Tuchschere (Heraldik)

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Tuchscherer haincz herczog („Heinz Herzog“ im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung von 1472)
 
Tuchschere
(gemäß WBO, Nr. 9442)
 
Schafschere
(gemäß WBO, Nr. 9525)
 
Tuchschere
(gemäß Siebmacher)
 
Schafschere
(gemäß Siebmacher)
 
Tuchschererbrunnen in Monschau
 
Praxiseinsatz einer Schafschere

Die Tuchschere (französisch forces; englisch shears) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.

Darstellung

Die gemeine Figur Tuchschere ist dem gleichnamigen Werkzeug nachempfunden, mit dem in der Vergangenheit feine, aus Tuch überstehende Wollfaserreste abgeschnitten wurden, bis der Stoff eine glatte Oberfläche besaß.[1] Die Tuchschere erscheint in Wappen, heraldisch stilisiert, wie eine U-förmige Figur mit zwei Schenkeln („Klingen“), die an ihren Enden oft gerade, eckig, winklig, quadratisch oder eher glatt auslaufen. Durch eine relativ geometrische Form der Enden konnte eine Tuchmesser bei Bedarf an einer geraden Fläche bündig angelegt werden, was gegebenenfalls die Bedienung des schweren Gerätes erleichterte.

Obwohl die Tuchschere in Wirklichkeit ein rund 130 Zentimter langes und zirka 18 Kilogramm schweres Werkzeug ist, das in der Regel mit zwei Händen bedient wird, unterscheidet sich dieses in seiner heraldisierten Darstellung nur wenig von der Schafschere, die faktisch ein leichtes und handliches Einhandwerkezug mit einer Größe von nur 20 bis 30 Zentimetern ist.

Insbesondere bei historischen Wappen ist oft nicht zweifelsfrei geklärt, ob eine Tuchschere oder ein Schafschere als Wappenfigur erscheint. Teilweise helfen weder Wappenbeschreibungen noch andere Quellen bei der Identifizierung des Motivs, weil je nach Dokument mal der eine Ausdruck, mal der andere erwähnt wird. Ein Indiz für die Darstellung einer Scharfschere ist es, wenn die Schenkel der entsprechenden Figur in Spitzen auslaufen. Die Spitzen ermöglichen beim Scharfscheren ein tiefes und glattes Eindringen in die filzige Wolle eines Schafes. Allerdings werden solche Wappenmotive je nach Quelle auch manchmal als Tuchscheren bezeichnet.

„Die zum Tuchschneiden gebrauchte Tuchschere (Tafel 28. Figur 92.) (kommt als Wappenmotiv vor. -- Anm. Redaktion ... Sie) kommt zum Beispiel vor im Wappen für die Herrschaft Batenburg im Gräflich BronkhorstschenW-Logo.png Wappen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[2]

Abgrenzung

Obwohl sich die Darstellung einer Tuchschere in Wappen nur wenig oder gar nicht von einer Schafschere unterscheidet, können diese beiden Scherenarten klar von sogenannten Gelenkscheren (beispielsweise einer Schneiderschere) abgegrenzt werden.

Wappenbilderordnung

Siehe auch

Weblinks

Commons: Scheren in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Blason ville fr Garidech (Haute-Garonne).svg Lemma Tuchschere. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854-1960 (woerterbuchnetz.de).

Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Leipzig 1793–1801.

  • Tuchscherer aus den Hausbüchern der Nürnberger Zwölfbrüderstiftung:

Literatur

  • A. Pfitzer: Die Johanniskirche zu Gmünd und Bischof Walther I. von Augsburg (1133-1154). Kohlhammer, Stuttgart 1888, Scheren als heraldische Embleme, S. 19 ff. (Google).
  • Friedrich Karl AzzolaW-Logo.png: Die Tuchschere als Werkzeug und als Zeichen der Tuchmacher bzw. der Tuchbereiter und Tuchscherer. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Vol. 96 (1991) S. 35-38.

Einzelnachweise

  1. Seite „Tuchscherer“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. April 2013, 10:38 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tuchscherer&oldid=116770496 (Abgerufen: 26. Juni 2013, 18:44 UTC)
  2. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 135.
  3. Wappenbeschreibung: „Halb gespalten und schräg geteilt; oben rechts von Gold und Schwarz geschacht; oben links in Rot zwei silberne Pfähle; unten in Blau eine silberne, nach rechts geöffnete Tuchschere.“