Schlägel und Eisen
Der Ausdruck Schlägel und Eisen (auch Fäustel und Bergeisen, umgekehrt Eisen und Schlägel; mit Oberbegriffen Hammer und Meißel; mißverständlich, weil nur Teil davon, Bergmannsgerät, Berggezäh, Gezäh, im Bauwesen Geschirr oder ähnlich genannt;[1] englisch hammer and pick oder hammer and chisel; französisch massette et pointerolle) bezeichnet in der Heraldik eine Wappenfigur, die aus zwei schräg überkreuz gelegten gemeinen Einzelfiguren gestaltet ist, die zwei Bergbauwerkzeugen nachempfunden sind, gewöhnlich
- Schlägel: Schlaghammer mit zwei gleichen, flach oder ballig geformten Schlagflächen/Bahnen (Schlegel, Fäustel)
- Bergeisen [mit Stiel]: als Keil/Meißel genutzter Hammer mit einer Schlagfläche/Bahn und einer keilförmig oder spitz zulaufenden Finne (Eisen, Spitzeisen, Stufeisen, Ritzeisen, Spitzhammer)
Geschichte
Einfache Hammerfiguren erscheinen im Wappenwesen nach Ralf von Retberg seit dem 12. Jahrhundert (beispielsweise im Wappen der ausgestorbenen Burgherren von Hammerstein); das erste Erscheinen von zwei überkreuz gelegten Hammerfiguren datiert der Heraldiker auf das 13. Jahrhundert:
„Hammer (..) im 13. Jahrhundert wird er zu Zweit überkreuz gelegt - Hammerschragen, und daneben erscheint der Schlegel (..)“
Unabhängig von Retbergs Datierungen sind Hammerfiguren in Wappen zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert in der Regel vermutlich keine Bergbausymbole, sondern versinnbildlichen einen Stammsitz (wie Burg Hammerstein), stehen redend für den Namen eines Wappenführenden, haben womöglich keine besondere, eine nicht überlieferte oder eine andere Bedeutung (sind beispielsweise nicht Bergbau-, sondern Schmiedehandwerkszeugen, Streithämmern
oder ähnlichem nachempfunden).
Beispielsweise referenzieren die gekreuzten Schlägel im Wappen des Stift Schlägl nicht auf den Bergbau, sondern spielen redend auf den Namen des ursprünglichen Klosters (1202/03 vom Passauer Bischof Wolfger von Erla ins Leben gerufen) bzw. der Probstei an (Maria Slage [im Holzschlage], später kurzweg „Schlägl“ genannt). In der Literatur werden (in Anlehnung an Gründungssagen) aus „im Holzschlage“ zwei „gekreuzte Holzschlägel“, also Werkzeuge zum Eintreiben der Eisenkeile beim Spalten des Brennholzes bzw. Hammer, die zum Beispiel für das Einschlagen von Pfählen geeignet sind. In späteren Wappenaufrissen, die im Zusammenhang mit dem Stift Schlägl stehen, gleichen viele der dargestellten Schlägelfiguren indessen weniger „Holzschlägeln“, als Schlägeln, wie sie im Bergbau zum Einsatz kamen.
- Schlägelfiguren (Wappen Stift Schlägl und Derivate)
Wappen, die sich zur Blütezeit des mittelalterlichen Bergbaus im 13. Jahrhundert expressis verbis auf den Bergbau beziehen, zeigen gewöhnlich keine überkreuz gelegten Werkzeuge, sondern zum Beispiel einen Bergmann bei der Arbeit. So zeigt ein Siegel aus dem Jahre 1284, welches als Vorlage für das spätere Wappen von Zeiring (später Oberzeiring) diente, einen bärtigen Bergmann in langem, mittig geschürztem Bergkittel, auf das rechte Knie gestützt, einen Hut auf dem Kopf und mit beiden Händen ein Berbauwerkzeug gegen das Berggestein führend. Im 14. Jahrhundert, als der Bergbau mangels Vorkommen zurückging, änderte sich die Bergbau-Ikonografie des Wappenwesens nicht oder in keinem bedeutenden Umfang.
