Wappenkleid

Aus Heraldik-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Waffenkleid Wappenkleid
alternative Beschreibung
1305-1340: Reiter mit Waffenrock, ohne Wappenzeichen [sic]
(Kristan von LuppinW-Logo.png, nach Codex Manesse)
alternative Beschreibung
1305-1340: Reiter mit Wappen­rock und Wappenzeichen
(Hartmann von AueW-Logo.png, nach Codex Manesse)

Die in der Umgangssprache synonym verwendeten Ausdrücke Wappenkleid (mhd. wâpenkleit; auch Wappenkleidung) und Waffenkleid (mhd. wâfenkleit; auch Waffenkleidung) bezeichnen

  • in einem weiten Sinn die Gesamtheit jener Waffen und Rüstungsteile, die zum Körperschutz eines Menschen (Kriegers, Ritters) insbesondere in der Zeit der Gotik bis zum Aufkommen der Uniform in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert dienen;[1] wichtige schützende Waf­fen-/Wap­pen­kleid-Teile sind zum Beispiel Helm, Halsbrünne, Brustharnisch), Schild, Kettenpanzer, verstärkter Waffen-/Wappenrock, Lederkoller, Platten, Schienen und der Kampfschild, mit denen sich ein Mensch sozusagen vor dem Kampf oder dem Turnier „bekleidete“.
  • in einem engeren Sinn ein über oder unter der Rüstung getragenes Kleidungsstück (siehe auch → Wappen-/Waffenrock)[1]

Wortgeschichte und historische Bedeutungen

Das „Wappenkleid“ ist in einem gewissen Sinn ein spezielles „Waffenkleid“. Es unterscheidet sich von diesem, indem es durch irgendeine heraldische Symbolik (zum Beispiel durch heraldische Farben, Wappenfiguren oder durch den vollen Inhalt eines Wappenbildes) ausgestattet ist und den Träger des Wappenkleids kennzeichnet; ein Waffenkleid benötigt dagegen grundsätzlich keine heraldische Merkmale; es wurde auch ohne diese getragen.

In der Zeit der Gotik wurde nicht streng zwischen „Waffenkleid“ und „Wappenkleid“ unterschieden (das Wort ‚Wappen‘, eigentlich „Zeichen auf einer Waffe“, war damals eine Nebenform des Ausdrucks ‚Waffe‘). Ein Bedeutungswandel von wâfenkleit („Waffenkleid“) zu wâpenkleit („Wappenkleid“) könnte sich, wenn überhaupt, frühestens im 13. Jahrhundert vollzogen haben, als sich erste Bedeutungsunterschiede zwischen wâfen und wâpen abzeichneten, die aber erst im 16. Jahrhundert zu einer „Scheidung zwischen ‚Waffe‘ als Kampfgerät und ‚Wappen‘ als (Schild)zeichen führten“.[2]

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts verschwinden die Ausdrücke „Waffenkleid“ und „Wappenkleid“ oder treten in der Literatur nur noch vereinzelt in Erscheinung. Während das Deutsche Wörterbuch noch zwischen „Waffenkleid“ und „Wappenkleid“ unterscheidet[1], kennen herkömmliche Wörterbücher/Lexika des 19./20. Jahrhunderts wie Adelung[3] und Georges[4] bereits den Terminus „Wappenkleid“ nicht mehr (Adelung bestimmt im Jahre 1801 den Terminus „Waffenkleid“ mit Hilfe des Begriffs „Waffenrock“, die Ausdrücke „Wappenkleid“ und „Wappenrock“ werden nicht angeführt):

„Das Waffenkleid (..) ehedem das Kleid, welches man über den Harnisch anlegte, der Waffenrock“

Adelung (1801)[3]

Im 20./21. Jahrhundert wird der Terminus „Wappenkleid“ im Grunde nur noch in Fachlexika erläutert (zum Beispiel im Lexikon der Heraldik)[5]. In Teilen der littérature générale (‚Allgemeinliteratur‘) und in der Umgangssprache wurden und werden die Ausdrücke „Waffenkleid“ und „Wappenkleid“ durch den synonym verwendeten Ausdruck „Waffenrock“ ersetzt, der schon seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlicher ist (manchmal auch durch den Terminus „Wappenrock“, der aber in der Literatur seltener benutzt wird). Fachlich sind alle vier Ausdrücke voneinander abzugrenzen und haben andere Bedeutungen (siehe nachstehend).

Waffen-/Wappenkleid versus Waffen-/Wappenrock

In welcher Beziehung das „Waffen-/Wappenkleid“ zum „Waffen-/Wappenrock“ steht, ist nach Gert Oswald unklar:

„In welchem Verhältnis das Wappenkleid zum Wappenrock steht, ist unklar. Oft werden beide nebeneinander genannt (..)“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[5]

Dem steht gegenüber, dass nach der semantischen Scheidung von ‚Waffe‘ als Kampfgerät und ‚Wappen‘ als Zeichen die vier Ausdrücke „Waffenkleid, Wappenkleid, Waffenrock und Wappenrock“ in einem fachlichn Sinn voneinander abgrenzbar sind:

Terminus Ganzheit Heraldische Symbolik Erläuterung
Waffenkleidung
Waffenkleid/-kleidung
(Oberbegriff)
Menge Grau Sowohl mit
Grau als auch ohne
Gesamtheit jener Waffen und Rüstungs­teile, die zum Körperschutz eines Menschen insbesondere dienen .(Kriegs-/Kampf-/Turnierkleidung)
Wappenkleid/-kleidung Menge (speziell) Grün Immer mit Spezielle Waffenkleidung (siehe zuvor), die mit heraldischer Symbolik versehen ist.
Das Anziehen eines Waffenrocks (Cotte)
Waffenrock
(Oberbegriff)
Einzelnes Teil Grau Sowohl mit
Grau als auch ohne
„1) Der über der ritterlichen Rüstung zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Sonnenstrahlen getragene, weitfaltige, in der Hüfte gegürtete, ärmellose RockW-Logo.png, der bis zu den Knien oder noch weiter hinunter reichte (..)
2) Waffenrock ist dann in allgemeinerem Sinn ein aus Tuch hergestelltes Kriegsgewand.“[6]
Wappenrock Einzelnes Teil (speziell) Grün Immer mit Spezieller Waffenrock (siehe zuvor), der mit heraldischer Symbolik versehen ist.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Waffenkleid. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).
  2. Duden online „Wappen“. Internet: Abgerufen: 23. Oktober 2018. Permanenlink
  3. 3,0 3,1 Lemma: Waffenkleid. Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1331.
  4. Lemma: Waffenkleid. Karl Ernst Georges: Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch. Hannover und Leipzig 71910 (Nachdruck Darmstadt 1999), Sp. 2624.
  5. 5,0 5,1 Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 420 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).
  6. Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Waffenrock. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).