Säge (Heraldik)

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Säge
 
faktisch
(verschiedene Arten von alten Sägen)
 
in der Heraldik
(Trummsäge; Wappen der mistel­bek/Mi­stel­bachW-Logo.png; nach Grünenberg; um 1480)

Säge (ahd.: saga, sega; mhd.: sege, sage; lat.: serra, zu: secare =schneiden; frz.: scie; engl.: saw) ist in der Heraldik

  • ein verkürzter Ausdruck für die gemeine Figur Trummsäge (siehe weiter unten)
  • ein gebräuchlicher Ordnungsbegriff, der sich zwanglos an den gleichlautenden umgangssprachlichen Ausdruck („die Säge/die SägenW-Logo.png“) anleht und bestimmte gemeine Figuren zusammenfaßt, die den Werkzeugen zum Zerteilen/Sägen von Holz, Stein, Horn, Knochen oder anderen festen Materialien sowie für chirurgische Zwecke nachempfunden sind.

Geschichte

In der Frühzeit des Wappenwesens (11. bis 13. Jahrhundert) ist eine Säge als Wappenfigur nicht gebräuchlich; erst etwa ab Mitte des 15. Jahrhunderts scheinen sich Sägenmotive als heraldische Figuren zu etablieren, womöglich als gegenständliche Weiterbildungen klassischer Heroldsbilder wie einem gezahnten Balken. Beispielsweise ist das Wappen der von MistelbachW-Logo.png überliefert als: „in Rot ein goldener, (unten oder oben) gezahnter Balken auf rotem Grund“ -- doch in den Wappenbüchern des 15. Jhr. (Berliner Wappenbuch, Grünenbergs Wappenbuch etc.) ist das abstrakte Mistelbach-Heroldsbild („gezahntes Schneideblatt“) durch Abbilder von zeitgenössischen Sägeformen ersetzt.

Darstellung

Allgemein wird das Motiv Säge in einem Wappen stark heraldisch stilisiert; dabei erscheint die Zähnung des Sägeblatts nur mit wenigen, dafür deutlich erkennbaren dreieckigen Sägezähnen. Die genaue Anzahl der Zähne obliegt dem aufreißenden Wappenkünstler und wird gewöhnlich bei der Wappenbeschreibung nicht besonders angezeigt. Alle heraldischen Farben sind bei der Darstellung einer Säge in Wappen gebräuchlich. Silber und Gold sind bevorzugt, des weiteren Schwarz. Zuweilen sind Bauteile der Säge (insbesondere potentielle Handgriffe, das Sägeblatt oder ähnliches) farblich anders tingiert, was zu melden ist (zum Beispiel goldbegriffte silberne Säge oder ähnlich). Kleinere Verletzungen der heraldischen Farbregeln werden stillschweigend geduldet.

Säge/Trummsäge

1842-1872: Trummsäge im Wappen Frauenfelder (nach Harder)

Die gemeine Figur Säge (beziehungsweise Trummsäge; auch Zugsäge, Schrotsäge, Zweimann-Schrotsäge, Quersäge[1], Blattsäge, Bauchsäge, Trecksäge, Waldsäge, Bauernsäge, Holzsäge oder ähnlich genannt; frz.: scie, passe-partout, passant oder godendart; engl.: two-man [crosscut] saw, misery whip) ist einer langen Säge für Holzfäller und Zimmerleute nachempfunden, die gewöhnlich von zwei Personen bedient wird, um dicke Balken oder Stämme zu sägen.

Säge (Tafel XXVIII. Figur 93.) das heißt, die des Zimmermanns (..)“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Das Motiv ist außerhalb der Heraldik bzw. in der bildenden Kunst auch als erdachtes Hinrichtungswerkzeug gang und gäbe. In Wappen wird es gewöhnlich in Ein-, Zwei- oder Dreizahl dargestellt, eine höhere Anzahl ist selten. Bei Mehrzahl sollte die Stellung der einzelnen Sägen im Schild/Feld zueinander gemeldet werden (zum Beispiel: „drei übereinander“). Auch die Ausrichtung der Sägen ist zu melden, wenn sie von den Normalform -- das Sägeblatt mit den Zacken in Richtung unterer Schildrand gestellt -- abweicht.