Etwa ab Mitte/Ende des 15. (spätestens Mitte des 16. Jahrhunderts), als sich im Bergbau ein neuer Aufschwung einstellte, wurden insbesondere unter den Kaisern Maximilian I. bis Rudolf II. bei der Erhebung von Orten zu Bergstädten Wappen erteilt, in denen in vielen Fällen zwei Bergbauwerkzeuge als Neben- oder als Hauptfiguren in der Form eines Andreaskreuzes angeordnet sind (Bergmannswappen). Zum Beispiel erhielt Annaberg
von Kaiser Maximilian I. am 22. März 1501 einen Wappenbrief für ein Wappen, in dem unter anderem Schlägel und Eisen erscheinen:
„(..) ein goldenes Schild, darin ein weißer kleiner befindlich, worauf Eisen und Fäustel (Bergmannsgerät) schwarz mit den Stielen übereinander gelegt (..)“
- Wappen von Bergstädten (Auswahl)
Ab 1501: Schlägel und Eisen als Nebenfigur
(Annaberg)
Unklar ist, ob das Bergmannssymbol „Schlägel und Eisen“ in jedem Fall
„(..) zur damaligen Zeit als wirkliches Wappen angesehen wurde; auf manchen Siegeln (der Bergmannsorte) begleitete das Symbol im oder ohne Schildchen das eigentliche Ortswappen.“
Neben Bergbauorten führten Familien, die sich im Bergbau Verdienste erworben haben, manchmal Schlägel und Eisen im Wappen. Beispielsweise erscheinen die zwei Figuren im Wappen der Müller von Berneck, zu deren Ahnherren reiche Bergmeister gehören (in Sachsen seit dem 18. Jahrhundert adlig) und im Jahre 1678 erhob Leopold I. den Berghauptmann Johann Georg Sebastian Hentke von Prudnikh (Hantke[n] von Prudnik) in den Ritterstand:
„Genannter (..) war fürstbischöflich Breslauer Berghauptmann in Niedergrund bei Zuckmantel und erwarb sich um das Emporkommen des (..) Bergbaues in dortiger Gegend grosse Verdienste, worauf auch die Figuren in der Felder 2 und 3 deuten.“
Bis ins 17. Jahrhundert war im Bergbau die Handarbeit mit Schlägel und Eisen eine dauerhafte Technik zum Vortrieb von Stollen, Strecken
und Schächten
durch das feste Gestein; entsprechend hohe Symbolkraft besaßen deren Abbildungen in Wappen. Als das Schießen
mit Schwarzpulver diese Handarbeit verdrängte, blieben Schlägel und Eisen weiter als Zeichen für den Bergbau in vielen Familien- und Kommunalwappen gebräuchlich. Am 30. November 1853 bestimmte der König von Preußen per Erlass als Unterscheidungszeichen der königlichen Berg-, Hütten- und Salinen-Beamten „das silberne Schlegel und Eisen mit Krone darüber“.[6] Eine Auswahl, in welchen Kommunalwappen Schlägel und Eisen geführt werden, findet sich im folgenden Beitrag:
Gebrauch und Unterschiede zwischen Schlägel und Eisen
Im Unterschied zum Bergeisen hat ein Schlägel gewöhnlich zwei gleichgestaltete Schlägflächen („Bahnen“); das Bergeisen, das im Bergbau wie ein Meisel eingesetzt wurde, weist dagegen nur eine Schlagfläche auf und hat auf der anderen Seite eine keilartige „Schneide“, einen Spitze oder ein ähnlich gestaltetes „Örtchen“. Die Öffnung in der Mitte, in welcher der Stiel (Helm) steckt, wird Auge genannt. Bergeisen gibt es mit und ohne Stiel, Schlägel immer mit. Der Helm ist beim Schlägel fest im Auge verkeilt, beim Bergeisen dagegen nicht, sondern nur relativ locker eingesteckt und ragt über das Eisen hinaus. So kann es leicht vom Stiel getrennt und ein neues Eisen aufgesteckt werden. Das war während einer Arbeitsschicht mehrmals nötig, denn das Eisen konnte schnell stumpf werden. Bergmänner nahmen stets mehrere Eisen zur Arbeit mit, die nach der Schicht in der Bergschmiede wieder geschärft wurden. Zum Transport diente der „Eisenriemen“, der früher tatsächlich ein Lederriemen war, in späterer Zeit, etwa zu Beginn des 17. Jahrhunderts, aber als zwei Flacheisen mit einem Tragejoch ausgebildet wurde. Die Bezeichnung Eisenriemen blieb.[7] Die sich in festem Gestein herausbildenden Bearbeitungsspuren werden Prunen (auch: Brunen oder Brunnen) genannt.[8]
geschlägelte Firste
mit Prunen
Darstellung
Im Wappenwesens sind weder die exakten Formen von Schlägel und Eisen geregelt oder wohldefiniert, noch bilden die einfachen Wappenfiguren konkrete, spezielle oder besondere Schlägel beziehungsweise Bergeisen der Wirklichkeit nach. Vielmehr lehnen sich die heraldischen Darstellungen von Schlägel und Eisen an Idealbilder dieser Bergbauwerkzeuge an (Typisierung).
