekreuzt sind.
Zwei schräggekreuzte Kochlöffel, deren Stiele unten in auswärts weisenden Haken enden (Löffingen)
(Poproč)
Besondere Löffel
Besondere Löffelfiguren können unter Benutzung eines Eigennamens in einer Wappenbeschreibung gemeldet werden. Beispielsweise erscheint im Wappen von Sterup eine Wappenfigur, die dem regionalen „Steruper Allmanns-Schleef“ nachempfunden ist (ein Schleef ist ein ‚großer, hölzerner Kochlöffel‘).
Löffel als Nebenfigur
Zuweilen erscheint ein Löffel als Nebenfigur in einem Wappen, beispielsweise auf einer Tellerfigur, in der Hand oder Pranke einer Hauptfigur, die denselben demonstrativ präsentiert et cetera.
Blumencronsche Wappenfigur mit Löffel (Wattenheim, ehemaliges Herrschaftshaus)
Rechts unten: Essbesteck mit Löffel (Andeville, Frankreich)
Löffel im Wappen derer von Lepel
Die Figur „Löffel“ erscheint als redender Hinweis auf den Familiennamen im Oberwappen der Adelsfamilie von Lepel („Lepel“, niederdeutsch für „Löffel“). Dabei gibt es mehrere Varianten, zum Beispiel: über den Helm fünf fächerförmig gestellte Löffel; oder eine wachsende Jungfrau, die mit eine Krone aus neun facherförmig gestellten Löffeln bestückt ist.
Wappenbilderordnung
- Der Löffel wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 9121 aufgenommen.[2]
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 109 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
Einzelnachweise
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein; Blasonierung: „In Grün ein schräglinker silberner Wellenbalken. Im goldenen Schildfuß der schwarze Steruper Allmanns-Schleef.“
- ↑ Jürgen Arndt und Werner Seeger (Bearbeiter) mit Wappenskizzen von Lothar Müller-Westphal: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo. Zit.: WBO - Wappenbilder. Hrsg.: Herold, Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch. B). 2., ergänzte und berichtigte Auflage. Band I. Bauer & Raspe, Inh. Manfred Dreiss, Neustadt an der Aisch 1996, ISBN 3-87947-110-X, S. 184 f. Tafel 60. Figur 9121. (447 S., zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner; Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).