Dreipass (Heraldik)
Der Ausdruck Dreipass (französisch trilobe, trèfle; englisch trefoil; italienisch trilobo, trifoglio) ist im Wappenwesen (Heraldik)
- eine gemeine Figur (oder ein verzierendes Teil einer Wappenfigur)
- ein Zuordnungsbegriff, der die Stellung von drei gleichrangigen Wappenfiguren der gleichen oder verschiedener Art zueinander beschreibt (im Dreipass oder deichselförmig [gestellt]; frz.: posées en pairle; engl.: in pairle points conjoined in fess point, in pall).
Begriff und Name
„Unter D.[reipass] versteht man eine aus drei Zirkelschlägen („Pässen“) geformte zentrierte Figur, die seit der Hochgotik vornehmlich als Füllfigur eines Kreises, später auch eines in die Ebene projizierten sphärischen Dreiecks im Maßwerk, aber auch in anderer Verwendung, vorkommt.
Das Wort kommt von mhd. tripas, tripaz, das erstmals M.[itte] des 13. Jh. bei der Beschreibung eines Thrones zur Kennzeichnung einer Schmuckform nachweisbar ist[2]. Im 14. Jh. bezeichnet tripaz einen dreikantigen Schild[3]. Aus dieser Verwendung und aus Villard de Honnecourts Beschreibung eines D.[reipass]-artigen Sockels (s. u.) als „ais a III compas“ dürfen wir schließen, daß im Mittelalter die durch Verwendung von drei Zirkeln entstandenen Formen als tripaz galten; daß es sich hierbei um recht verschiedene Figuren handeln konnte, liegt auf der Hand.
Heute bezeichnet der Sprachgebrauch die durch verschiedene Konstruktionstechnik entstehenden D.[reipass]-Formen sowie die von einem Kreis oder der Projektion eines sphärischen Dreiecks in die Ebene umschriebenen D.[reipässe] gleichermaßen als D.[reipass]. Ansätze zu schärferer begrifflicher Bestimmung (Unterscheidung zwischen D.[reipass], Dreinase, Dreiblatt u. a.) haben sich nicht allgemein durchgesetzt (..)“
Dreipass als gemeine Figur
Die gemeine Figur Dreipass ist dem gleichnamigen Ornament der Gotik nachempfunden, das aus drei nach außen weisenden Kreisbögen mit gleichen Radien besteht, die einem Kreis einbeschrieben sind (vgl.: „Dreipass“ in der Wikipedia). Dreipässe werden in der Architektur und anderen gestaltenden Künsten als Maßwerk, ornamentale Umrahmung oder zur Verzierung genutzt (zum Beispiel bei Fenstern, Münzen, Schlüsseln). Die ornamentale Ausgestaltung der Figur Dreipass ist in der Wappenschbeschreibung (Blason) zu melden. Dabei werden die nach innen weisenden Spitzen an den Schnittpunkten zweier Kreisbögen als „Nasen“ bezeichnet.
Auch andere Pässe wie zum Beispiel der Vierpass sind im Wappenwesen unter Umständen gemeine Figuren.
Dreipass als Teil einer Wappenfigur
Teilweise ist ein Dreipass ein ornamentaler Teil einer Wappenfigur. Insbesondere der Griff vieler Schlüssel, die in Wappen erscheinen, laufen in Dreipässen aus. Ist ein Dreipass Teil einer anderen Figur, kann dies angezeigt werden (zum Beispiel: „... in einen Dreipass auslaufend“), vorzugsweise wenn der Dreipass-Teil eine andere heraldische Farbe als die Gesamtfigur besitzt.
Dreipass als Zuordnungsbegriff
Im Dreipass (gestellt) bezeichnet man drei gleichrangige Wappenfiguren, wenn sie radialsymmetrisch zur Mitte des Wappenschildes oder Feldes angeordnet sind. Die Anordnung der Figuren um einen Mittelpunkt ist gewöhnlich in der Form zwei über eins (auch 2:1 geschrieben), wobei die Figuren nicht gänzlich aneinanderstoßen; erscheint die Anordnung der Figuren um einen Mittelpunkt eins über zwei (beziehungsweise 1:2), ist die Figur mit im gestürzten Dreipass (gestellt) zu melden. Auch ein Aneinanderstoßen der Figuren ist zu melden (vergleiche: → Triskele).
Die Anordnungen im Dreipass oder im gestürzten Dreipass dienen meist einem ästhetisch ausgewogenen Wappenschild oder Feld.