Mit oder ohne Perspektive
Obwohl Wappenfiguren im Wappenschild grundsätzlich flächig (zweidimensional) gestaltet sein sollen, erscheinen Schlägel- und Eisenfiguren zur besseren Erkennbarkeit, so weit die Quellen und Wappendarstellungen zurückreichen, mehrmalig auch im geringen Maße räumlich (dreidimensional), zum Beispiel in Kavalierperspektive. Vorrangig ist, dass sich die stilisierte Darstellung von Schlägel und Eisen im Wappenaufriss der künstlerischen Gesamtharmonie unterordnet – und nicht einer hinfälligen Anschauung der neueren Heraldik folgt, nach der perspektivische Darstellungen von Wappenfiguren vorgeblich „unheraldisch“ sein sollen.
Alle heraldische Farben sind für die Figuren Schlägel und Bergeisen gebräuchlich; Schwarz oder heraldisches Metall Silber und Gold sind bevorzugt. Erscheinen die Tinkturen von Stiel und Kopf unterschiedlich, sollte dies angezeigt werden (z. B.: schwarzer Schlägel mit goldenem Stiel).
Schlägel
Der Schlägel („Werkzeug zum Schlagen“; auch Schlegel, Slegel, Schlögel, Schlegl, Schlögl oder ähnlich; althochdeutsch slęgel; mittelhochdeutsch bleuer, bliuwel, klüpfel, sloge; lateinisch pavicula, tudites; italienisch coscetto; niederländisch klophamer; französisch maillet; englisch mallet) ist in der Heraldik eine gemeine Figur. Musterbilder für die heraldisch stilisierten „Schlägelfiguren“ im Wappenmotiv Schlägel und Eisen sind gewöhnlich die in Größe und Gestalt verschiedenen „Schlag-/Fausthämmer“, die im Bergbau des Hoch- und Spätmittelalters zum Einsatz kamen (Schlägel, Fäustel
oder die größeren Päuschel/Stößel).[9]. Grundsätzlich kann man von einer historisch gegebenen Variabilität der Schlägelmotive in den Wappendarstellungen ausgehen. Je nach künstlerischer Umsetzung, regionaler Bergbautradition, dem Zeitgeist oder ähnlichem wird die Schlägelfigur in Wappenaufrissen anders dargestellt und sieht selbst bei ein und demselben Wappen nicht immer exakt gleich aus. Wappenbeschreibungen der Figur lassen beispielsweise offen, wie die zwei Bahnen am Kopf des Schlägels zu gestalten sind („kreisförmig“, „oval“, „rechteckig“, „achteckig“ ...). In der Literatur findet sich die Empfehlung, dass der Stiel über den Kopf des Schlägels nicht hinausragen soll; gleichwohl erscheinen im Wappenwesen Schlägel sowohl mit als auch ohne herausragendem Schlägelhelm.
Derartige Unterschiede werden im Wappenwesen gewöhnlich als nicht signifikant wahrgenommen und obliegen der Gesamtharmonie eines Wappens beziehungsweise der künsterlerischen Freiheit des aufreissenden Wappenkünstlers. Dementsprechend finden sich die unterschiedlichsten Schlägelformen in Wappen.
- Schlägelformen im Wappenwesen (Auswahl)
(nach WBO, Nr. 9308)
Schlägel ohne Eisen
Schlägel erscheinen in Wappen (insbesondere in Namens- und Bergbauwappen) nicht immer mit einem Eisen kombiniert, sondern auch als Einzelfigur (zum Beispiel in Ein- oder Dreizahl, von einer Hand gehalten oder ähnliches).
