Schlangenkreuz

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Grundformen des Schlangenkreuzes
 
(Gemeines) Schlangenkreuz,
linksgewendet (natürlich)
 
Doppelschlangenkreuz (natürlich)

Ein Schlangenkreuz (auch Schlangenkopfkreuz genannt, französisch croix gringolée; englisch cross anserated, cross gringoly ist in der Heraldik ein Kreuz, dessen Arme am Ende in Schlangenköpfe auslaufen. Es erscheint in zwei Grundformen und in unterschiedlichen stilistischen Ausprägungen (heraldisch bzw. natürlich):

  • Grundform Schlangenkreuz (gemeines): Die vier Arme des Schlangenkreuzes laufen am Ende in je einen Schlangenkopf aus.
  • Grundform Doppelschlangenkreuz: Die vier Arme des Schlangenkreuzes laufen am Ende in je zwei Schlangenköpfe aus.

Die Grundform Doppelschlangenkreuz (mit acht Schlangenköpfen) ist bei der Wappenbeschreibung gegebenenfalls explizit zu erwähnen; ohne Spezifizierung wird das gemeine Schlangenkreuz mit vier Schlangenköpfen bevorzugt.

Geschichte

1369-1414: Doppelschlangenkreuz (heraldisch)
(Wappen Johan II. Huyn, Herr von Amstenrade; nach Armorial Gelre)

Die genaue Datierung des ersten Auftretens eines Schlangenkreuzes in einem Wappen ist derzeit (Stand 2024) aufgrund unzureichender Forschungen unklar. Spätestens an der Wende vom 14. zum 15. wird es im europäischen Wappenkulturraum einer breiteren Öffentlichkeit sichtbar. Beispielsweise erscheint im Armorial Gelre (1369-1414) in Silber ein rotes (heraldisches) Doppelschlangenkreuz im Personenwappen von Johan II. Huyn, Herr von Amstenrade.

Darstellung

Die historischen Darstellungen der Wappenfigur Schlangenkreuz reichen stilistisch

  • von Kreuzen, deren Armenden mit fabelartigen „Drachenköpfen“ geschmückt sind, jeweils mit wolfs- bis krokodilförmigen Maul und ebensolchen Zähnen sowie mit zwei spitzen, fledermausartigen Ohren, gelegentlich auch mit einem „Haarschopf“ (heraldische Darstellung)
  • bis zu Kreuzen, deren Armenden mit wenig stilisierten „Schlangenköpfen“ verziert sind, die dem Idealdbild echter Schlangenköpfe (gemeinhin mit einem charakteristischen langen Giftzahnpaar im Oberkiefer und einer typischen Schlangenzunge) nachempfunden sind (natürliche Darstellung)

Im historischen Wappenwesen, sind diese stilistischen Unterschiede von untergeordneter Bedeutung. Je nach Wappenaufriss erscheinen beispielsweise die Schlangenköpfe des Doppelschlangenkreuzes im Hyun-Familenwappen mal ‚heraldisch‘, mal ‚natürlich‘.

Stammwappen Haus Huyn, Herren von AmstenradeWp Insigne Nederlandicum.png (Aufrisse nach Wappenwiki, 2012)
Doppelschlangenkreuz (‚heraldisch‘)
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Doppelschlangenkreuz (‚natürlich‘)

In der neueren, ausdifferenzierteren Heraldik sollten die jeweils gegebenen Gestaltungsmerkmale in einer Wappenbeschreibung dezidiert angesprochen werden.

Tingierung

Die Wappenfigur Schlangkreuz erscheint in Wappen bevorzugt in Rot oder Silber, kann aber auch in allen heraldischen Farbe geführt werden. Die Zungen der Schlangenköpfe können abweichend zum Schlangenkopf und die Schlangenköpfe abweichend zum Kreuz gefärbt sein. Farbabweichungen sind zu melden, anderenfalls wird davon ausgegangen, dass die Gesamtfigur gleichförmig tingiert ist und alle Schlangenzungen und Schlangenköpfe sowie das eigentliche Kreuz dieselbe Farbe besitzen.

