Otelles
Otelles (Singular: otelle) und Mandeln (Plural; auch Mandelkerne oder selten Lanzenspitze/Lanzeneisen/Lanzenflügel genannt) sind in der Heraldik nicht einheitlich verwendete beziehungsweise mehrdeutige Begriffe, die im Zusammenhang mit unterschiedlichen Wappenfiguren und weitgehend mandelförmigen Farbflächen verwendet werden.
Vorbemerkung
Der Ausdruck Otelle ist der gallischen Sprache entlehnt und wird übersetzt mit:
Die erste Variante ist gebräuchlicher und paßt zur Form und Darstellung des Wappenbildes. Unter anderem sind folgende, in der Darstellung ähnliche Wappenfiguren voneinander zu unterscheiden:
Wappenfigur | Erläuterung | Beispiel |
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(Gemeine) Otelles (Mandeln / Lanzenspitzen), schragenweise | In Silber vier (gemeine) rote Otelles (Mandeln; Lanzenspitzen/-eisen), schragenweise gestellt und mit den Spitzen in die Schildesecken gerichtet. Im Beispiel entspricht jeweils eine rote Farbfläche einer Otelle (Mandel, Lanzenspitze/-eisen), während die eigentliche Farbe des Wappenschildes Silber ist.
– Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[4] |
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Roter Mandelschragen (gemäß WBO, Nr. 0774) |
Der Mandelschragen ist ein Andreaskreuz („Schragen“), dessen vier Kreuzarme wie gleichförmige Otelles (Mandeln) erscheinen, die sich im Schild-/Feldzentrum jeweils mit einer ihrer Spitzen kreuzen und nach den Schildes-/Feldecken mit der jeweils anderen Spitze auslaufen. Im Beispiel ist die eigentliche Farbe des Wappenschildes Silber. | |
Silbernes Zirkelkreuz (gemäß Walter Leonhard) |
Als Otelles (Mandeln) könnte man auch die vier (freien) Flächen am Wappenrand bezeichnen, wenn in einem Wappenschild eine Ausprägung eines Grabkreuzes (Zirkelschlagkreuz, Zirkelkreuz oder ähnliches) erscheint, dessen Arme von Schildrand zu Schildrand reichen. Im Beispiel ist die eigentliche Farbe des Wappenschildes Rot, was man als vier rote Otelles (Mandeln) interpretieren könnte. | |
Silbernes Tatzenkreuz (gemäß WBO, Nr. 0355) |
Otelles (Mandeln) werden die vier (freien) Flächen am Schild-/Feldrand bezeichnet, wenn in einem Wappenschild ein Tatzenkreuz erscheint, dessen Arme von Schild-/Feldrand zu Schild-/Feldrand reichen. Im Beispiel entspricht der rote Bereich beziehungsweise die eigentliche Farbe des Wappenschildes vier roten Mandeln.
– Siebmacher/Gritzner (1889)[5]
– Gert Oswald: Lexikon der Heraldik (1984)[6] |
Geschichte
Darstellung
Otelles erscheinen gewöhnlich schragenweise angeordnet und in Vierzahl. Werden Otelles in Zweizahl, in anderer Anzahl oder nicht schragenweise dargestellt, ist dies zu beschreiben (zum Beispiel, wenn nur zwei rechte Mandeln erscheinen oder nur zwei linke, zwei obere, zwei untere et cetera). Otelles kommen in Wappen in allen heraldischen Farben vor (bevorzugt werden die Tinkturen Silber und Gold verwendet). Eine Belegung von Otelles mit anderen Wappenfiguren ist nicht gebräuchlich.
(Gemeine) Otelles
Otelles beim Tatzenkreuz
Abgrenzung
Alle Figuren, die Otelles genannt werden und der Mandelschragen unterscheiden sich ausdrücklich von Tränen/Säcken. Werden beispielsweise in einem Wappen vier Tränen/Säcke schragenweise gestellt, so sollten einerseits ihre vier Spitzen nicht wie bei den Mandeln zum Schild-/Feldrand zeigen, sondern im Schild-/feldzentrum zusammenstoßen; andererseits sollten sie kreisförmig/rund auslaufen, ohne den Schild-/Feldrand zu berühren.
Vier rote Tränen/Säcke, schragenweise
Weblinks
- Otelles, frz. wiktionary
- Otelles, ital. wiktionary
- Mandorle pelate, ital. wiktionary
- Otelle auf www.blason-armoiries.org
Einzelnachweise
- ↑ Stéphanie Félicité de Genlis: Die Botanik der Geschichte und Literatur oder die Pflanzen in ihren mythologischen, religiösen, bürgerlichen, sinnbildlichen, abergläubischen, sprichwörtlichen, literarischen, ästhetischen, und geschichtlichen Beziehungen. Band 1, Josef Anton Goebhardt, Bamberg/Würzburg 1813, S. 122.
- ↑ Saint-Allais, Nicolas Viton de: d'après le Dictionnaire encyclopédique de la noblesse de France. Paris. 1816.
- ↑ Ferdinand Leopold Carl Biedenfeld: Die Heraldik, oder populäres Lehrbuch der Wappenkunde. Verlag Bernhard Friedrich Voigt, Weimar 1846, S. 46 und Abb. 409.
- ↑ 4,0 4,1 Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 156.
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 278.
- ↑ Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 263. ISBN 978-3-411-02149-9