Kugelkreuz (Heraldik)
Der mehrdeutige Ausdruck Kugelkreuz bezeichnet im Wappenwesen (Heraldik)
- in einem weiten Sinn Wappenfiguren, die aus den Elementen Kugel/Kreis und Kreuz in irgendeiner Form bestehen, sei es, dass diese als geometrische/grafische Zeichen miteinander kombiniert werden, einem Körper oder realen Gegenstand nachempfunden sind oder in einer anderen Form eine gestalterische Figureneinheit bilden. Kugelkreuzfiguren sind im Wappenwesen in großer Vielfalt, in vielen Varianten und Derivaten gebräuchlich, zum Beispiel als Reichsapfel, als Kugelbesetztes Kreuz oder als gemeines/heraldisches Kugelkreuz et cetera.
- insbesondere im Kontext von Wappenbilderordnungen ein Ordnungs-/Oberbegriff für alle kugelkreuzförmigen oder kugelkreuzähnlichen Wappenfiguren.
- in einem engeren Sinn hauptsächlich ein spezielles Kreuz, dessen vier Arme aus sich berührenden Kugeln bestehen (auch Ballenkreuz, Münz(en)kreuz, Paternosterkreuz, Rundscheibenkreuz, Perlenkreuz oder ähnlich genannt; frz.: croix composée de boules; engl.: cross of roundels):
„Kugelkreuz ist -- wie schon der Name annäherungsweise sagt -- ein aus zusammenstossenden Kugeln gebildetes Kreuz und gehört zu den Seltenheiten (..)“
Darstellung
(Gemeines/heraldisches) Kugelkreuz
Die Fläche der Kugeln des (gemeinen/heraldischen) Kugelkreuzes sollten in etwa der Fläche eines gemeinen Kreuzes entsprechen (bzw. eines Lateinischen Kreuzes, welches bis zu den Schildrändern reicht). In überlieferten Darstellungen des Kugelkreuzes sind die Kugeln gewöhnlich vollständige Kreiskörper und zum Schildrand nicht durchbrochen, sondern anstoßend. Um das zu gewährleisten, berühren sich die Kugeln gewöhnlich nicht nicht direkt, sondern von Kugel zu Kugel werden kleine Zwischenräume genutzt, um die Gesamtfigur möglichst symmetrisch im Schild erscheinen zu lassen. Nach der neueren Heraldik bzw. der WBO sind einerseits eher halbe bzw. angeschnittene Kugeln zum Schildrand gebräuchlich, andererseits stoßen die Kugeln mit ihren Rändern direkt aneinander.
Nach Querfurth empfiehlt es sich, statt des mehrdeutigen Ausdrucks „Kugelkreuz“ dasselbe nur durch Angabe der Zahl und der Stellungen der zusammenstossenden Kugeln zu blasonieren, beispielsweise „neun goldene (zusammenstossende) Kugeln im gemeinen Kreuz“ oder „neun goldene Kugeln 1:1:5:1:1 zusammengestellt mit dem Rand sich berührend“.[1] Die Blasonierung, welche die Zahl und die Stellung der Kugeln angiebt, ist treffender als die mögliche Verwechslung mit anderen Kugelkreuzen (wie beispielsweise dem Reichsapfel).
Sind die Kugeln im Umfang signifikant groß, klein oder sehr klein, sollte dies angezeigt werden. Die heraldischen Literatur verwendet zahlreichen Ausdrücke, um die Kugelgröße für ein aus zusammenstossenden „Kugeln“ gebildetes Kreuz anzugeben (Kugelkreuz, Perlenkreuz, Münzenkreuz et cetera); je nach Quelle und Zeitgeist werden diese Ausdrücke jedoch bezüglich der Anzahl/Größe der Kugeln uneinheitlich definiert, teilweise sogar widersprüchlich bestimmt. Grob sollte differenziert werden, beispielsweise zwischen:
Name | Beschreibung: Kreuz, das sich aus ... | Beispiel |
---|---|---|
„Kugelkreuz“ (gemeines, heraldisches) |
ca. fünf bis neun großen Kugeln zusammensetzt | |
„Münzenkreuz“ | ca. zehn bis 15 kleinen Kugeln („Münzen“) zusammensetzt | |
„Perlenkreuz“[2] | ca. 15 bis 20 oder mehr (sehr) kleinen Kugeln („Perlen“) zusammensetzt |
„Stoßen die Kugeln nicht aneinander, so spricht man von kreuzweise gelegten Kugeln.“
Verwendung
Das seltene Kreuz befindet sich zum Beispiel im Wappen der Familien de Meester (Brüssel); außerdem nach Zobel bei einigen Familien im Raum Rheinland-Pfalz: Adendorf, genannt Blanes (1366), Dintzeckhausen/Diezenkausen/Deycenhusen (1304), Dintzeckhausen, genannt Ellingen (1533), Holtzheim, Kaltenbach (1543), Rondorf/Rundorp (1383, 1394).
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Abgrenzung
Grundsätzlich sollte man das (gemeine) Kugelkreuz nicht mit Kreuzen verwechseln, die ebenfalls mit Hilfe von Kugeln oder kugelartigen Stilmitteln gestaltet sind und in gewissem Sinne ähnlich aussehen, zum Beispiel einem Schuppenkreuz, wo „Kugeln“ (Schuppen) so dicht nebeneinander sitzen, dass sie einander überlappen und zu einer gemeinsamen Form „verschmelzen“, einem kugelbesetzten Kreuz, einem Kolbenkreuz et cetera.
Wappenbilderordnung
- Das Kugelkreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0371 aufgenommen.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 78 und S. 112
- ↑ Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. S. 289. Abbildung 10. ISBN 3-8289-0768-7
- ↑ Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut, Mannheim, Wien, Zürich 1984, ISBN 3-411-02149-7, S. 302 (Digitalisat [abgerufen am 29. Februar 2020]).