Meermann

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Meermann

Schwertschwingender Meermann
(Wappen de Nerée de BabberichWp Insigne Nederlandicum.png)

Meermann (auch Wassermann, Triton[e]W-Logo.png, Mann mit Fischleib, Mann mit Fischschwanz, fischgeschänzter Mann oder ähnlich genannt; französisch homme marin, triton oder ähnlich; englisch merman, triton oder ähnlich) ist in der Heraldik eine vage, nicht wohldefinierte Bezeichnung für eine seltene gemeine Figur, die in unterschiedlichen Ausprägungen und als Schildhalter in Wappen erscheint. Gewöhnlich wird sie als männliche Menschfigur („Mann“) aufgerissen, die von der Taille abwärts in einen einfachen oder geteilten Fischwanz beziehungsweise in eine schlangen- bis fischähnlich Gestalt übergeht.

Geschichte

Stand 2021 ist unklar beziehungsweise nicht konsistent erforscht, warum und wann sogenannte Meermannfiguren erstmals im Wappenwesen erscheinen, geschweige denn, welche Interdependenzen mit tradierten fiktiven Wasser-, Meer-, Flusswesen seit der Antike bestehen.

Das erste überlieferte Mischwesen aus Fisch und Mann dürfte die babylonische Gestalt OannesW-Logo.png sein (ca. 13. Jahrhundert vor Christus), die manchmal mit dem babylonischen Gott EaW-Logo.png (sumerischer Beiname Nudimmud; Menschenbildner) gleichgesetzt wird. Der Fischgott DagānW-Logo.png der Philister mit einem Fischschwanzkörper kann seine Ursprünge von diesen früheren mesopotamischen Gott ableiten. Auch der MeeresgottW-Logo.png Triton (altgriechisch Τρίτων Trítōn) der griechischen MythologieW-Logo.png, von dem später die mythologische Gattung der Tritonen abgeleitet wurde, wurde in der antiken griechischen Kunst als halb Mensch, halb Fischmensch dargestellt.

14. Jhr.: „Meermann“, dessen Gestalt an das Rittertum anknüpft (nach Jacob van MaerlantW-Logo.png, Der naturen bloeme)

Spätestens im 13./14. Jahrhundert gestaltet man fischgeschwänzte Wesen auch mit menschlichen Oberkörpern, die an das Rittertum anknüpfen. Beispielsweise erscheint in dem Werk Der naturen bloeme von Jacob van MaerlantW-Logo.png ein „Meermann/Meerritter“ mit Helm, Schwert und Kampfschild, auf dem eine Fratze zu sehen ist, die man gleichsam als eine Art Wappenbild deuten könnte.

Im 16. Jahrhundert erwähnen einige Naturforscher Fabelwesen wie den Meerteufel (auch triton marinus, dæmon marinus, satyrus marinus, Ichthyocentaurus, Pan marinus, Wassermännlein etc. genannt), den MeermönchW-Logo.png, den See-/MeerbischofW-Logo.png, die sie tatsächlich für existent halten (vgl. zum Beispiel Conrad GessnersW-Logo.png wohl bedeutendstes Werkes Historia animalium, Band IV. von 1558).

alternative Beschreibung
Gesner Fischbuch S cropped.jpg
alternative Beschreibung
Meerteufel, Wassermännlein etc. MeermönchW-Logo.png See-/MeerbischofW-Logo.png

Darstellung

1918: Wappen mit Meermann
(Adelsdiplom für Oberst Franz v. Berger; nach Ernst Krahl)
alternative Beschreibung
2019: In Rot ein goldener Wassermann (Familienwappen Merove; nach WMH, Nr. 039/12569)

Die Meermannfigur ist den Idealbildern von mythologischen Wassermännern/-geisternW-Logo.png, der anthropomorphisierten Darstellung des Sternbilds WassermannW-Logo.png oder einem „Gott des Meeres“ wir Triton beziehungsweise Flussgöttern wie Peneios, Styx, Acheron etc. nachempfunden, die einen nachgeordneten göttlichen Aspekt verkörpern. Sie ist von in der Heraldik eigenständigen Figuren abzugrenzen, die besonderen oder übergeordnetem Wasser-/Meeresgöttern wie Poseidon, Neptun, Nethuns etc. nachempfunden sind und mit jeweils eigenen, spezifischen Merkmalen aufgerissen werden. Die weibliche Entsprechung der Meermannfigur ist die Meerfrau.

Gewöhnlich wird die Meermannfigur als nackter, gekrönter oder ungekrönter Mann dargestellt, dessen Gestalt von den Hüften in einen einfachen oder geteilten Fischschwanz übergeht. Der Meermann stemmt ohne weitere Bestimmung seine Arme in die Hüfte. Teilweise hält die Figur einen Dreizack oder einen anderes Motiv in der Hand, welches ihn als „Wasserfabelwesen“ charakterisiert und zu melden ist. Der Fischschwanz wird teilweise als geschuppt blasoniert und in einer heraldisch abstechenden Farbgebung (Tingierung) im Wappenfeld hervorgehoben. Armlose Meermänner sind eine weitere Alternative (in Anlehnung an die Heraldikfrühzeit).

Meermann mit zwei Fischschwänzen

1631 (Wappenbrief): Zweischwänziger Meermann in verwechselten Farben (Wappen Westermayr, nach Siebmacher 1858)

Meermänner mit zwei Fischwänzen (französisch homme marin à deux queues de poisson; englisch merman with two tails) beziehungsweise einem geteilten Fischwanz sind entsprechend zu melden; der geteilte Schwanz kann in Wappendarstellungen rechts und links des Mannkörpers nach oben geführt und vom Meermann gehalten werden.

Geharnischer Meermann

1550: Geharnischter Meermann (Wappen Zweiffel, nach Siebmacher, 1858)

Alles, was „ungewöhnlich“ an einer Meermannfigur ist, sollte in einer Wappenbeschreibung gemeldet werden. Beispielsweise erscheint der Meermann im Wappen des Thomas Zweifell, Stadtschreibers in Rothenburg ob der Tauber silbern-geharnischt, mit geschlossenm Visier, mit beiden Händen ein silbernes Schildchen haltend, was alles angezeigt werden sollte.

Meermann als Schildhalter

Im englischen und und französischen Wappenwesen ist der Meermann als Schildhalter gebräuchlich.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Mermen in heraldry – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien