Falke (Wappentier)
Das Wappentier Falke (mittelhochdeutsch valk[e]; althochdeutsch falc[h]o; lateinisch falco; französisch faucon; englisch falcon) ist in der Heraldik eine gemeine Figur, die viel seltener als beispielsweise der Adler geführt wird.
Darstellung
Die Darstellung eines Falken im Wappen erfolgt oft mit einem oder mehreren zusätzlichen Objekten aus der Falknerei (zum Beispiel einer [geschmückten] Kappe über den Kopf, einem kleinen Halsband um den Hals, Schellen an den Fängen). Diese Utensilien helfen, um ihn von anderen heraldischen Raub-/Greifvögeln zu unterscheiden.
Trägt der Falke eine Kappe über den Kopf, wird er als „jagdbereit“, „bekappt“, „verkappt“ oder ähnlich beschrieben; er kann, wie andere heraldische Greifvögel, auch als aufliegend, aufsitzend etc. blasoniert werden. Die Farbgebung wird wie bei den anderen Wappentieren sinngemäß in den gewöhnlichen heraldischen Farben ausgeführt.
„Falke (Tafel XVIII. Figur 34.): erscheint mit der federgeschmückten bunten Kappe, welche ihm über den Kopf gezogen ist, und Schellen (das heißt Ringen, an denen hinten eine Schelle befestigt ist), welche ihm um die Ständer, dicht über den Krallen gelegt sind. Auch kommt er, statt mit einer Kappe mit einer Binde um die Augen, ferner auch flugbereit vor; ohne Binde oder Kappe ist es eigentlich kein Falke, sondern ein anderer Raubvogel niederer Gattung.“
Falke mit angelegten Schwingen
1909: Falke (nach Arthur Charles Fox-Davies)
Falke mit ausgebreiteten Schwingen
Der Heraldiker Georg Scheibelreiter stellt 2006 die These auf, dass in der Heraldik Falken „nicht wie der Adler auffliegend wiedergegeben“ sind.[2] In ihrer Absolutheit ist diese Annahme unzutreffend, da auffliegende/flugbereite Falkenfiguren in zahlreichen Wappen schon vergleichsweise früh in redenden Wappen nachweisbar sind (auf das Vorkommen von flugbereiten Falkenfiguren machten Ralf von Retberg und Maximilian Gritzner bereits in den Jahren 1884 beziehungsweise 1889 aufmerksam)[3][1]. Beispielsweise kommt ein Vogelmotiv mit ausgebreiteten Flügeln schon im Wappen derer von Falkenstein (1115 erstmals urkundlich erwähnt) vor, welches zweifelsohne eher sinnbildlich für einen Falken steht, als für einen Adler, wobei offen ist, ob man in der Frühzeit der Heraldik in der Darstellung überhaupt streng zwischen einer Falken- und Adlerfigur unterschied.
„Ferner der Falke (..) unterscheidet sich ebenso wie der Geier vom ähnlichen Adler durch die Stellung, indem er sich zugleich in mehr natürlicher Zeichnung, flugbereit, nicht allein mit dem Haupte, sondern auch mit dem Körper von der Seite zeigt (..)“
Gustav Adelbert Seyler weist darauf hin, dass Mehrzahl und Verkleinerung möglicherweise ein Mittel waren, Falkenfiguren von Adlerfiguren abzugrenzen:
„Die Mehrzahl (er bezieht sich auf die drei schrägfliegenden Vögel im Siegel des Grafen Hoyer von Valkenstein) soll meines Erachtens andeuten, dass das Wappentier einer kleinen Vogelart angehört, es soll das Wappen als ein redendes gekennzeichnet werden. Obwohl Vögel schrägfliegend dargestellt sind, unterscheiden sie sich in der Zeichnung durchaus nicht vom heraldischen Adler. Es scheint aber dem Schildmaler an einem Mittel gefehlt zu haben, den Falken als einzelne Figur erkennbar darzustellen.“
Scheibelreiters nachgeschobene Annahme, dass Falken „meist sitzend, in ruhiger Haltung“ wiedergegeben sind, scheint eher einer vagen subjektiven Wahrnehmung geschuldet zu sein, zumindest quantifiziert er sie nicht exakt und wissenschaftlich fundiert anhand von Quellen.
Flugbereiter goldener Falke (Falkenstein)[5]
Wappen von Falkensteig in Buchenbach
Natürlicher Falke
In der Heraldik erscheint die gemeine Figur Falke manchmal in der Form, aber vor allem in der Farbe wie das reale Vorbild („in Naturfarbe“). In diesen Fällen sollte der Falke als „natürlicher Falke“ gemeldet werden.
Natürlicher Falke (Wappen derer von Goddenthow)
Falke (flugbildähnlich, fliegend)
In der neueren Heraldik stilisiert man die Falkenfigur manchmal gebrauchsgrafisch, das ist eher unheraldisch als heraldisch. Beispielsweise erscheint im Wappen von Wisch „ein stilisierter kreisender roter Falke“[6], der eher einem modernem Flugbild ähnelt, weniger der traditionellen Darstellung einer Falkenfigur.
Falke verkappt, bekappt, behauptet
Ein Falke mit Falkenhaube/-kappe ist als solcher zu melden.
