Deichsel (Heraldik)
Die Deichsel (auch veraltet Gabel genannt; frz.: pairle; engl.: pall) ist in der Heraldik im allgemeinen
- ein Heroldsbild
- eine gemeine Figur
Als Heroldsbild
Als Heroldsbild hat die Figur die Form des Buchstaben Ypsilon („Y“). Zwei „Arme“ der Deichsel laufen „gabelförmig“ beziehungsweise schräg nach oben in die Ecken des Schildrandes, einer (der sogenannte „Fuß“) zum unteren Schildesrand. Als Heroldsbild muss es mit allen „Armen“ am Schildrand anstoßen. Diese Form teilt den Schild in drei Felder ein: ein Feld zwischen den y-Armen und auf jeder Seite ein Feld. Die Breite der Deichselarme sind bei einer Figur annähernd gleich; das Motiv erscheint aber nicht in allen Wappen gleich. Je nach Wappenaufriß und Quelle ist eine Deichsel unterschiedlich „stark“ ausgeführt (mit Armen in Balkenbreite bis hin zu Fadenbreite). Die Schnittkanten einer Deichsel können alle Wappenschnitte annehmen, beschränken sich aber doch meist auf Geraden oder den Wellenschnitt.
Siebmacher
„Die Deichsel (Tafel 6. Figur 104.) entsteht, wenn man parallel dem Deichselschnitt beiderseits Linien zieht, also Figur 103: in Blau eine goldene Deichsel, begleitet von drei silbernen Lilien (wobei selbstverständlich die letzeren nur 1. 2. gestellt sein können). Man sehe auch unter den Kreuzen das sogenannte Schächerkreuz. Die drei Arme der Deichsel werden, wenn nötig, bezeichnet als: rechter (1.) und linker (2.) Arm und Fuss (3.) der Deichsel. Letzere hat, wie die übrigen Heroldsstücke 2⁄7 der Schildbreite.“
In Blau eine goldene Deichsel, begleitet von 3 silbernen Lilien (nach Gritzner, 1889)
In Rot eine schwarzgefüllte, silberne Deichsel (nach Gritzner, 1889)
Rote Deichsel (Lichtenborn)[2]
Goldene Deichsel (Kobersdorf)[3]
Deichsel aus Pfahl und Schrägbalken, aus der Birnen wachsen (Bierbaum am Auersbach)[4]
Mit Bogenbrücke bedeckte Deichsel (Lurnfeld)[5]
Erniedrigte Deichsel (Pucking)[6]
Erniedrigte eingeschweifte Deichsel (Pierbach)[7]
Deichsel mit spitzversetzten Armen[8]
Deichsel in Leisten-/Fadenbreite
Wellendeichsel (wellenartige Deichsel)
Der Ausdruck Wellendeichsel bezeichnet gewöhnlich eine Deichsel im Wellenschnitt. In der neueren Heraldik wird der Ausdruck auch für deichselförmige Figuren verwendet, die mit zusätzlichen (zumeist silbernen, blauen oder schwarzen) Konturstrichen Wellen im Motiv andeuten.
Wellendeichsel im Wappen Nigerias
Erniedrigte, fünfmal blau gewellte silberne Deichsel (Landkreis Schönebeck[9]
Erniedrigte, sich verjüngende Wellendeichsel (Windberge)[10]
Deichsel im Dornenschnitt
Deichsel im Dornenschnitt
Varianten / verwandte Wappenfiguren
Deichselstück / Gabelstück
Deichselteilung
Schrumpft der kopfstehende Göpel („Deichsel“) auf Linienstärke, teilt er den Schild durch Deichselteilung („Deichselschnitt“).
Deichselschnitt
(gemäß WBO, Nr. 0801)]]
Schächerkreuz
Eine Ausprägung der Deichsel ist das Schächer- oder Gabelkreuz. Hierbei darf die Deichsel den Schildrand nicht berühren. Im Schild sieht das Schächerkreuz wie ein „schwebendes Ypsilon“ aus.
Göpel
Das Gegenstück der Deichsel, das wie ein gestürtztes Ypsilon erscheint, wird Göpel genannt (oder als gestürzte Deichsel blasoniert [„beschrieben“]).
Als gemeine Figur
Die Zugvorrichtung Deichsel kann in der Heraldik auch als eigenständige gemeine Figur oder als Bestandteil einer anderen gemeinen Figur (meist bei einem gezogenen Fahrzeug) erscheinen.
Karren mit Deichsel (Mühbrook, Kreis Rendsburg-Eckernförde)[11]
Siehe auch
Wappenbilderordnung
- Die Deichsel wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) unter der Nr. 0803 aufgenommen.
Weblinks
Bernhard Peter: Kombinationen unvollständiger Teilungslinien: Göpel und Deichsel
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Silber eine rote Deichsel umgeben von drei schwarzen Schleifen.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Rot eine goldene Deichsel, begleitet von je einem sechsstrahligen goldenen Stern “
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Rot erniedrigt eine goldene Deichsel, aus Pfahl und Schrägbalken je eine mit zwei goldenen Blättern belaubte goldene Birne wachsend.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Blau eine goldene Deichsel, bedeckt mit einer goldenen Bogenbrücke, deren mittlerer Bogen ganz sichtbar ist.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Grün eine silberne, erniedrigte Deichsel mit roter Füllung, darin ein silbernes Turbinenrad. “
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Schwarz eine silberne, erniedrigte und eingeschweifte Deichsel, überhöht von einem fünfmal von Rot und Silber im Bogenschnitt schräg geteilten Schild.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Grün eine silberne Deichsel mit eimal spitzversetzten Armen zwischen denen eine gelbe Flamme mit drei Züngel brennt.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Rot über einer fünfmal blau gewellten silbernen Deichsel eine silberne zinnenbewehrte Burgmauer, dahinter aufragend drei silberne zinnenbewehrte Türme, der mittlere Turm erhöht.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Rot wie eine leicht erniedrigte Deichsel ein Zusammenfluss zweier Ströme, die beiden oberen, sich zum Schildrand hin verjüngenden gewellten Ströme zweifach blausilbern gebändert, der schildgrundwärts fließende silbern bordierte blaue Strom ebenfalls gewellt, im Winkel der oberen Ströme eine durchgehende schwarz gefugte silberne Mauer mit vier Zinnen, der Zusammenfluss im unteren Teil begleitet vorn von einem gesenkten goldenen Sensenblatt und hinten einem goldenen Eichenblatt. “
- ↑ Wappenbeschreibung: „Im Wellenschnitt von Silber und Blau geteilt. Oben der rote Giebel eines Bordesholmer Bauernhauses zwischen zwei grünen Eichenblättern, unten ein übereck gestellter, mit der Deichsel nach vorn weisender zweirädriger silberner Karren.“
Dieser Artikel basiert auf dem Beitrag „Deichsel_(Heraldik)“ aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in der Version vom 28. Mai 2010 (Permanentlink: [1]). Der Originaltext steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation bzw. unter CC-by-sa 3.0 oder einer adäquaten neueren Lizenz. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Autoren verfügbar.