Dornenkreuz
Das Dornenkreuz (auch Kerbkreuz, gedorntess Kreuz, gekerbtes Kreuz; frz. croix engrêlée; engl.: cross engrailed) ist in der Heraldik eine Wappenfigur, die in Form eines gemeinen Kreuzes erscheint, dessen Begrenzungslinien den Dornenschnitt aufweisen.
Das Dornenkreuz wird in der heraldischen Literatur unter anderem den Sonderformen Kreuz oder den Heroldsbildern zugeordnet (wenn die Kreuzarme bis zu den Schildrändern reichen) respektive den gemeinen Figuren (wenn die Kreuzarme nicht bis zu den Schildrändern reichen, es also schwebend im Wappen erscheint).
Darstellung
Das Dornenkreuz erscheint als gemeines Kreuz, dessen Begrenzungslinien sich wiederholende kleine, nach außen zu den Schildrändern zeigende, dornenartigen Spitzen und kleine halbkreisförmige, zur Schildmitte zeigende Bögen aufweisen.
„Dornenkreuz (Tafel V. Figur 106.): ist nach außen offenen'; beim Lappenkreuz (Tafel V. Figur 107.) in nach innen offenen Bögen (..)“
Es kann in allen heraldischen Tinkturen im Wappen auftreten.
Drei schwebende Dornenkreuze im Wappen von Womrath[2]
Dornenkreuz Wappen Gymnich und Derivate
Das Dornenkreuz erscheint im Stammwappen derer von Gymnich sowie in zahreichen Derivaten/Varianten dieses Stammwappens.
„Das Stammwappen der Gymnich zeigt im silbernen Schild ein gedorntes (..) rotes Kreuz[3], auch Kerbkreuz (..) genannt. Dieses Kreuz war ein verbreitetes Wappenbild in der Region westlich und südlich von Aachen. Dass die Farbgebung vom Georgskreuz, dem Symbol der Kreuzfahrer, übernommen wurde, war wohl kein Zufall, denn die Ritter von Gymnich zählten zu den Kreuzrittern (siehe unten Abschnitt "Geschichte"). In früherer Zeit und in Nebenlinien wurden die Farben manchmal variiert: Statt rot/silber trat auch silber/rot, rot/gold, schwarz/silber, blau/silber und silber/blau auf. Allen Varianten gemein blieb aber das gedornte Kreuz.
Die Zier auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken[3][4] variiert in verschiedenen Abbildungen. Die ursprüngliche Helmzier war (auf einem roten Turnierhut mit silbernem Stulp) eine stehende natürliche (oder rotbewehrte silberne) Ente vor einem schwarzen Hahnenfederbusch (alternative Beschreibung: schwarze Schilfstaude).[5] [3][6] Johann Siebmacher zeigt eine natürliche Ente vor einem Schilfhalm.[7] Auch wurde das Schildbild zwischen einem schwarzen offenen Flug[8] oder ein natürliches Schilfhuhn im grünen Schilf dargestellt.[9]“
Wappenbild der Beissel von Gymnich im 2. Feld des Wappens von Bullay
Dornenleistenkreuz
Wenn die Kreuzarme eines Dornenkreuzes nicht die Breite eines Balken beziehungsweise Pfahles besitzen, sondern zur Breite einer Leiste („Leistenstärke“) respektive eines Stabes („Stabstärke“) vermindert sind, die Gesamtfigur also eher an ein Leistenkreuz als ein „gewöhnliches“ Kreuz angelehnt ist, sollte das Motiv ausdrücklich als Dornenleistenkreuz angesprochen werden.
Abgrenzung
- Das Gegenstück zum Dornenkreuz ist das Schuppen- beziehungsweise Lappenkreuz, bei dem die kleinen Bögen zu den den Schildrändern auslaufen und die Spitzen (Dornen) zur Schildmitte zeigen.
Wappenbilderordnung
- Das gedornte, gekerbte Kreuz wurde in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) im Abschnitt Kreuze unter der Nr. 0369 aufgenommen.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise und Literatur
- ↑ J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 35.
- ↑ Wappenbeschreibung: „In Blau 3 (2:1) goldene Dornenkreuze.“
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Johann Siebmacher, Otto Titan von Hefner: J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch: Der Adel des Königreichs Preußen. Band 1, Band 3. Bauer & Raspe, 1857, S. 2 (Volltext in der Google-Buchsuche).
- ↑ Bernhard Peter: Photos schöner alter Wappen: Schmidtheim. Internet. Abgerufen: 17. Januar 2011
- ↑ Johann Friedrich Schannat: Eiflia Illustrata oder Geographische und historische Beschreibung der Eifel. Band 2. J. U. Mayer, Aachen/Leipzig 1829 (Volltext in der Google-Buchsuche).
- ↑ Mit dem zusätzlichen Turnierhut zum Beispiel bei der Darstellung des Ahnenwappens Gymnich auf der Grabplatte für Kuno zu Eltz (* vor 1475; † nach 5. Februar 1529) in der Pfarrkirche St. Martin und Severus in Münstermaifeld (vgl. Bernhard Peter: Pfarrkirche St. Martin und Severus in Münstermaifeld: Grabplatte für Kuno von Eltz; vgl. auch die dortige Blasonierung: „In Silber ein gedorntes rotes Kreuz. Helmzier ein roter Turnierhut mit silbernem Stulp, darauf eine stehende, rotbewehrte silberne Ente vor einem schwarzen Hahnenfederbusch (alternative Beschreibung als schwarze Schilfstaude). Helmdecken rot-silbern. Es gibt weitere Varianten der Helmzier“).
- ↑ Die Gymnich
- ↑ Otto Hupp: Münchener Kalender 1934. Verlagsanstalt München/Regensburg 1934, Seite 12
- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band I, Band 53 der Gesamtreihe, Seite 290
- ↑ Seite „Gymnich (Adelsgeschlecht)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. April 2016, 09:22 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gymnich_(Adelsgeschlecht)&oldid=153547944 (Abgerufen: 21. Mai 2016, 22:16 UTC)
- Benz, Karl Josef; Huber, Rudolf [Red.]: Kirchengeräte, Kreuze und Reliquiare der christlichen Kirchen (= Glossarium artis = Wörterbuch der Kunst. Nr. 2). 3. Auflage. Saur, München 1992, ISBN 3-598-11079-0, S. 133 Bild 143.