Herz (Heraldik)
Das Herz (frz. cœr; engl.: heart) ist im Wappenwesen (Heraldik) eine gemeine Figur.
Darstellung
Die Figur Herz ist dem Organ Herz nachempfunden, wie es bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. zu finden ist und als „Symbol der Liebe“ den stilisierten Darstellungen von Feigenblättern entspringt. Auf die (schwebende) Figur Herz sind die heraldischen Regeln anzuwenden, die für eine gemeine Figur allgemein gelten. Die Figur Herz kann in einem Wappen in Einzahl, in einer bestimmten Anzahl (Zweizahl, Dreizahl oder ähnliches) respektive in einer unbestimmten, beliebigen Anzahl erscheinen. Die gebräuchlichste Farbe ist Rot von Gold gefolgt.
- Geometrische Konstruktion
Herzen in bestimmter Mehrzahl
Erscheinen Herzen in Mehrzahl innerhalb eines Wappens, sollte stets die Stellung der einzelnen Herzen zueinander beschrieben sein. Mehrere Herzen können beispielsweise balken- oder pfahlweise, aber auch schragenweise im Schild erscheinen.
„Bei drei Herzen ist der Dreipass gebräuchlich. Hierbei zeigen die Herzspitzen zum gedachten Mittelpunkt des Wappenfeldes und legen im gleiche Abstand zueinander. Auch ist die Stellung zwei über eins (2:1 -- Anm. der Red.) gebräuchlich.“
Drei Herzen im Dreipass (Gevelinghausen
)
Drei Herzen, 1:2 gestellt (Dreileben
)
Drei Herzen pfahlweise (Landkreis Lüneburg
Herzen in unbestimmter Mehrzahl (besät/bestreut)
Das Herz kann in unbestimmter Anzahl in einem Wappen erscheinen (zum Beispiel wenn das Wappenfeld oder die Figur darin mit Herzen besät oder bestreut ist). In solchen Fällen erfüllt die Darstellung von vielen kleinen Herzen oft einen subjektiv-ästhetischen Zweck („Wappenverschönerung“) oder wird zur Wappenminderung eingesetzt:
„Kleine Herzformen dienen vielfach als Beizeichen zur Wappenminderung oder zur Belebung freier Schildplätze.“
Die aufzureisende Bemusterung ist über die Wappenbeschreibung näher zu bestimmen.
Varianten und Derivate
Gestürztes Herz
Die gestürzte Abbildung der Figur (Herz mit Spitze nach oben) ist im Wappenwesen selten. Manchmal ist diese Ausprägung nicht als „Herz“ zu interpretieren, sondern als schematische Darstellung der männlichen Hoden (zum Beispiel im Wappen der Familie Colleoni).
Durchbohrtes Herz
Teilweise erscheint die Figur Herz mit einem Pfeil (oder mehreren) durchbohrt („pfeildurchbohrt“), wobei die Pfeilrichtung (balken-/pfahlweise, schrägrechts/-links et cetera) gemeldet werden sollte.
Auch andere Figuren, die ein Herz durchbohren/durchstoßen/durchstecken, sind im Wappenwesen gebräuchlich (zum Beispiel: Schwert, Passionsnägel, Anker).
Befestigungen am Herz
Wenn andere gemeine Figuren am Herzen befestigt sind, ist die genaue Art der Befestigung zu beschreiben („besteckt“, „[hervor]wachsend“, „[hervor]sprießend“). Teilweise „wachsen“ zum Beispiel Pflanzen wie (stilisierte und echte) Rosen, Eichenteile oder ähnliches oben und mittig aus einem Herz „hervor“ respektive sind mit diesen „besteckt“.
Brennendes/flammendes Herz
Geflügeltes Herz
Herz als Nebenfigur
Das Herz erscheint teilweise auch als Nebenfigur, die von einem Tier, einem Menschen (Bauer), einem Arm oder einer anderen Hauptfigur gehalten, präsentiert oder in irgendeiner Form „benutzt“ wird.
Symbolik
Außerhalb der Heraldik steht die stilisierte Herzform hauptsächlich als Symbol für Liebe oder für Leiden:
„Flügelherz und pfeildurchbohrtes Herz (Tafel XXXI. Figur 4. 6. 7.): symbolische Darstellung des Leidens Christi und Maria.“
Symbol der Chouannerie
Das Identifizierungszeichen des Aufstandes der Vendée beziehungsweise der Chouannerie
(rotes Heiligstes Herz Jesu mit Kreuz beziehungsweise „Sacré-Coeur“
) erscheint im Wappenwesen teilweise als eigentümliche Figur, bei der zwei ausgebrochene Herzen miteinander verbunden/verschlungen sind, oben ergänzt um eine Krone und ein Kreuz („Cœur vendée“). Ursprünglich war das „Sacré-Coeur“ ein Symbol der Aufständischen, die sich von 1793 bis 1800 der Französischen Revolution entgegenstellten; heute wird das „Cœur vendée“ zum Beispiel im Wappen/Logo des Département Vendée
beziehungsweise der Priesterbruderschaft St. Pius X.
geführt.
Symbol des Widerstands: Das Sacré-Cœur
mit der Devise „Gott, König“ war auf die Kleidung der Aufständischen aufgenäht.
Wappenbilderordnung
- Das Herz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Teile lebender Organismen, Abnormitäten, Verstümmelungen - B: Obere bzw. vordere Teile: 3. Menschen unter der Nr. (7011)-720 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks

Einzelnachweise
- ↑ Seite „Herz (Heraldik)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Februar 2015, 08:24 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Herz_(Heraldik)&oldid=138746528 (Abgerufen: 29. März 2015, 00:51 UTC)
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 177
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 147