Säge als Nebenfigur

In vielen Wappen erscheint die Säge/Trummsäge als Nebenfigur. Das Motiv wird zum Beispiel von einer anderen Wappenfigur gehalten, begleitet ein Heroldsbild, überdeckt oder belegt einen Baum oder eine andere Figur, ist mit einer anderen Wappenfigur gekreuzt, schräggekreuzt oder ähnliches.

um 1480: Gestellsäge
(Wappen der herren de serres nach Grünenberg)

Gestellsäge

Die Figur Gestellsäge ist der gleichnamigen Sägeform nachempfunden, die aus einem Sägeblatt, Sägearmen, einem Steg und einem Spanndraht bzw. einer Spannschnur besteht. Das Sägeblatt des realen Werkzeugs ist an seinen beiden Enden mit den Sägearmen verbunden. Es wird durch Verdrehen des Spanndrahts gespannt. Die genaue Ausprägung der Gestellsägenfigur sollte gemeldet werden, insbesondere wenn Sägeblatt, Spanndraht oder ähnliches anders tingiert sind, als der Rest der Figur.

um 1480: Bügelsäge
(Wappen der schnellman an der etsch nach Grünenberg)

Bügelsäge

Die Figur Bügelsäge ist der gleichnamigen Spannsägeform nachempfunden, bei der das Sägeblatt in einen U-förmigen, nach unten offenen „Bügel“ gespannt ist. Der Bügel des realen Werkzeugs „ist von Holz, wie bei der Bogensäge (..) oder von Eisen und noch mit einem hölzernen Griffe versehen, wie bei der Baumsäge, einer kleinen Säge zum Absägen der Äste“ (..) Häufig endigt das Sägeblatt in eine Schraube, welche durch den einen Arm des Bügels geht, so daß das Sägeblatt mittelst einer Flügelschraube nach Bedarf angespannt werden kann.[10] Alle besonderen Ausprägungen der Figur sollten gemeldet werden.

Fuchsschwanz

Die Figur Fuchsschwanz (frz.: scie égoïne; engl.: rip saw, crosscut saw oder ähnlich) ist der gleichnamigen Handsägeform nachempfunden, deren breites, vorn zulaufendes, ungespanntes Sägeblatt an der breitesten Stelle mit einer hölzernen Handhabe versehen ist. Das Sägeblatt des realen Werkzeugs erhält seine Steifigkeit durch eine entsprechende Blattdicke und -breite. Alle besonderen Ausprägungen der Figur sollten gemeldet werden. Im Blason ist die Figur eindeutig als „Säge“ zu beschreiben, um Verwechslungen mit anderen Wappenfiguren (Schweif eines Fuchses, Fuchsschwanzgewächs o. ä.) zu vermeiden.

Sägeblatt

 
Kappsägeblatt mit Schlaufen am Widerristende (Zähne stehen gerade nach außen)
 
Sägeblatt von einer Teleskopstangensäge
 
Römische Sägeblätter (3. bis 5. Jhr.)

Die Figur Sägeblatt ist von Wappenfiguren abzugrenzen, die vollständigen Sägen mit Handgriffen, Gestellen et cetera nachempfunden sind. Im Gegensatz zu Letzeren erscheint die Sägeblattfigur in der Normalform als langes dünnes stählernes Eisen (Blech, Stahl oder ähnliches), welches an der einen Kante mit Zähnen versehen ist und am oberen und unteren Ende je ein Loch besitzt, um es in einen Bügel, Gestell oder ähnliches zu spannen.

Kreissägeblatt

Das Sägeblatt einer KreissägeW-Logo.png („Kreissägeblatt“, „Rundsägeblatt“, „Radsägeblatt“, „gezahntes Scheibenrad“ oder ähnlich genannt) ist als solches zu melden; die Figur ist erst in der neueren Heraldik gebräuchlich.

Bandsäge

Die Figur Bandsäge (WBO-Nr. 9325) ist einem BandsägeblattW-Logo.png nachempfunden, das zu einem geschlossenen, endlosen Ring verschweißt ist. Die Figur ist erst in der neueren Heraldik gebräuchlich (Wappen Mathee, DWR 5894/61, eingetragen am 20. Februar 1963). Bei der Wappenbeschreibung ist zu melden, wie das Bandsägeblatt geformt ist („im Dreipass“, „im Vierpass“, „die Schleifen in die Schildecken gelegt“ et cetera).

