Laurentius von Rom (Heraldik)
Laurentius von Rom (auch Heiliger Laurentius, kurz Laurentius oder ähnlich genannt; dt. „der Mann aus Laurentum“; volksetymologisch „der Lorbeergeschmückte“; französisch St.-Laurent oder Laurent de Rome; englisch St Lawrence, Saint Lawrence oder Laurence; italienisch San Lorenzo; † 10. August 258 in Rom) ist in der Heraldik eine gemeine Figur.
Geschichte
Wann zum ersten Mal der Heilige Laurentius als gemeine Figur in einem Wappen erscheint, ist unklar beziehungsweise nicht vollständig erforscht. Frühe Siegel mit dem Motiv werden auf einen Zeitraum zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert datiert. Es ist zu vermuten, dass die Figur in dieser Zeitspanne auch Eingang in das Wappenwesen fand. Genaue und konsistente Forschungen darüber stehen Stand 2020 aber aus. Die meisten vorliegenden Wappen mit einer Laurentiusfigur sind nachweislich späteren Ursprungs.
Wappen mit Laurentiusfigur (Standort: Saint-Laurent-Kirche, im 11./12. Jhr. erbaut, im 14. befestigt)
1696: St. Laurentius mit Rost und Palmzweig (Wasselonne nach Armorial général)
Darstellung
Die Darstellung der Wappenfigur Heiliger Laurentius gleicht -- heraldisch stilisiert -- entsprechenden Abbildungen aus der bildenden Kunst und aus dem Siegelwesen des Mittelalters. Sie erscheint gewöhnlich als Idealbild eines jugendlichen, in einem liturgischen Gewand gekleideten Mannes, manchmal mit Tonsur, häufig ohne Bart (selten mit), oft mit Nimbus (selten ohne) und meist in Kombination mit einem oder mehreren der Märtyrerattribute des Heiligen, wodurch „Laurentius aus Rom“ als solcher für einen Betrachter unmittelbar erkennbar ist.
Attribute des Laurentius
Zu den möglichen Objekten, die einer Laurentiusfigur beigegebenen sind, zählen:
Rost | Der Legende nach kam Laurentius auf einem Rost zu Tode. | (obligatorisch) |
Stabkreuz[2] | In der frühchristlichen Kunst schultert Laurentius ein Stabkreuz. | (optional) |
Palmzweig | Nach der Legende empfängt Laurentius von einem Engel einen Palmzweig (Märtyrerpalme; barocke Ikonographie)[2] | (optional) |
Buch | Ein Buch/Evangelienbuch versinnbildlicht Laurentius Aufgaben als Diakon, „dem in besonderer Weise die Sorgfaltspflicht für die zum Gottesdienst benötigten Bücher und Geräte oblag.“[2] Laurentius gilt als Patron der Bibliothekare. | (optional) |
Kelch (ohne Goldstücke) |
Erinnert einerseits daran, das Lauretius nach der Legende einen Kelch zugunsten von Kaiser Heinrich in die Waagschale warf; andererseits spielt das Motiv auf die Verwandlung von unkonsekrierten Wein in das Blut Christi mittels des Abendmahlskelchs an.[2] | (optional) |
Geldbeutel, Geldmünzen, Kelch mit Goldstücken |
Ein Geldbeutel (bzw. ein Kelch mit Goldstücken) versinnbildlicht, dass Lauretius als ein treuer Verwalter des kirchlichen Vermögens dieses an die Armen verteilen ließ, „um der Konfiszierung zuvorzukommen“.[2] | (optional) |
Brot | Brote erinnern an die Brotspenden an die Armen, die am Festtag von Laurentius durchgeführt werden. | (optional) |
Die Laurentiusfigur im redenden Wappen des Ulrich Laurentius († 1664), Bäcker in Nürnberg wird beispielweise folgendermaßen dargestellt: In Gold der heilige Laurentius mit dem Rost und dem Palmzweig; auf dem Helm die Schildesfigur wachsend.
Laurentiusrost
Nach dem Prinzip pars pro toto (lateinisch, übersetzt: „ein Teil [steht] für das Ganze“) erscheinen in einem Wappen manchmal die Laurentiusattribute ohne Laurentiusfigur. Beispielsweise kann eine alleinstehende Rostfigur (ohne Menschenfigur) ein Sinnbild sein, welches auf den Heiligen Laurentius verweist.
Kleidung der Laurentiusfigur
In der christlichen Ikonographie und im Wappenwesen erscheint der Heilige Laurentius oft in der Dalmatik eines Diakons gekleidet. Wenn die Kleidung der Figur nur in einer heraldischen Farbe erscheint, wird sie in den Wappenbeschreibungen gewöhnlich nicht differenziert angesprochen. Man verwendet einen Ausdruck wie „Gewand“, „gewandet“ oder „gekleidet“ mit einer Farbangabe (zum Beispiel: „Laurentius mit blauem Gewand“; „blaugewandeter/blaugekleideter Laurentius“). Erscheint die Laurentiusfigur mit einem liturgischen Obergewand („Kasel“ o. ä.) in einer Farbe, mit einem ebensolchen Untergewand („Albe“ o. ä.) in einer andern Farbe, ist dies besonders anzusprechen (zum Beispiel erscheint die Laurentiusfigur im Wappen von Dallenwil „in roter Dalmatika und silberner Albe gekleidet“). Vereinzelt wird die Laurentiusfigur auch nackt, gegebenenfalls mit Lendentuch (Perizonium) und in Fleischfarbe dargestellt (zum Beispiel im Wappen Wojnicz, siehe Abschnitt besondere Laurentiusfigur).
Laurentius mit Rost und Palmblatt
(Gebesee)
Laurentius mit Rost und Buch
Mit aufgeschlagenem Buch und Lilie (Landwürden)[3]
Laurentius mit Rost und anderem Objekt (kein Buch, kein Palmblatt)
Laurentius mit Rost und Schale (Gündelbach)[4]
Laurentius mit Rost und Schild (Kürzell)
Mit Rost und Goldstücken (Lappee; Lappeen vaakuna)
Laurentius, wachsend
In manchen Wappen erscheint die Laurentiusfigur wachsend (zum Beispiel aus dem unteren Schild-/Feldrand oder ähnliches).
Besondere Laurentiusfigur
Manchmal wird im Wappenwesen ein heraldisch stilisierter Laurentius in inhaltlichen Zusammenhängen präsentiert, die dem Erleiden des Martyriums, der Laurentiusverehrung oder dem Lebenslauf des Laurentius bildhaften Ausdruck verleihen. Beispielsweise erscheint die Figur im Wappen von Wojnicz nackt bzw. nur mit einem Lendentuch bekleidet auf einen Rost gespannt, was die Folterung des Laurentius unmittelbar veranschaulicht. Und im Wappen von Poggio San Lorenzo erscheint die Laurentisfigur auf Knien (beim Beten). Die Szenerie und die Darstellung des Laurentius sind in diesen besonderen Fällen detailliert zu melden und sollten für alle aufreisssenden Wappenkünstler nur eine Deutung zulassen.
Laurentius, balkenweise, auf Rost liegend (L'église Saint-Laurent)
Laurentius mit Lendentuch, pfahlweise, auf Rost liegend (Wojnicz, Herb Wojnicza)
Knieender Laurentius (Poggio San Lorenzo)
Laurentius als Nebenfigur
Eine Laurentiusfigur erscheint zuweilen als Nebenfigur oder als eine Wappenfigur neben vielen anderen (beispielsweise erscheinen im Wappen von Währing, Wien neben der Laurentiusfigur noch vier andere Menschenfiguren).
(Währing, Wien)
Laurentius als Schildhalter oder als Armatur
Teilweise kommt die Laurentiusfigur als Schildhalter oder als Armatur bei Darstellungen mit Wappen zur Anwendung.
Wappenbilderordnung
- Die gemeine Figur Heiliger Laurentius wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Menschen und übersinnliche Wesen (Götter und Heilige): Christliche Heilige und biblische Gestalten unter der Nr. 7831 aufgenommen.
Webseiten
- Laurentius von Rom
- Zu weiteren Namensträgern siehe in der Wikipedia Laurentius
- zu Kirchengebäuden siehe Laurentiuskirche
- Joachim Schäfer: Laurentius von Rom. Internet: www.heiligenlexikon.de. Zuletzt aktualisiert am 05. November 2020. Abgerufen: 03. Dezember 2020
Einzelnachweise
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Gold der heilige Laurentius in silbernem Unter-, rotem Obergewand und roten Schuhen, mit der Rechten einen schwarzen Rost haltend, in der Linken ein silbernes Buch tragend. Die Stadtflagge ist Rot-Weiß.“
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Lexikon der Kunst: Laurentius. Digitale Bibliothek. Band 43. Berlin 2001. S. 17978 (vgl. Lexikon der Kunst. Bd. 4. Harald Olbrich (Hrsg.) Leipzig 1987-1994. S. 241)
- ↑ Manfred Furchert: Oldenburgisches Wappenbuch. Die Wappen der Landkreise, Städte und Gemeinden des Oldenburger Landes. Band 1. Isensee Verlag, Oldenburg 2003, ISBN 3-89995-050-X, S. 137.
Wappenbeschreibung: „In Gold der heilige Laurentius im silbernen Gewand; in der Rechten einen roten Rost haltend; in der Linken ein silbernes aufgeschlagenes Buch und eine grüne Lilie; oben rechts und links je ein schwebender achtstrahliger silberner Stern.“ - ↑ Wappenbeschreibung: „In Grün der silbern gekleidete heilige Laurentius mit goldenem Nimbus, in der Rechten einen schwarzen Rost, in der Linken eine goldene Schale haltend.“
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Silber ein hersehender, blaugewandeter und silberngegürteter, braunhaarig tonsierter, goldnimbierter Heiliger (hl. Laurentius), in der Rechten einen schrägen, roten Rost, in der Linken einen schwarzen Holzstamm mit drei Aststummeln haltend.“