Leistenkreuz

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Dieser Artikel behandelt die synonymen Ausdrücke „Leistenkreuz / Stabkreuz“ zu anderen Bedeutungen des Begriffs Stabkreuz siehe Stabkreuz (Begriffsklärung).
Leisten-/Stabkreuz
(nach Siebmacher, 1889)

Das Leistenkreuz oder Stabkreuz (französisch estrez oder étrez; englisch cross narrowed; lateinisch crux angusta) ist in der Heraldik ein gemeines Kreuz, dessen Kreuzarme nicht die Breite eines Balken beziehungsweise Pfahles besitzen, sondern zur Breite einer Leiste („Leistenstärke“) respektive eines Stabes („Stabstärke“) vermindert sind. Das Leisten-/Stabkreuz wird in der heraldischen Literatur unter anderem folgenden Wappenfigurengruppen zugeordnet:

Darstellung

Das exakte Stärke der Arme eines Leisten-/Stabkreuzes wird in der heraldischen Literatur unterschiedlich angegeben. Maximilian Gritzner bestimmt sie mit 17 der Schildbreite; Querfurth setzt dagegen das Stabkreuz mit dem Ausdruck Kreuzfaden gleich und bestimmt die Stärke um mehr als die Hälfte schmäler als ein gemeines Kreuz (etwa 23 der gewöhnlichen Balkenhöhe und Pfahlbreite).

Leisten- (oder Stab-) Kreuz (Tafel: V. Figur 83.): Kreuz zur Hälfte seiner natürlichen Breite, also gleich 17 der Schildbreite vermindert. Fadenkreuz, sobald es nur 114 der Schildbreite einnimmt.“

Siebmacher/Gritzner (1889)[1]

Stabkreuz will Dr. von Sacken Das genannt wissen, was bisher immer ganz treffend „Kreuzfaden“ (siehe dort) genannt worden ist und auch fernerhin so genannt werden möge. Wo irgend ein althergebrachter Ausdruck passend ist, soll man doch ja nicht ohn Noth die leidige Masse von Kunstausdrücken noch vermehren wollen! (..) Kreuzfaden nennt man ein um mehr als die Hälfte, etwa zwei Dritttheile der gewöhhnlichen Balkenhöhe und Pfahlbreite schmäler dargestelltes Kreuz (..)“

Curt Oswalt Edler von Querfurt (1872)[2]

Grundsätzlich gilt, daß das Leisten-/Stabkreuz im Rahmen der zur Verfügung stehenden räumlichen Gegebenheiten beziehungsweise nach der Gesamtharmonie im jeweiligen Wappen gestaltet werden sollte. Im Normalfall ist das Leisten-/Stabkreuz signifikant schmäler als ein gemeines Kreuz und signifikant breiter als ein Fadenkreuz. Man unterscheidet in der Heraldik nicht geometrisch-mathematisch exakt, sondern unscharf zwischen:

verbreitert
(> 100%)
normal
(100%)
schmale Ausprägung
(ca. halb so breit wie normal)
sehr schmale Ausprägung
(≘ Faden, weniger als halb so breit wie normal)
Verbreitertes Kreuz (Gemeines) Kreuz Leisten- oder Stabkreuz:
Die Breite der Kreuzearme entspricht in etwa jener einer Leiste respektive eines Stabes
Fadenkreuz
(Kreuzfaden, geschmälertes Leistenkreuz):
Die Breite der Kreuzarme entspricht in etwa jener des Heroldsbildes Faden.
Muster-Verbreitertes-Kreuz.png Siebmacher Kreuz.jpg
(gemäß Siebmacher)
Siebmacher Leistenkreuz.jpg
(gemäß Siebmacher)
Muster-Fadenkreuz.png
(gemäß WBO, Nr. 0301)

Varianten des Leistenkreuzes

Das Leistenkreuz kann in der Heraldik – wie das gemeine Kreuz – abgewandelt werden und erscheint in mehreren Formen (unterschiedliche Ausbildung der Begrenzungslinien, der Kreuzfläche, der Enden der Kreuzarme et cetera). In einer Wappenbeschreibung sollte die spezielle Änderung stets ausdrücklich gemeldet sein. Sind beispielsweise die Kreuzarme eines Leistenkreuzes im Dornenschnitt bzw. wie beim Dornenkreuz gestaltet, ist das Motiv ausdrücklich als „Dornenleistenkreuz“ anzusprechen. Bezüglich der heraldischen Farben gibt es keine Beschränkung. Grundsätzlich kann ein Leistenkreuz (wie andere Kreuze) auch nach seiner Figur oder in einer besonderen Art (eckig bzw. mittendurchbrochen, rund bzw. durchbohrt, rautenförmig) durchbrochen sein.

Wappenbilderordnung

  • Das Leisten-/Stabkreuz wurde zusammen mit dem Fadenkreuz in die Wappenbilderordnung (WBO) des Herold (Verein) in der Abteilung „Kreuze“ unter der Nr. 0301 aufgenommen.

Weblinks

Commons: Leisten-/Stabkreuz in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, Einleitungsband, Abteilung B: Grundsätze der Wappenkunst verbunden mit einem Handbuch der heraldischen Terminologie (Maximilian Gritzner). Nürnberg: Bauer & Raspe, 1889. S. 34
  2. Querfurt, Curt Oswalt Edler von: Kritisches Wörterbuch der heraldischen Terminologie. Nördlingen: Beck. 1872. Neudruck: Wiesbaden: M. Sändig. 1969. Seite 76.
  3. Wappenbeschreibung: „In Rot ein durchgehendes goldenes Leistenkreuz, auf dessen linkem Balken ein linksgewendeter, wachsender silberner Schwan, die beiden rechten und der linke untere Winkel damasziert.“