Grabkreuz
Grabkreuz (auch Scheibenkreuz genannt; frz.: croix pattée arrondie ou cerclée; engl.: cross patty convexed) ist in der Heraldik ein Ausdruck für eine seltene Kreuzform, bei der die Linie an jedem Kreuzarmende zum Schild-/Feldrand ausgebogen („konvexförmig“) ist, während die seitlichen Begrenzungslinien der Arme eingebogen („konkavförmig“) sind.
Grabkreuze werden in der heraldischen Literatur nur selten den Heroldsbildern zugeordnet (wenn das Kreuz bis zu den Schildrändern reicht), meist aber den Sonderformen Kreuz oder den gemeinen Figuren (wenn das Grabkreuz nicht bis zu den Schildrändern reicht, es also schwebend im Wappen erscheint).
Darstellung und Geschichte
Das heraldische Grabkreuz ist den frühgotischen Kreuzen nachempfunden, die man vorwiegend auf Grabplatten in Dänemark (bzw. in einst von Dänemark besetzten Gebieten) findet. Stelen wie das „Kreuz von Fanjeaux“ (Croix de Fanjeaux) oder die Kreuze auf diversen scheibenförmigen Grabstelen („Hilarri/Todstein“) ähneln dem Grabkreuz. Ein Zusammenhang zwischen den Grabstelen und dem heraldischen Motiv Grabkreuz könnte bestehen, ist aber bislang nicht wissenschaftlich belegt oder untersucht. Gleiches gilt für die Vermutung, daß heraldische Grabkreuze bestimmten Weihekreuzen nachempfunden sind und man aus Vereinfachungsgründen den Ring/Kreis, der Weihekreuze umschließt, weggelassen habe. Als gesichert gilt dagegen, daß sich die Darstellungen des heraldischen Grabkreuzes nicht an jene Kreuze anlehnen, die man heute allgemein als Grabkreuze bezeichnet.
In der Heraldik erscheint das Grabkreuz gewöhnlich als Variante des Tatzenkreuzes:
„Grabkreuz (Tafel VI. Figur 52.) hat breite Enden und Ausrundung wie das Tatzenkreuz, schwebt aber und hat, statt der geraden Armenden, nach außen gebogene Abgrenzungslinien.“
Ausprägungen / Varianten
Es gibt diverse Varianten respektive unterschiedliche Ausprägungen des Grabkreuzes. In der neueren Heraldik versucht man, zwischen diesen zu unterscheiden. Man differenziert teilweise zum Beispiel zwischen:
Illustrationsbeispiel | Name | Erläuterung |
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(Gemeines) Grabkreuz |
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(Gerundetes / rundes) Grabkreuz | auch schwebendes Tatzenkreuz mit abgerundeten Enden genannt (frz.: croix pattée alésée arrondie) | |
Zirkelschlagkreuz[2] | ist ein streng geometrisches Kreuz, das aus Zirkelschlägen konstruiert werden kann (siehe auch nachstehend Zirkelkreuz bzw. engl.: globical cross) | |
Zirkelkreuz[3] | ist ein geometrisches Kreuz, das grundsätzlich aus Zirkelschlägen konstruiert werden kann, aber im Gegensatz zum vorgenannten „Zirkelschlagkreuz“ nicht zu 100 Prozent geometrisch aufgerissen wird, sondern den Anforderungen des Wappenschildes gemäß gestaltet wird. | |
Partenkreuz | ist ein Kreuz, das aus vier kreuzförmig zusammengestellten Bartenklingen besteht (Rundung nach außen), die im Kreuzzentrum miteinander verbunden sind. Barte: | |
Wolfsankerkreuz | auch mißverständlich Wolfseisenkreuz genannt; ist ein Kreuz, das aus vier kreuzförmig zusammengestellten Wolfsankern besteht (Rundung nach außen), die im Kreuzzentrum durch einen gemeinsamen Ring verbunden sind. | |
Canterbury-Kreuz | auch Kreuz von Canterbury genannt; ist ein Kreuz, das wie eine sächsische Brosche aus dem 8. Jahrhundert erscheint, die man 1867 in Canterbury fand. | |
Cuthbert-Kreuz | ist dem Pektoral-Kreuz des Heiligen Cuthbert von Lindisfarne nachempfunden (man entdeckte es, als man sein Grab im Jahre 1827 öffnete). | |
Ein Weihekreuz (Apostelkreuz, päpstliches Kreuz, crux signata; engl.: consecration cross), das immer nimbiert respektive von einem Ring/Kreis umschlossen ist , erscheint manchmal auch in Form eines Grabkreuzes. |
Galerie
Abgrenzung
- Das Grabkreuz ist vom Weihekreuz zu unterscheiden. Beide können die gleiche Grundform besitzen, das Weihekreuz ist aber immer im Gegensatz zu einem Grabkreuz immer von einem Ring umschlossen.
Symbolik
Außerhalb der Heraldik interpretiert man die Arme des Grabkreuzes manchmal als „Lichtstrahlen“, die für die Auferstehung des gekreuzigten Jesus stehen könnten. Eine vorchristliche (sakrale) Bedeutung der Grabkreuze wird teilweise vermutet, konnte aber bislang nicht zweifelsfrei belegt werden.
Wappenbilderordnung
- Das Grabkreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) in der Abteilung „Kreuze“ unter der Nr. 0354 aufgenommen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
- ↑ Hier dargestellt gemäß: Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 288. Abb. 28
- ↑ Hier dargestellt gemäß: Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 153. Abb. 26