Drei Schlägel als Symbole des Bergbaus (Kohlscheid
)
Wachsender Arm mit Schlägel (historisches Wappen Bottrop
)
Bergeisen
1580: Bergeisen
(Stufeisen):
A = Ritzeisen
B = Sumpfeisen
C = Fimmel
D = Keil
E = Pötz
F = Feder
H = hölzerner Stiel
I = Stufeisen mit Stiel
Das Bergeisen (auch Bergmannshammer, kurz Eisen genannt; französisch fermoir de mineur oder pointerole; englisch miner's iron) ist in der Heraldik eine gemeine Figur. Musterbilder für die heraldisch stilisierten „Eisenfiguren“ im Wappenmotiv Schlägel und Eisen sind gewöhnlich die in Größe und Gestalt verschiedenen Bergeisen, die im Bergbau des Hoch- und Spätmittelalters zum Einsatz kamen. Die Keil- oder meißelartigen Werkzeuge sind zwischen wenigen Zentimetern und etwa 25 cm lang (bevorzugt zwischen 10 cm und 15 cm).
Grundsätzlich kann man von einer historisch gegebenen Variabilität der Bergeisenmotive in den Wappendarstellungen und bei der Benennung der Figuren ausgehen. Ein ungelochtes Bergeisen wird manchmal „Stück“ oder „Keil“ genannt; „starke“ Bergeisen, welche zum Hereintreben von Wänden verwendet werden, nennt man „Fimmel“ und die längsten „Ritz-“ oder „Schrammeisen“, die sehr großen dagegen „Bletze“. Je nach künstlerischer Umsetzung, regionaler Bergbautradition, dem Zeitgeist oder ähnlichem wird die Bergeisenfigur in Wappenaufrissen anders dargestellt und sieht selbst bei ein und demselben Wappen nicht immer exakt gleich aus. Wappenbeschreibungen der Figur lassen beispielsweise offen, wie das „Örtchen“ am Kopf des Bergeisens zu gestalten ist (mit „senkrechter“ oder mit „waagerechter Schneide“, klassisch „mit Spitze“, „gebogen“ oder „gerade“ ...). In der Literatur findet sich die Empfehlung, dass der Stiel über den Kopf des Bergeisens hinausragen soll; gleichwohl erscheinen im Wappenwesen Bergeisen sowohl mit als auch ohne herausragendem Bergeisenhelm.
- Bergeisenformen im Wappenwesen (Auswahl)
Bergeisen ohne Schlägel
Bergeisen erscheinen in Wappen (insbesondere in Namens- und Bergbauwappen) nicht immer mit einem Schlägel kombiniert, sondern auch als Einzelfigur (zum Beispiel in Ein- oder Dreizahl, von einer Hand gehalten oder ähnliches).
Bergeisen im Familienwappen derer Khälß von Khälßberg
Zwei Bergeisen (historisch, Kiskon vaakuna
)
Unten: Zwei Bergeisen (Fichtelberg)
)
Drei silberne Eisen mit goldenem Stiel (für mittelalterlichen Bergbau; Schönenberg
)
Bergeisen im Wappen von Donetz
(Герб Донецка
)
Bergmann, rechts Bergeisen haltend (Rositz
)
Lage und Ausrichtung von Schlägel und Eisen
1854 verfasste die amtliche Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinwesen eine Bemerkung, wie Schlägel und Eisen über- beziehungsweise untereinander liegen sollen:
„Man findet Schlegel und Eisen sehr oft unrichtig dargestellt, weshalb wir hier (..) darauf aufmerksam machen, wie (..) die beiden Stücke so liegen müssen, dass der Schlegel zuerst und zwar mit der rechten Hand zu ergreifen ist, sein Helm also über dem Stiele des Eisens liegen muss (..)“
Hintergrund der Bemerkung war die Arbeitsweise eines rechtshändigen Bergmanns, der die Werkzeuge schräg überkreuz ablegte, damit jedes für sich durch Tasten – auch im Dunkeln – zum einen leicht auffindbar war, zum anderen in der Reihenfolge ihres Einsatzes gegriffen werden konnte: „Das in der linken Hand gehaltene Eisen ist mit dem Griffholz nach (schräg) links und dem Spitzeisen nach rechts ausgerichtet, und der mit der rechten Hand geführte Schlägel, mit dem das Eisen auf das loszubrechende Gestein geschlagen wird, weist mit dem Stiel nach (schräg) rechts und dem Kopf nach links oben.“[10]
In der heraldischen Praxis, konnte sich die Empfehlung nicht durchsetzen: je nach Wappenaufriss erscheint der Schlägel mal über dem Eisen, mal das Eisen über den Schlägel, mal ist der Schlägel nach schrägrechts und das Eisen nach schräglinks gerichtet, mal ist es genau andersherum. Unabhängig davon zeigt in den meisten Fällen die keilartige, spitze oder ähnlich gestaltete „Schneide“ der Bergeisenfigur zum Schildrand, nicht zur Schildmitte. Teilweise erscheinen Schlägel und auch gestürzt oder nicht überkreuz gestellt im Wappen, was stets zu melden ist. Die genaue Darstellung obliegt der künstlerischen Freiheit, wenn sie nicht explizit in der Wappenbeschreibung vorgegeben ist. Cave: In Wappenbeschreibungen, die üblicherweise von der Perspektive des Schildträgers ausgehen, werden die Angaben „rechts“ und „links“ beziehungsweise „schägrechts“ und „schräglinks“ gemäß den heraldischen Gepflogenheiten verwendet (siehe heraldisch: rechts -- links)!
