Amphore (Heraldik)

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In der Früh-/Blütezeit des Wappenwesens sind Amphorenfiguren nicht gebräuchlich.
Römische Amphore[1] im Wappen von Bas-en-Basset, Frankreich
Römische Weinamphore vom Typ Dressel 1B. Legende: 1 = Mündung; 2 = Hals; 3 = Henkel; 4 = Schulter; 5 = Bauch; 6 = Fuß
Gebrauchsamphoren (Bodrum; Türkei)

Die Amphore (auch Amphora genannt; von altgriechisch ἀμφορεύς amphoreus ‚zweihenkliges Tongefäß‘; gebildet aus ἀμφί amphí ‚auf beiden Seiten‘ sowie φέρειν phérein ‚tragen‘[2]; frz.: amphore; engl.: amphora) ist in der neueren Heraldik eine seltene gemeine Figur; in der Früh- und Blütezeit des Wappenwesens ist die Wappenfigur nicht gebräuchlich.

Darstellung

Darstellungen von antiken (griechischen, römischen oder anderen) AmphorenW-Logo.png in Wappen widersprechen gewissermaßen einem eher traditionell ausgerichteten Wappenwesen, welches Wappenfiguren als unheraldisch bezeichnet, wenn diese Motive einer Zeit „vor“ dem Mittelalter nachempfunden sind. Genauso sind moderne Amphoren-Figuren, die man eindeutig einer Zeit „nach“ dem blühenden Wappenwesen zuordnen kann, nicht für jeden ein heraldisches Motiv bzw. gelten manchen Heraldikern als anachronistisch. Davon unabhängig sollten Merkmale, die aus unterschiedlichen Epochen der Amphorengeschichte stammen, in einem Wappen nicht miteinander vermischt werden, um potentiellen Stilbrüchen vorzubeugen.

Die gemeine Figur Amphore des neueren Wappenwesens ist idealerweise den gleichnamigen antiken, enghalsigen, oft schlanken Gefäßen mit zwei Henkeln und kleiner Bodenfläche nachempfunden (römische Weinamphore vom Typ Dressel 1B). Andere Typen sollten mit ihrem Eigennamen, womöglich mit Referenz auf ein regionales Artefakt, nach ihrer Form (Halsamphore, Bauchamphore, Panathenäische Preisamphore etc.), nach der Dressel-Kategorisierung oder nach einer jüngeren Kategorisierungs-Methode gemeldet werden. Eine Bemalung, Verzierung oder Belegung der Figur sollte so beschrieben sein, dass ein Wappenkünstler sie eindeutig und wiedererkennbar aufreissen kann. Alle heraldische Farben sind bei der Darstellung der Wappenfigur gebräuchlich, Gold, Silber und Rot sind allgemein bevorzugt.

Amphore als Nebenfigur

Die Amphore erscheint manchmal in Wappen als Nebenfigur, zum Beispiel in Verbindung mit einer mythologischen Hauptfigur, fließendem Wasser oder ähnlichem.

Abgrenzung

  • Von der Figur Amphore sind vergleichbare Gefäße mit keinem oder nur einem Henkel im oberen Bereich abzugrenzen. Diese stellen einen Krug, eine Urne, eine (gemeine) Vase, eine Kanne oder ähnliches dar.
  • Wenn eine Wappenbeschreibung oder eine konsistente Schlußfolgerung keine Eindeutigkeit herstellen, ist die Figur von anderen zweihenkligen Motiven nur schwer oder gar nicht zu unterscheiden. Beispielsweise wird in der Wappenbilderordnung des Herold als Referenzwappen für eine Amphore fälschlicherweise das Wappen „Flaschen/Nürnberg“ nach Rietstap angegeben.[3] Die Figur in dem Wappen stellt aber keine Amphore dar, sondern selbstredend eine „Flasche“ und es liegt in diesem Fall ein redendes Wappen vor. Siebmacher erwähnt neben dem Motiv der Flasche und dem Familiennamen „Flaschen“ auch die Orts-/Hausbezeichnung „Flaschenhof“:

„Flaschen, Friedrich, Bürger in Nürnberg, erbaute 1389 den sogenannten „Flaschenhof“. Flaschen, Melchior, Genannter in Nürnberg 1485. - Wappen: In Silber eine rote Flasche. K.: Die Flasche wie im Schild, mit einem daraus hervorwachsenden schwarzen Gestrauch.“

Siebmacher (1858)[4]

Paraheraldik

Die Figur Amphore findet sich auch in der Paraheraldik oder in Logos und Zeichen, die eher unheraldisch erscheinen.

Wappenbilderordnung

  • Die Amphore wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Andere Erzeugnisse von Menschenhand: Haus- und Küchengeräte unter der Nr. 9151 aufgenommen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Armorial spécial de France: recueil authentique des généalogies historiques de familles nobles et titrées ... Ouvrage contenant un grand nombre de blasons gravés et l'état présent des maisons souveraines Aimé B. d'. Agnières page 558
  2. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965. S. ?.
  3. Vgl.: Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index. Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890).
    Band 1: S. 184.
  4. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, V. Band, 1. Abteilung; Zweitausend Wappen bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz; Verfasser: O.T. von Hefner; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1858. S. 60
  5. Bei Carlo Pietrangeli, S. 190: „di rosso all'anfora d'oro“