Artemis (Heraldik)
Die Jagd-, Wald-, Mondgöttinnen der Mythologie und Hüterinnen der Frauen und Kinder
griechisch |
Artemis (griechisch Ἄρτεμις; französisch Artémis: englisch Artemis; die Herkunft des Namens ist trotz einiger Forschungsansätze bis heute ungeklärt) |
|
römisch |
Diana (abgeleitet von lateinisch dius, „taghell“, „leuchtend“ und einer entsprechenden indogermanischen Wurzel *dei- mit der Bedeutung „glänzen“, „schimmern“, „scheinen“; davon griechisch Dios (Διός) für Zeus und lateinisch Deus, „Gott“;[1] französisch Diane; englisch Diana; Diana wird ursprünglich nicht als Mondgöttin angesehen, sondern als „die Leuchtende“, die dann als Gegenpart zur Sonnengottheit Apollo/Sol zur Mondgottheit neben Luna, der eigentlichen Mondgöttin, wird.[2]) |
sind im Wappenwesen selten gemeine Figuren, die in der heraldischen Darstellung und in der Wappenbeschreibung (Blason) teilweise gleichgesetzt beziehungsweise gewöhnlich nicht voneinander unterschieden werden. Sie erscheinen als (allgorische) Wappenmotive einerseits unter dem Eigennamen der Göttinnen andererseits unter Beschreibungen wie „Göttin der Jagd“, „Jagdgöttin“, „Waldgöttin“, „Frau mit Bogen und Köcher“ oder ähnlichem erst im 19. Jahrhundert. In der Frühzeit des Wappenwesens (11. bis 13. Jahrhundert) und in seiner Blütezeit sind entsprechende Wappenfiguren nicht gebräuchlich.
Darstellung
Wenn die Göttin Artemis ins Wappen gestellt ist, ist sie gewöhnlich entsprechenden Abbildungen aus der bildenden Kunst der Antike oder des Mittelalters nachempfunden. Sie erscheint mit einem dorischen Chiton, einem Peplos beziehungsweise mit einem Himation bekleidet (selten nackt) als junge, oft maskuline Frau („jungfräuliche Jägerin“) mit signifikanten Attributen, wie sie spätestens seit dem 12. Jahrhundert Zeiterscheinungen der bildenden Kunst sind: mit Pfeil, Bogen und Pfeilköcher (seltener mit Speer oder Jagdnetz), mit einer Fackel (in ihrer Angleichung an Hekate) oder mit einem Halbmond über der Stirn (in ihrer Angleicheung mit der Mondgöttin Selene).
„Die Artemis (Tafel XXXI. Figur 56): mit Speer und Mondsichel am Kopf, im Wappen der in Preussen geadelten von Laue.“
Die genaue Ausprägung ist stets zu melden. Beispielsweise erscheint die „Artemis Ephesia“ im Gegensatz zur „normal“ bekleideten Artemis mit einem Oberkörper, der bedeckt ist von Brüsten (nach anderer Deutung von Stierhoden), die sie laut christlicher Polemik als Ernährerin aller Lebwesen verkörpern sollen[4]. Und die Figur im Wappen der Familie von Laue ist eher eine „Statue der Artemis“, weniger eine Artemis selbst.
Artemis als jungfräuliche Göttin des Waldes
(hier: die Statue Diana von Versailles, römische Kopie, erste Hälfte des 2. Jhr. n. Chr.; nach verlorener griech. Statue um 340–320 v. Chr.).
Diana/Artemis-Kunstwerke mit Wappen
Gemälde, Kupferstiche und andere Kunstwerke mit Diana/Artemis-Motiv werden zuweilen durch die Darstellung eines oder mehrerer Wappen ergänzt beziehungweise mit diesen zu einem Kunstwerkensemble kombiniert.
Wappenbilderordnung
- Die Figur Artemis/Diana hat in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) keine Nummer. Sie könnte grundsätzlich im Abschnitt Gestalten aus der griechisch-römischen Mythologie einsortiert werden.
Paraheraldik
Auch in der Paraheraldik (zum Beispiel in der Militärheraldik) erscheint die Figur Artemis/Diana.
Artemis auf einem Wagen, der von zwei Hirschen gezogen wird (Emblem 58th Special Operations Wing)
Emblem 5. Geschwader (1995–2010 in Cervia)
Siehe auch
Weblinks
- Wikipedia: Artemis in der Mythologie
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Köhler: Indogermanisches Wörterbuch. 3. Auflage. S. 188
- ↑ Theodor Birt: Diana. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 1002 (Digitalisat).
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 149
- ↑ Hieronymus, commentarium in Epistolam ad Ephesios libri tres praefatio (= ed. Migne L 26 col. 441): Paulus … scribebat ad Ephesios Dianam colentes …, sed illam multimammiam quam Graeci πολύμαστον vocant, ut scilicet ex ipsa quoque effigie, mentirentur omnium eam bestiarum et viventium esse nutricem. („Paulus schrieb an die Ephesier, die die Artemis als jene vielbrüstige, die die Griechen πολύμαστον nennen, verehren, wie man auch aus ihrem Bild selbst ersehen kann, und sie geben vor, dass sie die Nährerin aller Tiere und Lebewesen sei“); Minucius 22, 5: Diana … est … Ephesia mammis multis et uberibus exstructa … („Die Artemis von Ephesos ist mit vielen Brüsten und Zitzen gemacht …“).
- ↑ Carlo Pietrangeli: Insegne e stemmi dei rioni di Roma. In: Tumminelli - Istituto Romano di Arti Grafiche (Hrsg.): Capitolium. Rassegna di attività municipali. anno XXVIII, Nr. 6. Rom 1953 (archiviocapitolinorisorsedigitali.it [PDF]).