Gestürzter Schlägel und gestürztes Eisen
(Wappen Sommerkahl)
Buch, rechts von Schlägel, links von Bergeisen begleitet (Norath
)
Schlägel und Eisen („verschmolzen“)
Traditionell erscheinen bei dem Schlägel-und-Eisen-Motiv die Einzelfiguren „unverschmolzen“ als eigenständige Figuren, wobei die eine über der anderen liegt, was durch entsprechende Konturlinien dargestellt wird; in der neueren Heraldik erscheinen die Einzelfiguren dagegen teilweise miteinander „verschmolzen“ und ohne Trennungskonturen in den Kreuzungspunkten. Beide Formen werden in den Wappenbeschreibungen und Wappenaufrissen teilweise nicht konsistent voneinander abgrenzt. Es kann sein, daß ein und dasselbe Wappen in unterschiedlichen Wappendarstellungen mal mit „verschmolzen“ Konturen erscheint, mal unverschmolzen. Grundsätzlich gilt: Wenn nichts anderes gemeldet wird, sollten Schlägel und Eisen stets „unverschmolzen“ und übereinander gelegt im Wappen erscheinen; eine Wappenfigur, bei der die Einzelfiguren Schlägel und Eisen nicht übereinander liegen, sondern zu einer einzigen, schrägkreuzartigen Gesamtfigur „verschmolzen“ sind, sollte stets gemeldet werden. Auch Verflechtungen/Verschmelzungen mit anderen Figuren (wie zum Beispiel im Wappen von Groß Döhren mit einem Drudenfuß) sind stets anzuzeigen.
Wappen Hövels
mit „verschmolzenen“ Einzelfiguren (nach DIN 21 800)
Abgewandelter Drudenfuß, „verschmolzen/verflochten“ mit Schlägel und Eisen (Groß Döhren
)
Kombination mit anderen Figuren
Die Einzelfiguren Schlägel und Bergeisen werden im Wappenwesen nicht nur miteinander überkreuz kombiniert, sondern in Kombination mit zahlreichen anderen Wappenfiguren dargestellt. Letztere sind in vielen Fällen historischen Werkzeugen und Arbeitsgeräten nachempfunden, die mit zum Gezähe des Bergmanns gehören. Beispielsweise zeigt ein Buntglasfenster von 1500 mit dem Wappen der Bergknappen
von Schwaz
nicht Schlägel und Bergeisen überkreuz, sondern Schlägel und Keilhaue („Spitzhaue“; englisch hammer and pick). Die Keilhaue dient im Bergbau dazu, weicheres Erz oder Quarz loszuschlagen. Andere gebräuchliche Zweierkombinationen sind zum Beispiel „Schlägel und Spaten“ und „Bergeisen und Steinbeil“ (letzeres gewöhnlich mit einer beilähnlichen Klinge mit Schneide).
Dreierkombinationen bestehend aus „Schlägel, Eisen und Keilhaue/Judenhammer“, „Schlägel, Eisen und Zange“ oder aus „zwei Schlägel mit einer Spitzhacke“ etc. sind ebenfalls gang und gäbe (sowohl miteinander „verschmolzen“ als auch über- oder nebeinander liegend).