Drei silberne Falken mit roten Hauben (Frederiksberg Kommune)
Falke beglockt, beschellt
Gewöhnlich beschreiben in der Heraldik die Bezeichnungen „beglockt“ beziehungsweise „beschellt“, daß eine gemeine Figur (z. B. ein Halsband) mit Glocke/Schelle erscheint. Da der Falke oft mit einer Schelle in Wappen dargestellt wird, gehen manche Quellen davon aus, daß mit dem Ausdruck „beglockter/beschellter Falke“ gemeint ist, daß nicht nur ein Fang, sondern beide Fänge Schellen besitzen.
Falke als Nebenfigur
Die Falkenfigur erscheint teilweise auch als Nebenfigur, die von einem Menschen oder einer anderen Hauptfigur gehalten oder in irgendeiner Form „präsentiert“ wird.
Falke mit Hand
Gelegentlich sitzt eine Falkenfigur in einem Wappen auf einer behandschuhten Hand („Falknerhandfigur“). Die Ausprägung dieses Motivs sollte möglichst exakt gemeldet werden (beispielsweise macht es einen Unterschied, ob der Arm aus dem rechten oder dem linken Schildrand wächst, schwebend dargestellt ist et cetera).
Falke als Helmzier
Falke als Schildhalter
Falkenfiguren erscheinen in der Heraldik auch als Schildhalter.
Falke als Wappenschild
Eine Besonderheit in der neueren Heraldik ist die Darstellung eines Falken in Hoheitszeichen als eine Art „Wappenschild“. Hierbei bildet der Falke durch die hochgebogenen Schwingen ein Schildrand und ersetzt das sonst übliche klassische Darstellung mit heraldischem Schild. Beispiel ist das Wappen von Kuwait.
Libysch-Arabische Dschamahirija von 1977-2011
Grafschaft Falkenberg
Der Falke ist ein redendes Motiv der Grafschaft Falkenberg. Er erscheint in diesem Zusammenhang silbern, auf auf rotem Grund, golden bewehrt, mit aufgehenden Flügeln auf einem schwarzen Dreiberg. Varianten, die sich an das Wappen der Grafschaft anlehnen respektive auf die Darstellung im Codex Falkensteinensis zurückgehen, sind ein rot bewehrter goldener Falke mit rotem Halsband auf blauem Grund.
„Zahlreiche weitere Orte und Gebietskörperschaften führen als Zeichen ihrer historischen Verbindung mit der Grafschaft Falkenstein in ihrem Wappen einen Falken:“
Falken und Falkenjagd im Codex Manesse
Symbolik
Der Falke ist nach Scheibelreiter, weil dienerisches, gefangenes Tier, in der mittelalterlichen Heraldik vorgeblich nicht beliebt.[2] Dennoch erscheint der Falke in Siegeln und auch in Wappen oder anderen Darstellungen der bildenden Kunst zur Falkenjagd als vieldeutiges Symbol, das beispielsweise für Fesselung und zugleich für Freiheit des Falkners (des Ritters, Edelmannes oder der Edeldame) durch seine Minne oder als Standeskennzeichen gedeutet werden kann.
Innerhalb der Heraldik fungiert die gemeine Figur Falke manchmal als redendes Motiv in einem Wappen (Falkenstein/Vogtl., Falkau, Falkenberg in Niederbayern oder Falkenstein/Harz); oder sie charakterisiert einen direkten Bezug zu Falknerei respektive der Beizjagd. Diese werden nach Scheibelreiter teilweise auch nur durch die Falknerei-Utensilien (Schelle, Haube allein etc.) oder durch eine Falknerfigur beziehungsweise eine Falknerhandfigur symbolisiert.[9]
Falke als Namensgeber von Orden
Der Falke war für einen fünfklassigen Hausorden im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach namensgebend. Es ist der Orden zum Weißen Falken.
Wappenbilderordnung
- Die Figur Falke wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 4141 im Abschnitt Raubvögel aufgenommen.
Weblinks
- Falkenbuch, Wikipedia
- Falkenjagd, Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 89 f. Tafel 18. Figur 34. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ 2,0 2,1 Georg Scheibelreiter: Heraldik. Oldenbourg Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7029-0479-4, S. 58 f.
- ↑ 3,0 3,1 Ralf von Retberg: Die Geschichte der deutschen Wappenbilder. Aus Ralf von Retbergs Nachlasse. 1884. Posthum in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler zu Wien. XIII./XIV. Jahrgang. Wien 1886/1887. Seite 51.
- ↑ Seyler, Gustav Adelbert: Geschichte der Heraldik. Wappenwesen, Wappenkunst, Wappenwissenschaft. In: J. Siebmachers großes Wappenbuch. Band A. Repgrografischer Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1885-1889 (1890). Neustadt an der Aisch. 1970. S. 202
- ↑ Eintrag zum Wappen von Falkenstein in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 27. März 2021.
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
- ↑ Veröffentlichung im Deutsches Geschlechterbuch. Band 127. Neunter Hamburger Band. Starke Verlag, Limburg an der Lahn, 1961
- ↑ Seite „Falkenstein (Bayerisches Adelsgeschlecht)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. August 2012, 05:00 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Falkenstein_(Bayerisches_Adelsgeschlecht)&oldid=106787703 (Abgerufen: 15. Januar 2013, 13:11 UTC)
- ↑ Scheibelreiter 2006, S. 81