Symbolik

Zunftzeichen

Gert Oswald erklärt 1984 vage, dass „nach einigen Heraldikern“ ein symbolischer Zusammenhang zwischen der Figur Säge und dem „gewerblichen Fleiß“ eines Wappenführenden besteht, wobei er offen läßt, welche Heraldiker diesen Zusammenhang denn eigentlich konstruieren (Quellen-/Namensangaben fehlen):

Säge: nach einigen Heraldikern den gewerblichen Fleiß der Wappenträger symbolisierendes Schildbild (..)“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[11]

Tatsächlich hat das Motiv Säge weniger mit dem „Fleiß eines Wappenträgers“ zu tun, sondern ist als Zunftzeichen gebräuchlich, zum Beispiel als Symbol für die Zunft der Zimmerer (Trumm-/Schrotsäge), der Ziergärtner oder der Beton- und Stahlbetonbauer (Gestellsäge).

Zersägen / Heiligenattribut

In der bildenden Kunst des Mittelalters und der Renaissance wird das ZersägenW-Logo.png insbesondere bei Heiligen-/Märtyrerdarstellungen manchmal in Szene gesetzt. Obwohl es vermutlich keine in der Praxis angewendete Marter-, Folter- beziehungsweise Hinrichtungsmethode darstellt, behauptet sich die Säge als Attribut zahlreicher Heiliger/Märtyrer (zum Beispiel bei Simon ZelotesW-Logo.png [Apostel, † im 1. Jhr.], bei ThyrsosW-Logo.png [† um 250], bei Judas CyriacusW-Logo.png [*um 300; †um 362] et cetera). In den Zersägungsbebilderungen erscheinen bevorzugt jene Sägeformen wie sie in der Heraldik gebräuchlich sind (meist eine Gestellsäge oder eine scharfzahnige, von zwei Menschen geführte Trummsäge). Wechselbeziehungen zwischen Zersägungsbebilderungen und heraldischen Sägefiguren sind denkbar, aber für die Früh- und Blütezeit des Wappenwesens nicht nachgewiesen und für spätere Zeiten unwahrscheinlich. Falls derartige Gründe tatsächlich für die Wahl einer Wappenfigur ausschlaggebend gewesen sein sollten, ist schlüssig darzulegen, welches Heiligenattribut bei welchem Wappen warum zugrunde gelegt wurde. Der heraldische Autor Gert Oswald kolportiert entsprechende Zusammenhänge, ohne Wappen und Quellen anzuführen, bei denen eine entsprechender Wappenführungsgrund tatsächlich nachweisbar wäre:

„(..) Als Attribut des Apostels SimonW-Logo.png wurde die Säge auch von denjenigen als Wappenfigur gewählt, die diesen als Namenspatron verehrten oder sie wurden denen erteilt, deren Wappenbriefe am 28. Oktober, dem Simonstag, ausgestellt wurden.“

Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[11]

Wappenbilderordnung

Weblinks

Commons: Sägen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Trummsägen in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Trummsäge
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 135
  3. Wappenbeschreibung: „Im roten Wappen mit einer silbernen Säge ist durch den Tannenschnitt das silberne Schildhaupt abgeteilt. “
  4. Wappenbeschreibung: „In Gold unter einem roten Schildhaupt, darin eine vierzähnige goldene Säge, ein schwarzer Rabe mit ausgebreiten Flügeln. “
  5. Wappenbeschreibung: „Schräggeviert von Silber und Grün. Im ersten Feld eine schwarze Säge, im zweiten Feld pfahlweise zwei goldene Rosen, in Feld 3 pfahlweise zwei ineinandergeschlungene silberne Ringe und in Feld 4 eine grüne Urne.“
  6. Wappenbeschreibung: „In Blau eine abgeschnittene silberne Tanne, der Stamm überdeckt von einer silbernen Säge.“
  7. Wappenbeschreibung: „In Silber eine grüne Tanne, vor dem Stamm eine waagerechte schwarze Säge mit goldenen Griffen.“
  8. Wappenbeschreibung: „In rotem Schild zwei aufwärtsgekreuzte goldene Schlüssel über einem dem aufragenden silbernen Gebirgsmassiv (das die Bischofsmütze darstellt), welches unter mit einer goldbegrifften blauen Säge belegt ist.“
  9. Wappenbeschreibung: „In gespaltenem Schild vorne in Silber ein grüner Laubbaum, hinten in Grün gekreuzt eine silberne Axt und eine silberne Säge.“
  10. Pierer's Universal-Lexikon: Säge. Band 14. Altenburg 1862. S. 751-752.
  11. 11,0 11,1 Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 339. ISBN 978-3-411-02149-9