Medusa (Heraldik)
Medusa (auch Gorgo; griechisch Μέδουσα; französisch méduse; englisch medusa) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur.
Darstellung
Die Darstellung der heraldischen Figur lehnt sich an überlieferte Motive der gleichnamigen Gorgone aus der griechischen Mythologie an, die dort die Tochter der Meeresgottheiten Phorkys und Keto sowie die Schwester von Stheno und Euryale ist. Im Wappenwesen finden sich hauptsächlich drei Ausprägungen der Medusa:
- Medusen-/Gorgonenhaupt („Gorgoneion“)
- (gemeine) Medusa: Frau in ganzer Figur (gewöhnlich mit Schlangenhaaren oder anderen Attributen der Medusa)
- Medusentriskele: drei radialsymmetrisch angeordneten Beine, die mit einem Medusen-/Gorgenhaupt belegt sind
Gorgoneion
Im Wappenwesen erscheint die gemeine Figur „Medusa“ gewöhnlich als Gorgoneion (auch Medusenhaupt, Gorgonenhaupt, Haupt der Medusa oder ähnlich genannt, griechisch Γοργόνειον; frz.: tête de Medusa; engl.: gorgoneion oder head of Medusa), das heißt als abgeschlagenes Haupt, „welches nach der griechischen Sage Athene (bzw. Minverva -- Anm. der Redaktion) als versteinerndes Schreckbild in die Mitte ihrer Aigis versetzte und als solches auf ihrem Schild (en face -- Anm. der Redaktion) trägt“[1].
– Siebmacher/Gritzner (1889)[2] |
Alle besonderen Attribute der heraldischen Figur Medusen-/Gorgonenhaupt sollten gemeldet werden. Die Wappenbeschreibung kann anführen, an welche Medusenhaupt-Grundform sich die gemeine Figur anlehnt, um Verwechslungen zu vermeiden. Beispielsweise sind im Wappenwesen folgende Grundformen des Medusen-/Gorgonenhauptes konsistent und signifikant voneinander zu unterscheiden (wobei die zeitliche Einordnung zu einer Grundform für das Wappenwesen nicht wesentlich ist, sondern die genaue Beschreibung der Wappenfigur im Fokus steht):
Name | Zeit | Eigenschaften (evtl. in der Wappenbeschreibung anzuführen) |
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„Löwenmaske- Typus“ und andere | vor dem 7. Jahrhundert v. Chr., aber auch lange danach | Von verschiedenen Kulturen sind Artefakte überliefert, die „gorgonen-ähnlich“ aussehen oder wie Vorläufer der archaischen Medusa anmuten (vergleiche zum Beispiel Artefakte der phönikischen Kunst, den Besa- bzw. Löwenmasken-Typus[3] et cetera); teilweise zeigen diese ein dämonisches Fratzengesicht, einen breitverzogenen Mund, eine herausgestreckte Zunge, Eberzähne, eine Löwenmähne, Haare schlängenähnlich oder schneckenförmig stilisiert.
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Archaischer Typus | ca. 7. bis Mitte/Ende 5. Jahrhundert v. Chr. |
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Mittlerer Typus | ca. 6./5. bis 4./3. Jahrhundert v. Chr. |
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Schöner Typus | ca. ab Ende des 5. v. Chr. bis 1. Jahrhundert v. Chr., auch lange n. Chr. |
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Moderner Typus | viele Umbildungen ab ca. 3. Jahrhundert v. Chr. bis heute |
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(Gemeine) Medusa in ganzer Figur
Soll in einem Wappen das Haupt der Medusa auf einem Körper erscheinen, ist das zu melden (zum Beispiel „Medusa mit ganzer Figur“,, „Medusa mit Körper“, „Medusa mit Rumpf“ o. ä.). Gewöhnlich ist eine Medusa in ganzer Figur in einem Wappen nackt; wird sie mit Bekleidung dargestellt, ist dies anzuzeigen.
Holzschnitt ca. 1474: Bekleidete Medusa (in ganzer Figur) wird von Neptun umarmt
(rechts und links die Flügelpferde und Kinder: Pegasus und Chrysaor sowie Perseus, der auf einem der beiden sitzt)
Medusentriskele
Die Medusentriskele (auch Trinacria genannt) erscheint gewöhnlich als Kombination einer Triskele in Form von drei radialsymmetrisch angeordneten menschlichen Beinen mit dem Gorgoneion (en fance) im Zentrum des Motivs. Bekannt wurde das Motiv vor allem als Symbol für den früheren Namen Siziliens.
Wappenbilderordnung
- Die gemeine Figur Medusa wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Zusammensetzungen aus Tieren und Menschen mit Tierköpfen und anderen Teilen von Tieren unter der Nr. 6840 aufgenommen.
Paraheraldik
Auch in der Paraheraldik (zum Beispiel in der Militärheraldik) erscheint die Medusa-Figur beziehungsweise eine ihrer Ausprägungen.
Symbolik
Medusa-Symbole erscheinen außerhalb der Heraldik oft als Unheil abwehrendes magischen Schutz- und Schreckmittel (Apotropaion), Schreckbild).
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Seite „Gorgoneion“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 31. März 2013, 13:13 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gorgoneion&oldid=116362898 (Abgerufen: 9. Mai 2014, 21:38 UTC)
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 270
- ↑ Siehe zum Beispiel: commons:Bes)
- ↑ Nach hellenistischen Original, Adolf Furtwängler, Meisterwerke der griechischen Plastik, 1893 datierte das Modell in die Mitte des 5. Jh., er hatte es zuvor in das 4. Jh. datiert, in Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie