Glasmacherpfeife (Heraldik)
etwa 1410: Handwerker und Glasbläser mit Glasmacherpfeife in einer Glasherstellungswerkstatt | Glasbläserpfeife (nach WBO, Nr. 9367) |
Ohne Glas: In Blau zwei schräg gekreuzte silberne Glasbläserpfeifen (Althütte) | Mit Glas: 2 schräg gekreuzte goldene Glaspfeifen mit silbernem Glas (Kehlbach) |
Funktionsweise „Glasmacherpfeifen sind etwa 1,2 bis 1,6 Meter lange Rohre, die an einem Ende mit einem Mundstück versehen sind. Der Glasmacher nimmt mit dem anderen Ende der Pfeife eine kleine Menge geschmolzenes Glas auf und wälzt es zunächst hin und her. Durch dieses sogenannte Marbeln wird dem Produkt eine grobe äußere Form gegeben. Gleichzeitig kühlt die Glasmasse ab. Anschließend bläst er in die Pfeife. Dadurch erweitert sich der Glasposten zu einer Blase, auch Külbel genannt. Durch wiederholtes Erhitzen am Ofen, Blasen und Marbeln wird das Produkt so lange bearbeitet, bis es seine endgültige Form hat.“ -- Wikipedia (2019)[1] |
Die Glasmacherpfeife (auch Glasbläserpfeife, Glaspfeife, Glasblasrohr oder ähnlich genannt; französisch tuyau de souffleur de verre; englisch glassblowing pipe oder glass-blower's tube) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.
Darstellung
Die gemeine Figur Glasmacherpfeife/Glasbläserpfeife ist dem Idealbild des gleichnamigen mittelalterlichen Werkzeugs nachempfunden. Sie sollte im Wappenschild nicht oder nur wenig naturgetreu und räumlich gestaltet werden, sondern heraldisch stilisiert und eher zweidimensional. Sie kommt hauptsächlich in zwei Ausprägungen vor:
- ohne Glas (Normalform)
- mit Glas/Glasmasse/Glasblase/Külbel (was stets gemeldet werden sollte)
Geschichte
Wann die Glasmacherpfeife zum ersten Mal in einem Wappen dargestellt wird, ist unbekannt beziehungsweise nicht ausreichend erforscht. In einem Familienwappen erscheint sie beispielsweise 1971 (Familie Bohrmann, Deutsche Wappenrolle, Nr. 6585/71); in der Kommunalheraldik ist sie wesentlich früher gebräuchlich. Zum Beispiel führt Althütte zwei schräg gekreuzte Glasbläserpfeifen auf Grund eines Vorschlags der Archivdirektion Stuttgart aus dem Jahre 1924. In der Früh- und Blütezeit der Heraldik ist das Motiv ungebräuchlich.
Lage und Ort der Glasmacherpfeifenfigur im Schild
Grundsätzlich sollten man in einer Wappenbeschreibung (Blason) melden, wohin das Mundstück der Glasmacherpfeifenfigur „zeigt“ beziehungsweise die Lage und den Ort der Figur angeben. „Zeigt“ das Mundstück beispielsweise nach oben und das andere Ende der Pfeife, mit dem man in der Realität das geschmolzenes Glas aufnimmt, nach unten, so spricht man von einer fallenden oder gestürzten Glasmacherpfeife; zeigt es nach unten von einer aufrechten, steigenden oder aufsteigenden Glasmacherpfeife (weitere gängige heraldische Stellungsbeschreibung sind schrägrechts aufsteigend, schräglinks aufsteigend, schrägrechts fallend, schräglinks fallend, quer nach rechts, quer nach links und so weiter).
Oftmals wird die Glasbläserpfeifenfigur in Wappen mit anderen, länglichen gemeinen Figuren in einer ästhetischen Art kombiniert, beispielsweise mit einer Bergmannshammerfigur, einer zweiten Glasbläserpfeife oder einer ähnlichen Figur schräg gekreuzt.