„Im Dreipass (gestellt) (Tafel XII. Figur 47. 48.): nennt man 3 Figuren, welche mit den Spitzen oder Köpfen zusammengestellt, die Figur eines Dreipasses oder einer heraldischen Gabel (Deichsel) bilden. Stossen die Enden in der Mitte gänzlich aneinander, oder sind nicht die Spitzen, sondern wie zum Beispiel in Figur 47. die Knäufe gegeneinandergewendet, so ist diese besonders zu melden. Die polnische und schlesische Heraldik liebt diese Art der Stellung sehr.“
3 Schwerter mit den Spitzen im Dreipass, deichselförmig (gemäß WBO, Nr. -415)
3 Schwerter mit den Spitzen im Dreipass, göpelförmig (gemäß WBO, Nr. -416)
In Blau drei silberne Hifthörner mit goldener Spitze und Rand im Dreipass (von Bauditz)
Drei Jagdhörner im Dreipass (Dukla)
Drei im Dreipass mit den Stielen einander zugekehrte Eichenblätter (Reinbek)
In Silber drei grüne Trauben im Dreipass (Neuweier)
Drei Herzen im Dreipass (Gevelinghausen)
Vierpass, Fünfpass, Sechspass ... als Zuordnungsbegriff
„Bei der Verwendung von vier, fünf oder mehr Figuren spricht man vom Vierpass, Fünfpass und so weiter.“
Zusammenstoßend: Drei silberne Segel göpfelförmig und drei goldene Windmühlenflügel deichselförmig (Haren, Ems)
In Rot abwechselnd drei Weinreben (göpelförmig) mit drei Winzermessern (deichselförmig; Wappen Oberglogaus)
In Blau drei auswärtsgekehrte silberne Karpfen im Dreipass, dazwischen je ein goldenes Ährenpaar (Deetz)
Triskele
Drei in den Dreipass gestellte, an den Schenkeln dreieckförmig zusammengesetzte (zusammenhängende/-stoßende) menschliche Beinfiguren werden in der Heraldik gewöhnlich als Triskele (auch Dreibein, Triskelis, respektive der oder das Triskel, von griech. τρισκελής ‚dreibeinig‘) beschrieben (zum Beispiel in den Wappen von Füssen, Döhlau, der Insel Man, des Königreiches Sizilien)[6].
Um einen dreieckig durchbrochenen Mittelpunkt angeordnete, aneinanderstoßende Beine
(Wappen von Füssen)In Rot drei in der Mitte zusammenhängende, geharnischte silberne Beine im Dreipass
(Döhlau)
Triqueta
Eine sich aus der Schnittmenge von drei übereinandergelegten Kreisringen zusammensetzende geometrische Figur wird in der Heraldik gewöhlich als Triqueta (auch Dreieinigkeitssymbol, Dreischenkel, Triquetta oder Triquetra von lat. ‚Dreieck‘) beschrieben (zum Beispiel im Wappen von Hohberg „eine gestürzte, (endlos) verflochtene Triqueta“).
Triqueta / Dreieinigkeitssymbol (gemäß WBO Nr. 0963)
2:1 gestellt
Drei gleichrangige Figuren können auch so im Schild gestellt sein, dass dem Schild-/Feldraum folgend zwei Elemente zum Schildhaupt und ein Element zum Schildfuß gestellt sind. Blasoniert wird diese Stellung in Zahlen mit „2:1“ oder in Buchstaben „zwei über eins“. In älteren Wappenbeschreibungen finden sich auch andere Ausdrücke, die mittlerweile nicht mehr gebräuchlich sind zum Beispiel: „drei runde Scheiben, im Driangel gestellt“[7]). Die Stellung 1:2 ist seltener. Eine größere Anzahl Figuren können ebenfalls in mehreren kürzer werdenden Reihen angeordnet und dann mit beispielsweise drei über zwei über eins gestellt beschrieben werden. Die 3:2:1 ist die übersichtlichere Form. Viele Varianten sind möglich.
Das schwedische Drei-Kronen-Wappen ist ein Beispiel für die Figurenstellung 2:1 von Kronen.
Muscheln zwei über eins gestellt im Wappen von Cairon, Frankreich
1537: Drei runde Scheiben, „im Driangel gestellt“ (Wappen Scheibbs)
Wappenbilderordnung
- Der Zuordnungsbegriff im Dreipass oder deichselförmig (gestellt) wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Stellung mehrerer gleichrangiger Figuren der gleichen oder verschiedener Art zueinander unter der Nr. -415 aufgenommen.
- Der Zuordnungsbegriff im Dreipass gestürzt oder göpelförmig (gestellt) wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Stellung mehrerer gleichrangiger Figuren der gleichen oder verschiedener Art zueinander unter der Nr. -416 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Lottlisa Behling, Dreipaß, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. IV (1955), Sp. 526–537; in: RDK Labor, URL: <http://www.rdklabor.de/w/?oldid=93083> [20.01.2017]
- ↑ Schlosser, Quellenbuch S. 298ff.
- ↑ Matthias Lexer, Mhd. Handwörterbuch, Lpz. 1876, Bd. 2, Sp. 1516 mit Belegen
- ↑ Der Hessische Minister des Inneren: Genehmigung eines Wappens und einer Flagge der Stadt Baunatal, Landkreis Kassel, Regierungsbezirk Kassel vom 27. November 1968. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr. 51, S. 1891, Punkt 1467 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,1 MB]).
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ 6,0 6,1 Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984.
- ↑ Wappenbrief vom 2. November 1537, als König Ferdinand I. der Stadt Scheibbs ein Wappen verlieh.
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Dreipass_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 30.Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.