Flügellöwe
Das Wappentier Flügellöwe, auch als geflügelter Löwe oder Löwe mit Flügeln und anders bezeichnet (frz.: lion ailé; engl.: lion winged) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.
Darstellung
Der Flügellöwe ist allgemein ein Löwe, der in einer Linie mit den Vorderpranken in Schulterhöhe zwei Adlerflügeln besitzt (die Flügel sollten nicht am Rücken sitzen). Hat er Drachenflügel, so ist dies zu melden. Seine Darstellung lehnt sich zwanglos an vergleichbare Motive aus der bildenden Kunst (Markuslöwe, Sphinx und andere) an.
Für den Flügellöwen gibt es keine expliziten heraldischen Vorgaben, außer jene, die für das Wappentier Löwe allgemein gelten. Die Farbgebung des Motivs, die Bewehrung, die Körperstellung und so weiter erfolgen nach den heraldische Regeln. Die Adlerflügel können in einer anderen Tingierung als der Rest vom Löwen erscheinen.
„Geflügelter Löwe (Tafel XXI. Figur 40.): selten im Schilde, dagegen mehrfach als Helmkleinod zum Beispiel bei den Grafen von Eulenburg vorkommend. (..) Die Flügel beim geflügelten Löwen sollen wie beim Greifen, nicht am Rücken, sondern an der Wurzel der Vorderpranken beginnen.“
Geflügelter Löwenkopf
Geflügelter Löwenkopf (Alteglofsheims)
geflügelter Löwenkopf
Markuslöwe
Der Markuslöwe ist eine Variante des Flügellöwen und ein Attribut des Evangelist Markus.
„Eine Abart (des Flügellöwen) ist der Markuslöwe (..)“
Der Markuslöwe erscheint im Gegensatz zum gewöhnlichen Flügellöwen meist in Gestalt eines goldenen, geflügelten, liegenden Löwen mit Heiligenschein und mit den Vorderpranken ein aufgeschlagenes Buch, ein Spruchband oder ähnliches haltend.
Geschichte
Flügellöwen und andere geflügelte Löwen tauchen in der bildenen Kunst lange vor dem Christentum und der Heraldik auf. Weltberühmt sind die Flügellöwen mit Menschenköpfen aus dem ägyptischen, später aus dem griechischen Kulturkreis (ägyptische Sphinx und griechische Sphinx). Inwieweit diese und andere Abbildungen von Flügellöwen die Darstellung der gemeinen Figur Flügellöwe beeinflußten, ist nicht endgültig wissenschaftlich geklärt.
Die neuere Heraldik grenzt den Flügellöwen von der Sphinx ab, die als eigenständige gemeine Figur in die Heraldik aufgenommen wurde.
Wappenbilderordnung
Der geflügelte Löwe wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 6341 aufgenommen; der Markuslöwe dagegen unter der Nr. 6342, die Sphinx unter der Nr. 6754.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889/1890. S. 98. Tafel 21. Figur 40. Reprint on Demand. Universtitäts- und Landesbibliothek Tirol. 2009. ISBN 3-226-00671-1.