Troll (Heraldik)
Der Troll (auch Trold, Tröll für nordgermanisch „Unhold“, „Riese“, „Naturwesen“; französisch diable sans tête, troll; englisch troll) ist in der Heraldik eine seltene gemeine Figur, die in verschiedenen Varianten erscheint.
Darstellung
Grundsätzlich lehnt sich die heraldische Darstellung der gemeinen Figur „Troll“ an die überlieferten Motive des Trolls in der bildenden Kunst und des Volksmunds an. Er erscheint als kopflose, stark behaarte, menschenartige Gestalt. Teilweise wird er mit einem teufelartigen, die Zunge rausstreckenden Kopf mit kurzen Hörnern dargestellt. Der Kopf befindet sich zwischen den Hüften oder auf dem Bauch. Ein Troll mit Kopf sollte gegebenenfalls gemeldet werden, genau wie ein Troll mit einem löwenartigen Schwanz.
Bevorzugt erscheint die Figur Troll in Rot oder Schwarz, kann aber auch in allen anderen heraldischen Farben tingiert sein. Ist die Bewehrung des Trolls durch eine andere Farbe hervorgehoben, ist dies zu beschreiben.
„Als Wappenfigur erscheint der Troll in menschlichter Gestalt mit zottigem Fell und ohne Kopf. Er hat Drachenklauen anstelle von Händen und Füßen und manchmal einen Schwanz mit einer Quaste. Er kann auch seinen gehörnten Kopf mit langen Ohren und herausgestreckter Zunge zwischen den Hüften tragen. In der Helmzier der schwedischen Familie af Trolle steht zwischen zwei gekreuzten Fahnen ein Trollkopf mit Widderhörnern. Eine Ausnahme ist der Troll im Wappen der dänischen Gemeinde Vejen, der im Profil erscheint und seinen Kopf noch nicht verloren hat.“
„Trolle haben im goldenem Schild eine hauptgestümmelte, krallenbewehrte, »tiuvelwenier« Gestalt rot, deren scheußlicher Kopf mit silbernen Widderhörnern das Zimir macht; in ihrer schwedischen Heimat heißt troll Kobold.“
Verbreitung
Die gemeine Figur Troll erscheint primär im skandinavisch-geprägten Wappenwesen:
„Der Troll (..) kommt auch nur in der Heraldik der skandinavisch Länder vor.“
Bekannt ist die gemeine Figur Trolle vor allem durch das Wappen des schwedischen Adelsgeschlechtes Trolle, das im 15. Jahrhundert in Dänemark siedelte und 1782 erlosch (Wappen: roter Troll in Gold).
„Der Troll im Gemeindewappen von Vejen in Dänemark geht auf eine Statue zurück, welche der aus dem Ort stammende Bildhauer Niels Hansen Jakobsen geschaffen hat. In dieser modernen stilisierten Form besteht das Wappen seit 1977.“
Beim Troll im Wappen des Ortes Vejen ist der Kopf nicht vom Rumpf getrennt, was als heraldische Besonderheit zu melden ist.
Wappenbilderordnung
- Der Troll wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Fabelwesen mit Tierköpfen und anderen Teilen von Tieren unter der Nr. 6832 aufgenommen.
Siehe auch
Literatur
- Elisabeth Hartmann: Die Trollvorstellungen in den Sagen und Märchen der skandinavischen Völker. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin 1936
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Volborth, Carl Alexander von: Fabelwesen der Heraldik in Familien und Städtewappen, Stuttgart und Zürich 1996 Belser-Verlag, auch 2001. S. 93
- ↑ Oskar Göschen: Entstehung und Bedeutung der Wappenbilder. In: Jahrbuch der k. k. Heraldisch-Gesellschaft „Adler“. Neue Folge, 16. Band. 1906. S. 23. (Google)