Mühleisenkreuz
Das Mühleisenkreuz (frz.: croix nillée; engl.: cross moline) ist in der Heraldik eine Bezeichnung für mehrere unterschiedliche Kreuzformen, unter anderem für:
- für ein Kreuz, dessen vier Arme am Ende in zwei leicht gebogene Spitzen „gespreizt“ sind (vergleichbar dem Ankerkreuz, die Enden jedoch weniger umgebogen; ohne [quadratischen] Durchbruch beziehungsweise ohne [quadratisches] Loch)[2]. Neuerdings wird für diese Figur der Ausdruck Kreuz mit zweilappigen Enden oder Zweilappenkreuz empfohlen.
- für ein Kreuz, dessen vier Arme am Ende in zwei gebogene Spitzen „gespreizt“ sind (vergleichbar dem Ankerkreuz, die Enden jedoch weniger umgebogen), das darüber hinaus in der Mitte quadratisch gefüllt[3] oder durchbrochen ist.
- für ein (gekürztes, schwebendes) Kreuz, dessen kreisförmige Mitte durch eine auf die Spitze gestellte, viereckige Aussparrung durchbrochen ist.[4]
Etymologie
Die Bezeichnung Mühleisenkreuz („moline“ ist das altfränzösische Wort für „Mühle“) verweist auf die Ähnlichkeit des Motivs mit einem Mühleisen beziehungsweise mit der eisernen Klammer des oberen Mühlsteins („Anker-/Mitnehmereisen“, „Haue“).
Darstellung
Das Mühleisenkreuz, das im weitesten Sinn einem Mühleisen nachempfunden ist, basiert allgemein auf der Grundform eines griechisches Kreuzes, das heißt, alle seine Arme sind gleich lang und gegenüber einem gemeinen Kreuz gekürzt.
Zweilappenkreuz
Die traditionelle Begrifflichkeit kennt ein „Mühleisenkreuz (ohne Loch)“, das wie ein Ankerkreuz geformt ist, jedoch mit nicht ganz so stark nach hinten umgebogenen und gespaltenen Enden (wobei jedes Ende zwei kurze typische „Haken“ besitzt). Im Schwerpunkt dieser Betrachtung ist dabei nicht eine unverwechselbare durchbrochene (viereckige) Mitte, wie sie für ein Mühleisen charakteristisch ist, sondern die Form der Kreuzarme. Es empfiehlt sich, diese Form -- in Analogie zum Dreilappenkreuz -- als Zweilappenkreuz zu melden, um Verwechslungen mit einem „Mühleisenkreuz mit Loch“ oder einem Ankerkreuz zu vermeiden .
Dreilappenkreuz
(gemäß WBO Nr. 0361)
Durchbrochenes Mühleisenkreuz
Von dem „Mühleisenkreuz ohne Loch“ ist ein durchbrochenes Mühleisenkreuz („Mühleisenkreuz mit Loch“) zu unterscheiden. Die genaue Form, wie ein Mühleisenkreuz durchbrochen ist, sollte gemeldet werden.
Mühleisenkreuz, rautenförmig durchbrochen
(Illustrationsbeispiel)
Abgrenzung
Das Mühleisenkreuz ähnelt dem (gemeine) Ankerkreuz und dem Schneckenkreuz. Die drei Formen sind in heraldischen Darstellungen nur sehr schwer oder gar nicht zu unterscheiden. Im Einzelfall sind die Wappenbeschreibung, Wappenstifter oder Wappenführender hinzuzuziehen, um das Motiv zu bestimmen. In der Früh- und Blütezeit der Heraldik grenzte man diese Kreuzformen nicht exakt voneinander ab. Erst in der jüngeren Heraldik gibt es das Bestreben, zwischen den drei (und weiteren, ähnlich aussehenden Wappenmotiven) zu unterscheiden:
Name | Beschreibung | Illustrationsbeispiele |
---|---|---|
Mühleisenkreuz | Die Rundungen der zwei gebogenen Spitzen an jedem Kreuzarm sind nur schwach ausgeprägt. Die Kreuzarmeenden gleichen Mühleisen. | |
Die Rundungen der zwei gebogenen Spitzen an jedem Kreuzarm sind stark („ankerförmig“ oder „sehr lockig“; engl.: „very curly“) ausgeprägt. Die Kreuzarmenden gleichen Widder-Hörnern oder einem stilisierten Anker. | ||
Die Rundungen der zwei gebogenen Spitzen an jedem Kreuzarm sind komplett spiral- beziehungsweise kreisförmig („schneckenförmig“) gewunden. |
Symbolik
Das Mühleisenkreuz ist in der Heraldik ein Beizeichen und symbolisiert den 8ten Sohn.
Wappenbilderordnung
- Das Mühleisenkreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0360 aufgenommen.
- Das durchbrochene Mühleisenkreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0360.A aufgenommen.
Weblinks
Bernhard Peter: Besondere Motive: Das Mühleisen und abgeleitete Formen
Einzelnachweise
- ↑ Wappenbeschreibung: „Gules, a fer-de-moline argent over all a bendlet azure.“
- ↑ Wappenbilderordnung. Symbolorum armorialium ordo, hrsg. vom Herold - Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin. Bearb. von Jürgen Arndt und Werner Seeger, 2 Bde, 2. ergänzte u. berichtigte Aufl., Neustadt a. d. Aisch 1990-1996 (kurz: WBO). Bd. 1.: Wappenbilder; Bd. 2: General-Index.
Editorische Notiz: Zugleich Neubearbeitung des Handbuchs der heraldischen Terminologie von Maximilian Gritzner (Einleitungsband, Abt. B des Neuen Siebmacherschen Wappenbuches, Nürnberg, 1890). S. 72/73. - ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 37.
- ↑ Vgl.: Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Mannheim, Wien, Zürich. 1984. S. 276;
Leonhard, Walter: Das grosse Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung, Bechtermünz-Verlag 2003. ISBN 3-8289-0768-7. S. 291.