Farbgebung
Alle heraldische Farben sind für die Figur Glasbläserpfeife gebräuchlich; heraldisches Metall (Silber oder Gold) und Schwarz sind bevorzugt. Erscheint die Tinktur des Mundstücks anders als der Rest der Figur, sollte dies angezeigt werden (z. B.: goldene Glasbläserpfeife mit silbernem Mundstück).
Anzahl der Glasmacherpfeifenfigur
Die Glasmacherpfeife wird bevorzugt in Ein- oder Zweizahl als heraldische Figur in einem Wappen geführt, seltener in Drei- oder Mehrzahl.
Zwei schräg gekreuzte rote Glaspfeifen (Wiesthal)
Unten: Zwei schräggekreuzte Glasmacherpfeifen (Friedrichsthal, Saar)
Zwei Glasmacherpfeifen in verwechselten Farben übereinander (Neupetershain)
Zwei gestürzte, schräg gekreuzte Glasmacherpfeifen (Quierschied, 1953–1974)
Hinten zwei schräg gekreuzte Glasmacherpfeifen (Liebenau, Oberösterreich)
Glasmacherpfeife, schräglinks aufsteigend, nach einer Wellenleiste gelegt (Weißenkirchen im Attergau)
Vorne zwei gestürzte, schräg gekreuzte Glasmacherpfeifen (Lauterbach)
Glasmacherpfeife mit Glasmasse
In einigen Wappen ist das Ende der Glasmacherpfeife, das dem Ende mit dem Mundstück entgegengesetzt ist, sinnbildlich für eine Glasmasse ovalförmig beziehungsweise sackförmig-kugelig ausgezogen. Die genaue Form der „Glasmasse“ obliegt der künstlerischen Freiheit, sollte aber im Rahmen der Gesamtharmonie eines Wappens erfolgen. Eine „Glassmasse“ ist in der Wappenbeschreibung stets zu melden (gewöhnlich erfolgt die Meldung mit Ausdrücken wie: „[Glasmacherpfeife] mit Glas“, „[..] mit Glasmasse“, „[..] mit Glasblase“, „[..] mit Külbel“ oder ähnlich). Wenn die Glasmasse in einer anderen heraldischen Farbe als die Glasmacherpfeife tingiert ist, ist diese ebenfalls anzuzeigen (zum Beispiel: „schwarzes Glasblasrohr mit goldenem Glas“).
Schräglinks fallende, goldene Glasmacherpfeife mit silbernem Glas (Modrava)
Glasblasrohr mit Glas, schräg gekreuzt mit einem Schwellenhauerbeil (Rechtenbach)
Glasblasrohr mit Glas, schräg gekreuzt mit Bergmannshammer (Bischofsgrün)
(Algutsboda landskommun, 1952-1970)
(Hovmantorps köping, 1952-1970))
Glasmacherpfeife als Nebenfigur
In einigen Fällen ist eine Glasmacherpfeifenfigur nur eine Nebenfigur im Gesamtwappenbild und von mehr oder weniger untergeordneter Bedeutung. Beispielsweise ist die Hauptfigur im Wappen der Gemeinde Tranemo ein Kranich, der in seiner Kralle als Nebenmotiv eine silberne, gestürzte Glasmacherpfeile mit rotem Glas hält.
Wappenbilderordnung
- Die Glasbläserpfeife wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Handwerksgerät unter der Nr. 9367 aufgenommen.
Symbolik
Bei Kommunalwappen steht die Glasbläserpfeifenfigur mitunter sinnbildlich für das Handwerk des Glasmachers, für die Glasbläsertradition, für eine Glashütte, für die Glasindustrie oder Glasverarbeitung einer Region, für eine Glasmachersiedlung oder ähnliches.
Siehe auch
Weblinks
- Glasmacherpfeife, (Wikipedia)
Einzelnachweise
- ↑ Seite „Glasmacherpfeife“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. Juli 2019, 19:49 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Glasmacherpfeife&oldid=190108593 (Abgerufen: 30. November 2019, 12:14 UTC)
- ↑ Axel von Saldern, Ulrich Hausmann, Reinhard Herbig, Walter Otto: Antikes Glas. C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51994-6.