Römischer Soldat
Römischer Soldat (auch Römischer Krieger, Mann in Römer-Harnisch, römisch-geharnischter Mann, Legionär, Legionssoldat oder ähnlich genannt; lat.: (miles) legionarius; frz. guerrier romain; engl. roman soldier) ist im Wappenwesen eine gemeine Figur.
Anachronismus
Die Figur widerspricht einem eher traditionell ausgerichteten Heraldikverständnis, weil das reale Vorbild aus einer Zeit stammt, die vor der eigentlichen „heraldischen Zeit“ liegt. Das Vermischen von zwei historischen Kontexten stellt in gewisser Weise ein Stilbruch dar und wird möglicherweise als unheraldisch interpretiert. Beispielsweise ist das Wappenbild von Bad Bramstedt anachronistisch, da es einen römischen Krieger zeigt, der sich auf einen mittelalterlichen Schild mit dem holsteinischen Nesselblatt stützt, der zur Römerzeit noch nicht existierte.
Darstellung
Die gemeine Figur Römischer Soldat ist nicht einem bestimmten oder besonderen antiken römischen Soldaten nachgebildet. Vielmehr lehnt sich die heraldisch-stilisierte Figur an ein Idealbild eines römischen Soldaten an, das unter historisch-wissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht als verbürgter Legionär bestätigt werden kann. Im Wappenwesen wird (ähnlich wie in Hollywood-Filmen oder in Reenactorwappen) trotz archäologischer Dokumentation ein römischer Soldat meist verfremdet oder gar verfälscht wiedergegeben, wozu unter anderem die antiken Steinmetze beigetragen haben, indem römische Soldaten idealisiert abgebildet wurden. Historische Grundgestalten für die heraldische Figur sind alle Soldaten und Ränge einer römischen Legion (Militärtribune, Equites, Zenturios, Auxiliarsoldaten, Triariern, Velites-Soldaten und so weiter, und so fort). Die signifikanten optischen Unterschiede zwischen den vielen römischen Harnischen und die genaue Ausprägung der Figur sollten in der Wappenbeschreibung erwähnt sein. Dies gilt insbesondere, wenn der heraldisch-römische Soldat eng an einen bestimmten Kulturkreis (keltisch, griechisch, etruskisch, gallisch, germanisch etc.) angelehnt wird oder wenn klar erkennbar sein soll, auf welches Jahrhundert die Figur referenzieren soll.
Das Wappenmotiv erscheint gewöhnlich als „Mann in Römer-Harnisch“ beziehungsweise als „römisch-geharnischter Mann“[1] und mit spezifischen Attributen eines römischen Soldaten, wodurch das Motiv als solches unmittelbar erkennbar ist. Zu den verwendeten Attributen eines römischen Soldaten zählen beispielsweise:
- Legionärsgemäße Kopfbedeckung: Römerhelm mit Helmbusch
- Legionärsgemäße Kleidung oder Rüstung: Beinschienen, Tunika, römischer Harnisch oder ähnliches
- Legionärsgemäße Bewaffnung: Gladius (römisches Kurzschwert), Pilum (römischer Speer), „Turmschild“ (Scutum) oder ähnliches
- Legionärsgemäße Tätigkeit: (Waffe) haltend, schulternd, zum Hieb schwingend und so weiter
Das Mötiv „hält“ oft in seiner Rechten eine spezifisch-römische Angriffswaffe; mit der Linken dagegen den Schild oder zu Pferd beispielsweise die Zügel.
(Ruswil)
Römische Soldaten und Christentum
In der Heraldik werden Wappenmotive aus der Symbolwelt des Christentums (bevorzugt „Heilige“) teilweise als römische Soldaten, mit Harnisch, Römerhelm etc. dargestellt.
Heiliger Mauritius als römischer Soldat
Wappenbilderordnung
- Die gemeine Figur römischer Krieger wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Menschen unter der Nr. 7477 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 81