Zentaur (Wappentier)
Der Zentaur und die Zentaurin (manchmal auch Kentaur und Kentaurin, von griechisch Κένταυρος Kentauros, plural Κένταυροι Kentauroi; latinisiert Centaurus, Centauri; französisch centaure; englisch centaur), auch Hippocentaur/in genannt, sind in der Heraldik als Wappentier eher seltene gemeine Figuren.
Darstellung und Blason
Die Darstellung der Wappenfigur Zentaur folgt dem gleichnamigen mythologischen Mischwesen aus Mensch und Pferd („Pferdmensch“). In der Regel erscheint die Figur mit dem Kopf, dem Rumpf und den Armen eines Mannes (selten einer Frau) und dem Körper und den Beinen eines Pferdes. Gewöhnlich besitzt sie vier behufte Pferdebeine, manchmal nur zwei (was zu melden ist). Sie kommt im Profil oder widersehend vor. Gebraucht die Figur mit ihren Händen ein Schwert, Pfeil und Bogen, eine Keule oder ein anderers Objekt sollten dies in der Wappenbeschreibung erwähnt sein.
Zentaur im Siebmacher
„Hippocentaur (Tafel XXI. Fig. 32.): männlicher, oben Mann unten Pferd z. B. im Feld II. der W. der Freih. von Roschütz, kommt auch widersehend, gleichfalls einen Pfeil vom Bogen und zwar rückwärts schiessend, im polnisches Stammwappen Hippocentaurus (z. B. im Wappen der Familie Sapicka) vor; statt des Pferdeschweifs ringelt sich hier eine Schlange dem Gesicht zugewendet empor.“
1909: Zentaur
(nach Arthur Charles Fox-Davies, Figur 436.)Zentaur im Wappen von Franz von Stuck[2]
(hier als Ex Libris)
Zentaur als „Schütze“
Mit gespannten Bogen und aufgelegten Pfeil wird die Figur Zentaur in der Heraldik Sagittarius, „Schütze“ oder „bogenschießender Zentaur“ genannt (angelehnt an das gleichnamige Tierkreiszeichen)[3], wobei die Schießrichtung (vorwärts beziehungsweise rückwärts schießend) gemeldet werden sollte. Erscheint der Schütze widersehend, ringelt sich statt des Pferdeschweifs gewöhnlich eine Schlange -- dem Zentaurgesicht zugewendet -- empor.
Schütze im Wappen des Hause Giédroyc
Geflügelter Zentaur
Wenn die Figur Zentaur geflügelt ist, sollte dies gemeldet werden.
Zentaur als „Pferdefräulein“
Der weibliche Zentaur wird teilweise auch ohne Arme und mit Zopf dargestellt.
Verbreitung
Zentauren finden sie sich häufig in Wappen aus Polen und Litauen.
Symbolik
Außerhalb der Heraldik steht der Zentaur unter anderem als Symbol für:
- Rausch, Ekstase, Trunkenheit, Wildheit, Lüsternheit
- Jagd, Heilkunde
- Weisheit, Gerechtigkeit
- Erziehung, Didaktik
Wappenbilderordnung
- Die Figur Zentaur wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Zusammensetzungen aus Tieren und Menschen: mit Tierrumpf unter der Nr. 6771 aufgenommen.
- Die Figur Zentaur, bogenschießend wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Zusammensetzungen aus Tieren und Menschen: mit Tierrumpf unter der Nr. 6772 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Bernhard Peter: Besondere Motive: Centaur (Kentaur, Zentaur)
- In der Wikipedia: Zentaur (Mythologie)
- Heraldikai lexikon: Kentaur, ungarisch
Einzelnachweis
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie ( M. Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Schwarz auf grünem Boden goldener Zentaur, auf dem schwarz-golden bewulsteten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein aufspringender goldener Zentaur. “
- ↑ Milan Buben, Heraldik, Albatros Prag, 1987
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