Spitzhacke „verschmolzen“ mit zwei gekreuzten Schlägeln
(Oberhofen AG)
Keilhaue/Judenhammer „verschmolzen“ mit Schlägel und Eisen (Pesterwitz
)
Unten: Schlägl und Eisen, die Stielenden mit einer gestürzten Zange belegt (Malstatt
)
Schlägel, Eisen und Schlackengabel
(Hrádek u Rokycan)
Implikationen
Im europäischen Mittelalter wurden hauptsächlich Silber-, Kupfer-, Eisen-, Blei- und Zinnerze abgebaut.[11] Auch der Salzbergbau war von Bedeutung; die Heraldik entwickelte jedoch für Figuren und Motive, die mit der Salzgewinnung zu tun haben, eine eigene ikonografische Formensprache, die nicht oder nur am Rande mit der Schlägel-Eisen-Ikonografie in Beziehung steht (vgl. Salzkristall (Heraldik)). In Kommunalwappen erscheinen die Schlägel- und Bergeisenfiguren dermaßen heraldische stilisiert als Neben-/Hauptfigur, dass sich aus ihrer Darstellung gewöhnlich keine oder nur vage Erkenntnisse über die jeweils geförderte Rohstoffart, die örtliche Methode der Rohstoffgewinnung oder eine lokale Werkzeugart gewinnen lassen.
Geförderte Rohstoffe | Ort | |
---|---|---|
Buntmetallerze in spaltbaren Schiefern/Kalken | Schladming![]() |
|
Magneteisenerz in kompakten Gesteinen | Berggießhübel![]() |
|
Kupfer in Schiefer | Kupferberg![]() (Stößel und Kupferhammer erscheinen in diesem Aufriss stark bossiert.) |
|
Sandsteine als Werkstein | Barsinghausen![]() |
|
Steinkohlebergbau | Gelsenkirchen![]() |
|
Schieferbergbau | Kaub![]() ![]() |
|
Silbererzbergbau | Clausthal-Zellerfeld![]() |
Symbolik
Innerhalb der Heraldik verweisen Schlägel- und Eisenfiguren manchmal redend auf den Namen des Wappenführenden, wobei lokaler oder zeitgenössischer Sprachgebrauch zu beachten sind. Beispielshalber führen manchmal Familien names „Klüpfel“ oder „Klöpfel“ einen „Schlägel“ redend im Wappen, weil die Ausdrücke Synonyme sind.
„Klüpfel (mhd.) = Schlägel, im Wappen der gleichnamigen Familie in Estland also Namenswappen“
Grundsätzlich können Schlägel- und Eisenfiguren in Kommunalwappen die Bergbautradition einer Region oder eines wappenführenden Ortes anzeigen. Außerhalb der Heraldik ist heute die Figurenkombination „Schlägel und Eisen“ einerseits ein international gebräuchliches Symbol für den Bergbau; andererseits ist das Motiv in zahlreichen anderen Zusammenhängen gebräuchlich, zum Beispiel:
Schlägel und Eisen als Verkehrszeichen
In manchen Ländern wie Estland symbolisieren Schlägel und Eisen auf Verkehrszeichen die Gültigkeit „an Werktagen“.
Schlägel und Eisen nach Unicode
In Unicode ist das Zeichen ⚒ U+2692 HAMMER AND PICK (Unicode-Block Verschiedene Symbole
) vorhanden. Dieses international gültige Zeichen entspricht jedoch nicht der von der DIN[13] vorgeschriebenen Form.
Schlägel und Eisen nach DIN
In Deutschland ist die Gestaltung von Schlägel und Eisen in der DIN 21800:1989-06 festgelegt. Anhand einer Maßtabelle für jedes Detail kann dieses Symbol von 100 mm Durchmesser in 10 unterschiedlich großen Schritten bis zu einem Maß von 1000 mm konstruiert werden.
Schlägel und Eisen im Alltag
- In Kursbüchern
und anderen Fahrplänen bedeutet es, dass ein Verkehrsmittel nur an Werktagen verkehrt,[14] worunter in Deutschland nach Einführung der Fünf-Tage-Arbeitswoche weiterhin Montag bis Sonnabend verstanden wurde,[15] in anderen Ländern, z. B. in Tschechien, hingegen Montag bis Freitag.[16]
- Es kann für Arbeit
generell stehen und einen Status wie „in Betrieb“ anzeigen.
- Auf Landkarten
werden durch das Zeichen Abbaugebiete, insbesondere Bergwerke oder Tagebaue symbolisiert, auf dem Kopf stehend werden stillgelegte Bergwerke symbolisiert.[17]
Fahnenstange am Hauptgebäude der Bergakademie Freiberg
(Historische Aufnahme)
Wetterfahne der Brikettfabrik Herrmannschacht
in Zeitz
Weitere Beispiele
Ab Anfang 16. Jhr.: Abertamy
: In Silber und Gold
Bodenwöhr
: Grafisch in Gold
Telnice
In natürlichen Farben
Siehe auch
Weblinks


- Bergbauzimmer. (u. a. mit einem Foto von Schlägel und Eisen als realen Werkzeugen). In: heimatverein-rheinbreitbach.blogspot.de. Abgerufen am 26. November 2016.
Literatur
- Eberhard Wächtler
: Mit Schlegel und Eisen. von Bergleuten und Bergbautraditionen. Verlag für die Frau, Leipzig 1996, ISBN 3-7304-0454-7, S. 96.
- Walter Bischoff
et al.: Das kleine Bergbaulexikon. Hrsg.: Westfälische Berggewerkschaftskasse. Dritte Auflage. Glückauf GmbH, Essen 1981, ISBN 3-7739-0248-4, S. 179.
- Heinz Machatscheck: Unterhaltsame Wappenkunde. Neues Leben Berlin, Berlin 1981, S. 40.
Einzelnachweise
- ↑ Lemma Bergeisen in: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 865.
- ↑ Ralf von Retberg: Die Geschichte der deutschen Wappenbilder. Aus Ralf von Retbergs Nachlasse. 1884. Posthum in: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft Adler zu Wien. XIII./XIV. Jahrgang. Wien 1886/1887. Seite 12.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, I. Band, 4. Abteilung, II. Teil; Städtewappen: Wappen der Städte und Märkte in Deutschland und den angränzenden Ländern; Verfasser: O.T. von Hefner, N. Gautsch, I. Clericus; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1883. S. 34. Tafel 67.
- ↑ Aleš Zelenka; Tony Javora: Sudetendeutsches Wappenlexikon. Ortswappen aus Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien. Passau. 1985. ISBN 3876161061. S. 22.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, IV. Band, 11. Abteilung; Der Adel von Österr.-Schlesien; Verfasser: C. Blazek; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1885. S. 124. Tafel 65.
- ↑ 6,0 6,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, I. Band, 7. Abteilung; Berufswappen; Verfasser: G.A. Seyler; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1898. S. 70. Tafel 93
- ↑ Heinrich Veith: Deutsches Bergwörterbuch mit Belegen. Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1871, S. 147 (Digitalisat).
- ↑ Emil Treptow
: Grundzüge der Bergbaukunde. einschließlich der Aufbereitung und Brikettieren. sechste, vermehrte und vollständig umgearbeitete Auflage. 1. Band. Julius Springer, Wien 1925, III. Die Gesteinsarbeiten, 4. Die Arbeit mit Schlägel und Eisen, S. 143–144.
- ↑ SCHLÄGEL, m. werkzeug zum schlagen 1e) der fausthammer der bergleute. In: Jacob Grimm
, Wilhelm Grimm
: Deutsches Wörterbuch. Hirzel, Leipzig 1854–1961 (woerterbuchnetz.de, Universität Trier).
- ↑ Seite „Schlägel und Eisen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. Juni 2018, 13:07 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schl%C3%A4gel_und_Eisen&oldid=177939219 (Abgerufen: 13. September 2018, 12:30 UTC)
- ↑ L. Suhling: Aufschliessen, Gewinnen und Fördern – Geschichte des Bergbaus. 1983 (für alle Angaben zum Mittelalter)
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 200. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.
- ↑ DIN 21800 Zeichen: Schlägel und Eisen. Abgerufen am 20. Mai 2017.
- ↑ Allgemeine Bemerkungen. In: Kursbuch der Deutschen Reichsbahn. Sommerfahrplan 1961, S. 2
- ↑ Allgemeine Bemerkungen. In: Kursbuch der Deutschen Reichsbahn. Winterfahrplan 1981/1982, S. 2
- ↑ Jízdní řád. České dráhy 1999/2000
- ↑ Zeichenerklärung (Auszug). In: 2638 - SO Stepenitz 1997