Blickrichtung und besondere Zusammenfügung der Einzelelemente

Beim Doppelschlangenkreuz schauen sich die beiden Köpfe an je einem Arm in der Regel nicht nicht an. Sollen sich die beiden Köpfe an einem Armende anschauen, so ist dies in der Wappenbeschreibung ausdrücklich zu melden. Üblicherweise gehen bei einem Schlangenkreuz die vier Kreuzarme ausgewogen und ohne trennende Konturlinien in die Schlangenköpfe über (was mitunter mit Ausdrücken wie „besteckt mit ...“, „ausgebildet als ...“ beschrieben wird). Kommen die Schlangenköpfe dagegen aus den Kreuzarmen hervor, so dass sie als eigenständige Gestaltungselemente erscheinen, sollte dies in der Wappenbeschreibung ausdrücklich vermerkt sein („wachsend aus ...“).

Schlangenkreuz (Tafel VI. Figur 40.): dessen Arme in Schlangenköpfen und Doppelschlangenkreuz (Tafel VI. Figur 41.) dessen Arme in je 2 Schlangenköpfe ausgehen.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]
 
 
 
Schlangkreuz (Illustrationsbeispiele)

Wappen und Wappenderivate der Familie Huyn von Amstenraedt

„Das Wappen des Familienzweigs HuynW-Logo.png von Amstenraedt (auch Amstenrade oder Anstenraidt geschrieben) bestand aus einem weißen (Doppel- -- Anm. der Red.) Schlangenkreuz in Rot gelegt mit weißem Herzschild, worin drei rote Kugeln sind. Auf dem am Schild befindlichem Helm ist ein wachsender Drache angebracht““

Wikipedia (2012)[2]
Gemeinde- und Städtewappen mit integriertem Wappen der Familie Huyn
Wappen von Jabeek
Wappen von Merkelbeek
Wappen von Bingelrade
Wappen von Oirsbeek
Wappen von Onderbanken
Wappen von Schinnen
Wappen von Schinveld
Wappen der Gemeinde Geleen

Wappen der Familie Othegraven

Auch die Familie OthegravenW-Logo.png führt ein Doppelschlangenkreuz als gemeine Figur in ihrem Wappen.

Schlangenkreuz versus Adlerkreuz

In welchen Fällen Schlangenkreuz und Adlerkreuz übereinstimmen, in welchen sie voneinander abzugrenzen sind, ist wissenschaftlich nicht hinreichend geklärt. Deutlich unterscheidbare Gestaltungselemente (hier „Adlerschnabel“, dort „schlangen-/drachen-/wolfsartiges Maul“) werden in der Regel erst in der neueren, ausdifferenzierteren Heraldik in einer Wappenbeschreibung dezidiert angesprochen. Im historischen Wappenwesen, sind diese stilistischen Unterschiede von untergeordneter Bedeutung. Bemerkenswert ist, dass manchmal ein und dasselbe Wappen einmal mit Schlangenköpfen und einmal mit Adlerköpfen dargestellt wird (siehe nachstehend die Wappenaufrisse für das Wappen von Montfort-sur-MeuW-Logo.png). In Einzelfällen muss bei älteren Wappen offenbleiben, welches Kreuz - Schlangen- oder Adlerkreuz - ursprünglich als Wappenbild festgelegt war.

alternative Beschreibung
Griechisches Kreuz, aus dessen Armenden je 2 voneinander abge­wen­de­te goldene Adlerköpfe wachsen
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Zweilappenkreuz, aus dessen Armenden je 2 voneinander abge­wen­de­te goldene Schlangenköpfe wachsen
Wappen Montfort-sur-MeuW-Logo.png[3]

Wappenbilderordnung

Weblinks

 Commons: Schlangenkreuz in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Show-handle-HW.png Bernhard Peter: Besondere Motive: Doppelschlangenkreuz

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889.
  2. Seite „Huyn“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Mai 2012, 10:55 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Huyn&oldid=103706292 (Abgerufen: 29. August 2012, 11:51 UTC)
  3. Wappenbeschreibung: „D'argent à la croix ancrée de gueules gringolée d'or de huit pièces.“