Salzkrücke (Heraldik)

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Salzkrücke
1557: Salzkrücke (Detail aus Holzschnitt; Georgius Agricola)

Die Salzkrücke (auch Salzkruke, Wendekrücke oder kurz Krücke beziehungsweise Kruke genannt) ist im Wappenwesen eine gemeine Figur, die sehr selten (oder gar nicht) gebräuchlich ist.

Darstellung Salzkrücke

Die Figur Salzkrücke ist einem Salinengerät nachempfunden, das aus einer geraden oder schwach gebogenen Schaufel besteht (früher als breites Holzbrett ausgeführt, später als breites Schaufelblech/-eisen), die an einer langen Holzstange („Krückenstange“) „rechtwinklig zu dieser stehend befestigt ist“[1]. Die Salzkrücke dient zum Ansammeln des Schlammes am Pfannenboden und zum Hin- und Herbewegen des Salzes in der Salzpfanne („Salzziehen“).

„Der Arbeiter hackt mit den Krücken in die Salzschicht und zieht das Salz in großen Schollen zu sich heran, so dass die untere Seite möglichst nach oben kommt und die einzelnen Schollen sich dachziegelförmig an einander legen. Mit der Rückseite der Krücke werden die Schollen etwas zerschlagen, so dass das Salz aus einander fällt.“

F. A. Fürer (1900)[1]

Dass eine Salzkrücke, die ein wesentliches Werkzeug der Salzsiedearbeit ist, in irgendeiner Form im Wappen-/Siegelwesen in Erscheinung tritt -- und sei es nur in Form eines Schaufelblattes mit Halterung -- erscheint mehr als wahrscheinlich.

Salzkrückenschaufel

Salzkrückenschaufel
1900: Leicht gekrümmtes (gestürztes) Schaufelblatt der Wendekrücke, mit der Halterung für die Krückestange oben[1]

Die Salzkrückenschaufel ist im Wappenwesen eine gemeine Figur.

Darstellung

Heraldisch stilisiert erscheint sie einzeln oder zu mehreren als rechteckiges, flächiges Objekt mit am Ende gebogenem Ansatz. Die Wappenfigur ist nach dem Prinzip „pars pro toto“W-Logo.png dem Blatt der Salzkrücke mit Halterung nachempfunden; die Halterung, die normalerweise das Schaufelblatt mit der Krückenstange verbindet, erscheint mal mehr, mal weniger gekrümmt und ist als solche durch heraldische Stilisierung in vielen Wappen nicht deutlich erkennbar. Je nach Wappenaufriss erscheint sie mal nach heraldisch rechts, mal nach heraldisch links gewendet oder mehr oder weniger gerade zum unteren Schildrand gerichtet. Eine gestürzte Salzkrückenschaufel, bei der die Halterung zum oberen Schildrand gerichtet ist, sollte gemeldet werden.

Unter mißverständlichen Bezeichnungen („Salz-/Siedepfanne“, „Salzpfannkolben“, „Streitkolben“, „Pankolben“, „Pannkolben“, „Pfannkolben“, „Salzpfannkolben“ oder ähnliches) erscheint die Wappenfigur hauptsächlich in dem

„(..) gemeinschaftlichen Wappenbild, mitunter einzeln, mitunter mehrfach, aber stets dem jedesmaligen Familienwappen einverleibt, vorkommend in den Wappen der verschiedenen (..) ErbsälzerW-Logo.png zu Werle, das heißt derjenigen Familien oder Personen, welche zu der Westfälischen Salzgewerkschaft zu Werle gehört haben.“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[2]
Wappen der Erbsälzer Familien (Detail des Erbsälzeraltars, Propsteikirche, Werl)

Mißverständliche Bezeichnungen

Der Terminus „Salzkrückenschaufel“ und die neue Interpretation der Wappenfigur ist initial durch den Autor des vorliegenden Beitrags in die heraldische Diskussion eingeführt (Andreas Janka). Die Figur wird in der gesamten Literatur, die sich mit ihr bis 2014 beschäftigt, nicht „Salzkrückenschaufel“ genannt, sondern ist unter zahlreichen anderen Namen angeführt, die nicht schlüssig oder nicht geklärt sind respektive auf Annahmen beruhen, die nicht valide sind. Meist wird die Figur interpretiert als:

Name Zitat
  • Salzpfanne
    (auch Siedepfanne genannt)

„(..) so dürften jedoch, den Darstellungen in den Siegeln nach, darunter Siedepfannen zu verstehen sein. Das gekrümmte Anhängsel soll vermutlich ein Abfluß- bzw. Zuflußrinne für Sole darstellen.“

H. Freydank (1939)[3]
  • Salzpfannkolben
    (auch Streitkolben, Pankolben, Pannkolben, Pfannkolben, Salzpfannkolben genannt)
Ein „Schlaggerät“,

„das irgendwie bei der Verwendung der Salzpfannen benutzt wurde (..) ein Hammer, vermutlich aus Holz, mit kurzem gebogenen Handgriff.“

Friedrich von Klocke (1941)[4]

Gegen diese Vermutungen sprechen viele Gründe. Das Aussehen von Salzpfannen und hammerartigen Schlaggeräten, die beim Salzbergbau, im Salinenwesen oder angrenzenden Handwerken benutzt wurden, sind spätestens ab dem 16. Jahrhundert präzise überliefert. Die Darstellungen dieser Geräte ähneln nur sehr entfernt oder gar nicht der Wappenfigur, die Siebmacher, Adelsdiplome und andere Quellen mit den oben genannten Ausdrücken beschreiben. Nach den Holzschnitten des Georgius AgricolaW-Logo.png aus dem Jahre 1556/57 beispielsweise besitzen die wenigsten Salz-/Siedepfannen „Abfluß- bzw. Zuflußrinnen“ für Sole und die hammerartigen Geräte, die im Kontext der Salzgewinnung stehen, haben auch keine „gebogenen Handgriffe“. Ein Streitkolben („Pankolben“), wie das Papen'sche Adelsdiplom von 1708/10 die Wappenfigur nennt, sieht ohnehin anders aus.

Salzpfannkolben

Ein „Schlaggerät“ (Salzpfannkolben, Pfannkolben) als Kennzeichen für Salzsieder ist abwegig, weil der Berufstand in den meisten Fällen gänzlich anderes Gezäh für die Salzgewinnung benötigte (vergleiche dazu die vielen typischen Werkzeuge und Arbeitsgeräte, die Georgius Agricola 1556/57 anführt, ).

Salzsiedepfanne

Innerhalb der Heraldik und der Sphragistik sind Salz-/Siedepfannen belegt, denen ein „Ansatz/Anhängsel“ fehlt, der als „Stutzen“ zum Überleiten der Sole oder zum Ablassen der Mutterlauge interpretiert werden könnte. Beispielsweise erscheint im historischen Wappen von Bad Salzdetfurth nach Otto Hupp eine silberne Siedepfanne mit goldenem Rande (von oben gesehen, belegt mit drei schwarzen Salzhaken); im Wappen der Stadt Kołobrzeg/Kolberg erscheint im ersten Feld eine perspektivisch dargestellte Siedepfanne; auch die Siegel/Wappen von Salzderhelden zeigen eine Salzpfanne, die nicht entfernt wie das Motiv in den Wappen der Erbsälzer Familien aussieht.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Salz in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Besondere Motive: Salzpfanne und Salzhaken

Einzelnachweis

  1. 1,0 1,1 1,2 Fürer, F. A.: Salzbergbau und Salinenkunde. Braunschweig. 1900. S. 639 f. und 660 f.
  2. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 122.
  3. Freydank, H,: Salinengeräte in der Heraldik. In: Saline, Jahresheft Nr. 4 f. d. Verein. Dt. Salinen. 1939, S. 37-70.
  4. Klocke, Friedrich von: Das Wappenwesen der Erbsälzer von Werl. In: Westfalen,, Band 26 (1941). Seite 49 bis 62.